So lief die erste "Impfwoche" im Stadion
Fünf Sandhäuser Hausarztpraxen eröffneten mit Gemeinde ein Impfzentrum - Persönliches Verhältnis zu Patienten spart Zeit

Von Werner Popanda
Sandhausen. "Wir waren wirklich schon verzweifelt", blickt Karin Windisch spürbar mit Schrecken zurück. Und zwar deshalb, weil sie und ihr Ehemann Günther es unzählige Male per Telefon und über das Internet probiert hätten, im Impfzentrum Patrick Henry Village einen Impftermin zu erhalten. Geklappt habe dies aber nie. Jetzt ging es freilich ganz, ganz schnell. Denn die Hopfengemeinde hat bekanntlich in Kooperation mit der örtlichen Ärzteschaft im Gesellschaftsraum des Walter-Reinhard-Stadions ein eigenes Impfzentrum errichtet. Bereits am vergangenen Mittwoch wurden hier die ersten Spritzen gesetzt. Die RNZ hat in dieser ersten "Impfwoche" vor Ort mit einem der beteiligten Ärzte und Impflingen gesprochen.
Windisch berichtete weiter, dass sie am Dienstag die Praxis von Dr. Thomas Müller angerufen habe. Er ist der Hausarztes des Ehepaares. Gleich am darauffolgenden Mittwochmorgen habe sie der Rückruf erreicht – samt Vergabe eines Impftermins.
Nun würde ihr nicht nur ein Stein vom Herzen fallen, gesteht sie einen Tag später und unmittelbar nach ihrer Impfung mit dem Impfstoff Biontech ein: sondern gleich zig Steine. Und natürlich ist auch ihr Ehemann von der Impfaktion rundum begeistert. Kaum weniger begeistert ist Arzt Müller von der Gemeindeverwaltung, die obendrein auch noch für die regelmäßige Reinigung des Gesellschaftsraums sorge. Jedenfalls hätte er, so sein Fazit, in seiner Praxis schlicht und ergreifend keinen Platz für drei Impfkabinen und zwei Notliegeeinrichtungen gehabt.

Doch so flott wie offenkundig das Raumproblem bei der Impfung durch die lokalen Ärzte gelöst werden konnte, ist das Hauptproblem für ihn nach wie vor ganz und gar nicht gelöst: "Es ist der Mangel an Impfstoff", bringt er es auf den Punkt. Stünde mehr Impfstoff bereit, könnte und würde natürlich auch er "entschieden mehr impfen". Und das selbst dann, wenn eventuell andere Aufgaben in seiner Praxis, die es seit 2003 gibt, zurückstehen müssten. Nun erhalten hat er 42 Impfdosen – jedoch auch nur deshalb, weil er und seine Frau eine Doppelpraxis betrieben.
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Nach dem Ehepaar Windisch erwartete Müller im Abstand von jeweils sechs Minuten weitere 28 seiner Patienten zur Impfung. Da es sich um seine Patienten handelt, ergibt sich der große Vorteil, dass das ärztliche Beratungsgespräch vor Ort auch aufgrund von Vorgesprächen in der Praxis in der Regel recht kurz gehalten werden kann. Oder in den Worten von Müller: "Ich kenne die Leute."
Und ebendiese Leute hätten bei der telefonischen Rückmeldung hierfür gesorgt: "Was glauben Sie, wie das bei uns geklingelt hat!" Überhaupt, so sein Resümee, befinde er sich als "einzelner Helfer mit personeller Unterstützung schon am Anschlag". Wozu auch folgender Ausblick beiträgt: "In sechs Wochen kommen die 30 von heute zur Zweitimpfung und eventuell auch noch 30 zur Erstimpfung."
Was seine personelle Unterstützung anbelangt, kann schon von einer durchaus besonderen gesprochen werden. Denn diese besteht nicht nur aus Karin Rühle aus seinem Praxisteam. Sondern auch aus seinem 20-jährigem Sohn Armin, der den Impfwilligen am Eingang zum Walter-Reinhard-Stadion den richtigen Weg weist. Und sein 23-jähriger Sohn Victor kümmert sich nach eigenem Bekunden um den Aufbau, die Organisation und die "Durchschleusung".
Gleichfalls im Sandhäuser Impfzentrum mit von der Partie ist Hausmeister Walter Breiter, der diese Aufgabe seit 1994 unter seinen Fittichen hat. Nun hielt er mit Blick auf die Impfaktion folgendes fest: "Vor 27 Jahren hätte ich nicht gedacht, dass mal so etwas hier geschehen wird." Und wer hätte schon gedacht dass man jemals auf dem Parkplatz des Walter-Reinhard-Stadions auf der einen Seite auf ein Testzentrum blicken wird – und auf der Seite gegenüber auf ein Impfzentrum?!



