Schriesheim

Den Minigolfern geht die Arbeit nicht aus

Die große Krise vor 20 Jahren ist längst überwunden. Seit 2017 wurden fast 100.000 Euro investiert. Am Sonntag gastiert auf der Anlage die Bundesliga-Süd.

28.04.2023 UPDATE: 28.04.2023 06:00 Uhr 3 Minuten, 9 Sekunden
Michael Ritschel freut sich auf die Erstliga-Prominenz, die am Sonntag in Schriesheim spielen wird. Der große Stolz des Minigolf-Clubs: Alle 36 Bahnen wurden in den letzten Jahren komplett erneuert. Foto: Dorn

Von Micha Hörnle

Schriesheim. Bei den Minigolfern hat die Saison längst begonnen – meist startet sie direkt nach dem Mathaisemarkt –, und die Anlage am Sportzentrum ist wieder ein beliebter Treffpunkt für Freunde dieses geselligen Sports. Aber am Sonntag, 30. April, macht die Bundesliga-Süd Station in Schriesheim, denn die spielt, so sagt der Vorsitzende des Minigolfclubs Schriesheim (MCS), Michael Ritschel, "auf neutralem Grund".

Und das ist die MCS-Anlage, denn die erste Mannschaft der Schriesheimer – in der auch Ritschel dabei ist – ist kein Erst-, sondern ein Zweitligist (und die zweite MCS-Mannschaft ein Drittligist). Da wird es bei dem Spiel auf den 18 Filzbahnen schon etwas zu sehen geben, ist sich Ritschel sicher – und er rechnet schon mit einem gewissen Ansturm, auch wenn normale Gäste am Samstag und Sonntag nicht minigolfen können (die Anlage ist nur für Zuschauer geöffnet).

Der MCS hat in den letzten sechs Jahren ordentlich in seine zweimal 18 Bahnen (einmal aus Filz und einmal aus Faserzement, einst "Eternit" genannt) investiert. Zuerst waren 2017 die aus Filz dran, denn die alten aus Holz waren völlig verrottet; damals wurden 65.000 Euro ausgegeben.

Vor zwei Jahren, inmitten der Pandemie, waren dann die "Eternit"-Bahnen für 20.000 Euro an der Reihe. Das war alles schon ein gewaltiger Kraftakt, und die vielen Sponsorentafeln zeigen, wie der MCS – außer viel Eigenleistung – das alles finanziell stemmen konnte, nicht zuletzt auch dank der Zuschüsse des Badischen Sportbundes und der Stadt.

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Das ist durchaus ungewöhnlich, denn vor genau 20 Jahren machte der Verein noch ganz andere Schlagzeilen: Er war in eine tiefe finanzielle Krise gerutscht – was vor allem am Umzug 1992 von der Talstraße (beim Waldschwimmbad) ans Sportzentrum lag. Damals drückten hohe Zinsen; der Verein war auch noch viel kleiner; außerdem war man gerade aus der Ersten Bundesliga abgestiegen.

Die Krise damals, im Februar 2003, war so groß, dass der damalige Bürgermeister Peter Riehl als MCS-Vorstand in die Bresche springen musste, um die Finanzen zu ordnen. Unter Michael Ritschels Vater Reiner stabilisierte sich der MCS schnell, aber erst im letzten November waren nach 30 Jahren alle Verbindlichkeiten getilgt. Und auch Michael Ritschel bekennt, dass er wegen der Umschuldung "viele schlaflose Nächte gehabt" hat.

Dann standen vor sechs Jahren gleich die nächsten Investitionen an, vor allem die an den Bahnen: "Entweder wir verwirklichen die große Lösung, oder wir geben auf", so Ritschel. Und dann machte man in nur drei Jahren die Bahnen neu – und der Verein mit seinen rund 130 Mitgliedern zog mit. Die nächsten Projekte sind eine neue Toilettenanlage und ein Kinderspielplatz.

Wichtig ist Ritschel vor allem, dass die ganze Anlage "offen für jeden" ist. Man soll sich hier wohlfühlen: Das fängt bei dem Kiosk mit seinen "familienfreundlichen Preisen" (Ritschel) an, geht über den günstigen Tagespass fürs Minigolfen (vier Euro für Erwachsene, 2,50 Euro für Kinder) und endet bei einem Mitgliedsbeitrag von 70 Euro für aktive Spieler: "Das ist schon sehr erschwinglich, wenn man dafür ein ganzes Jahr auf der Anlage spielen kann."

Das hat sich herumgesprochen: 15.000 bis 17.000 Gäste kommen pro Jahr hierher – und nicht alle wollen nur minigolfen: Hier feiern Firmen genauso wie Schulklassen, sogar eine Hochzeit gab es mal hier: "Man kann alles mieten, wir haben die komplette Ausstattung – sogar zum Grillen", sagt Ritschel. Einzig auf die Nachbarn müsse man Rücksicht nehmen, daher kann man nicht bis in die Puppen feiern.

Das Familiär-Gesellige liegt vielleicht daran, dass Minigolfer im Gegenzug zum "großen Golf" keinen Dünkel haben. Denn, so Ritschel: "Wir sind nicht elitär, bei uns spiegelt sich die gesamte Gesellschaft wider – vom Manager bis zur Kassiererin." Hier wird zusammen gefeiert – und eben auch zusammen geschafft.

Der große Unterschied zwischen den beiden Golf-Arten: "Bei denen machen es die Schläger, bei uns der Ball." Ritschel muss es wissen, er besitzt selbst an die 1000 Stück. Und bei jeder Bahn überlegt er sich, welcher Ball denn nun passen könnte: "Das ist eine richtige Tüftelei. Da investiert man eine Menge Zeit."

Und doch: "Minigolf wird oft belächelt", weiß der 38-Jährige, "wir gelten als Randsportart." Dabei sei man mit 3000 Minigolfanlagen in Deutschland und 20 Millionen gespielten Runden im Jahr "doch eher ein Volkssport mit einer hohen Reichweite".

Zumal der Vorsitzende, der als Broterwerb bei einem weltweit führenden Autozulieferer in Heidelberg arbeitet, auch so ziemlich alles tut – von der aktiven Pressearbeit bis hin zu einem regen Austausch in den sozialen Medien –, um seine Begeisterung für diesen Sport und dessen große Erfolge (wie im letzten Jahr die Deutschen Meisterschaften in Schriesheim) in die Welt zu tragen.

Zumal er sich selbst als "Minigolfverrückten" bezeichnet. Aber diese Verrücktheit "liegt in der Familie", bekennt Ritschel. Schon sein Vater spielt seit über 50 Jahren: "Ich bin da reingeboren und auf der Minigolf-Anlage aufgewachsen." Natürlich macht ihm der Sport Spaß, aber auch das Mitgestalten. Ritschel amtiert nun schon seit elf Jahren als MCS-Vorstand – und seither wurde "die Anlage kräftig umgekrempelt". Nächstes langfristiges Projekt: "Wir müssen mal ans Clubhaus ran. Und die Terrasse erweitern."

Die Arbeit hört für den zweifachen Familienvater Ritschel einfach nicht auf. Und die Begeisterung fürs Minigolfen und den Verein erst recht nicht.

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