Schriesheim-Altenbach

Sanierungsgebiet "light" für junge Familien

Ortschaftsrat beantragt Vorbereitung - Modernisierungen wären bei Steuer absetzbar – Zuschüsse wird es wohl nicht geben

06.11.2018 UPDATE: 08.11.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 54 Sekunden

Laut Bürgermeister Hansjörg Höfer hat Altenbach in den vergangenen Jahren junge Familien als Einwohner verloren. Mit steuerlichen Förderungen für Sanierungen soll entlang der Hauptstraße nach Willen der Stadt bald mehr attraktiver Wohnraum entstehen. Foto: Dorn

Von Frederick Mersi

Schriesheim-Altenbach. Eigentlich sollte der Vortrag laut Ortsvorsteher Herbert Kraus nur eine Infoveranstaltung werden, doch auf einmal ging alles ganz schnell: Auf Anraten von Bürgermeister Hansjörg Höfer und Architekt Thomas Thiele beantragte der Altenbacher Ortschaftsrat am Montagabend, die Möglichkeiten für ein Sanierungsgebiet entlang der Hauptstraße auszuloten. Es wäre neben der Talstraße das zweite Areal mit Förderungen für Hauseigentümer, die ihre Immobilie renovieren wollen.

Die Stadtverwaltung hofft, das Altenbach dadurch als Wohnort vor allem für junge Familien interessanter wird. "Wir haben uns gefragt: Wie gelingt es, Menschen nach Altenbach zu bringen?", sagte Höfer am Montag. "Es gibt hier viele leer stehende Gebäude, aber auch Grundstückspreise, die noch angemessen sind." Die Festlegung eines Sanierungsgebiets war die logische Schlussfolgerung, zumal das vorgeschlagene Areal laut Architekt Thiele durch seine zentrale Ortslage geradezu dafür prädestiniert sei.

Allerdings gäbe es dafür weder Zuschüsse vom Land noch von der Stadt, weil Schriesheim mit der Talstraße schon ein Sanierungsgebiet ausgewiesen hat. "Mehrere solcher Gebiete gleichzeitig ausweisen und dafür Zuschüsse bekommen können nur sehr viel größere Kommunen wie Mannheim", so Thiele. "Das Attraktive an einem solchen Gebiet für Altenbach ist daher die steuerliche Abschreibung." Ein Sanierungsgebiet "light" also.

Entscheidet sich der Gemeinderat dafür, ein solches in Altenbach festzulegen, können Hauseigentümer auch bei eigener Nutzung bis zu 90 Prozent der Kosten für Renovierungen und Modernisierungen bei der Steuer geltend machen - ein indirekter, nachträglicher Zuschuss also, der vergleichsweise formlos bei der Stadt beantragt werden kann. Ob neue Wärmedämmung, eine effizientere Heizung oder nur ein ausgetauschtes Fenster: Viele Arbeiten werden damit in einem Sanierungsgebiet nachträglich deutlich günstiger. "Schwierig wird’s, wenn Sie nur die Fassade streichen wollen", so Thiele, der diese Prozesse in Schriesheim schon seit 2010 mitbetreut. "Es gibt nämlich auch eine Bagatellgrenze."

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Doch zunächst muss die Stadt untersuchen, ob es überhaupt einen Bedarf für das Sanierungsgebiet gibt. Dafür wird die Verwaltung im Rahmen einer Vorbereitenden Untersuchung auch die betroffenen Hauseigentümer befragen, so wie zuletzt entlang der Talstraße geschehen. Außerdem wird geprüft, ob es in dem Gebiet gravierende städtebauliche Missstände gibt.

Wichtig war dem Ortschaftsrat am Montag aber vor allem, dass sich Altenbach weiterhin um eine Aufnahme ins Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR) bemüht. Mit dessen Fördergeldern wurde unter anderem der Ortsmittelpunkt neu gestaltet. "Es wäre schade, wenn wir das jetzt einfach so beerdigen würden", sagte Karl Reidinger (CDU). "Wir sollten beides laufen lassen", fand Karin Malmberg-Weber von der SPD.

Dass dies zumindest für einzelne Anträge immer noch möglich sei, bestätigte Thiele am Montag. Ortsvorsteher Kraus war bezüglich der Erfolgsaussichten jedoch skeptisch: "Wir sind jetzt zweimal nicht reingekommen, wir sollten dem nicht weiter hinterherrennen." Eine erneute Bewerbung ausschließen wollten einige Räte aber nicht.

Obwohl Kraus Thieles Vortrag nur als Informationsveranstaltung angekündigt hatte, stellte der Ortschaftsrat so letztlich doch gleich einen Antrag für ein Sanierungsgebiet beim Gemeinderat. Wenn der zustimmt, könnte die Vorbereitende Untersuchung schon 2019 beginnen.

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