Schriesheim-Altenbach/Ursenbach

Fibernet soll bis 2019 schnelles Internet in Ortsteile bringen

Gemeinderat votiert einstimmig für Ausbau durch Zweckverband

27.07.2018 UPDATE: 28.07.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 49 Sekunden

"Nächstes Jahr im Sommer werden die Leitungen liegen, hoffen wir", sagte Bürgermeister Hansjörg Höfer zum Glasfaser-Ausbau in Altenbach (hier im Bild) und Ursenbach. Foto: Dorn

Schriesheim-Altenbach/Ursenbach. (fjm) Dass ausgerechnet die Telekom daran schuld ist, dass sich der Gemeinderat schon vor der Sommerpause beim Internetausbau in den Ortsteilen gegen sie entschieden hat, grenzt an Ironie des Schicksals: Jahrelang hatte das Unternehmen kein Interesse an schnelleren Verbindungen in Altenbach und Ursenbach. Vor wenigen Wochen schließlich die Wende: Mittels "Vectoring" an den Verteilerkästen würde die Telekom in Altenbach sogar umsonst besseres Internet ermöglichen, lautete das Angebot. Nur Ursenbach würde außen vor bleiben.

Das wiederum setzte den Zweckverband "High-Speed-Netz Rhein-Neckar", auch "Fibernet" genannt, unter Druck. Der hatte im Auftrag der Stadt schon mit der Planung eines Glasfasernetzes in beiden Ortsteilen begonnen, das "Vectoring" der Telekom hätte einen solchen Ausbau technisch unmöglich gemacht.

Also ließ der Zweckverband, dem neben Schriesheim 53 weitere Kommunen und der Rhein-Neckar-Kreis angehören, die betreffenden Verteilerkästen für sechs Monate sperren. Eine Entscheidung musste her. Die hat der Gemeinderat am Mittwoch einstimmig getroffen: Der Zweckverband soll den Ausbau von Wilhelmsfeld aus übernehmen, auch wenn das die Stadt mindestens rund 463.000 Euro kosten soll. Jährlich könnten etwa 11.600 Euro dazukommen.

"Nächstes Jahr im Sommer werden die Leitungen liegen, hoffen wir", sagte Bürgermeister Hansjörg Höfer während der Sitzung. Er zweifelt allerdings daran, dass die Bauarbeiten im Kostenrahmen bleiben: "Das Problem ist, dass sich die Tiefbaufirmen ihre Baustellen im Moment aussuchen können." Dennoch war CDU-Stadtrat Karl Reidinger aus Altenbach davon überzeugt, dass sich die Kosten im Laufe der Jahre durch Einnahmen aus dem verlegten Netz amortisieren würden. Bernd Trotte (Grüne Liste) aus Ursenbach sprach dagegen nur von einem "kleinen Teil der Kosten", der wieder eingespielt werden könne.

Einig waren sich die Stadträte darin, dass schnelle Internetverbindungen inzwischen zur Grundversorgung gehören. "Eine vernünftige Anbindung ist vergleichbar mit Elektrizität", sagte GL-Stadtrat Trotte, der laut eigener Aussage selbst keinen DSL-Anschluss hat. "Das ist heute auch entscheidend für die Wahl des Wohnorts." Ein wichtiges Argument für den nur 150 Einwohner zählenden, kleineren Ortsteil Schriesheims. Rainer Dellbrügge (SPD) betonte, der Ausbau durch den Zweckverband sei fast schon eine Daseinsvorsorge: "Wir haben gar keine andere Möglichkeit, wenn wir alle Ortsteile versorgen wollen."

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Werner Riek, technischer Leiter des Zweckverbands, hatte zuvor, wie schon in den Sitzungen der beiden Ortschaftsräte betont, dass nur die Bevölkerung nur durch diese Art des Ausbaus langfristig mit hohen Internet-Geschwindigkeiten versorgt werden könne. Das "Vectoring" der Telekom hätte nur die schon verlegten Kupferkabel verbessert, die Trassen von "Fibernet" können künftig auch genutzt werden, um die Glasfaserverbindungen weiter auszubauen. "Wir hätten uns gewünscht, dass sich auch jemand von der Telekom den Fragen des Gemeinderats gestellt hätte", sagte Hans Beckenbach, Stadtrat der Freien Wähler. Doch das Unternehmen biete nichts Greifbares für Ursenbach, damit scheide diese Option aus. FDP-Einzelstadtrat Wolfgang Renkenberger sah in der Internet-Geschwindigkeit auch einen Wirtschaftsfaktor für die Ortsteile. "Die Telekom hat einfach nicht das bessere Angebot gemacht. An Fibernet führt kein Weg vorbei."

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