Kandidiert der Kämmerer bei der Wahl zum Bürgermeister?
Timo Wangler macht mögliche Bewerbung von Rückmeldungen aus Bevölkerung abhängig. Eine Entscheidung will er bis Ende Februar fällen.

Sandhausen. (luw) Seit zehn Jahren wacht er federführend über die Finanzen der Gemeinde, jetzt denkt er über eine Bewerbung um die Rathausspitze nach: Kämmerer Timo Wangler will bis Ende Februar über eine mögliche Kandidatur bei der Bürgermeisterwahl am 18. April entscheiden. Zunächst sucht er das Gespräch mit der Bevölkerung, um sich ein Bild von deren Rückmeldungen verschaffen.
"Nach 16 bewegten Amtsjahren verzichtet der seitherige Rathauschef Georg Kletti auf eine erneute Kandidatur", ist am Anfang der Mitteilung zu lesen, die Wangler nun veröffentlichte. "Ganz so eilig" wie die bereits bekannten Kandidaten Petra Weiß und Hakan Günes (CDU) habe er selbst es angesichts der erst am 30. Januar beginnenden Bewerbungsfrist zwar nicht. "Aber auch ich erwäge meinen Hut in den Ring zu werfen – falls die Bevölkerung und Sandhausens kommunalpolitische Akteure dies wirklich wünschen", heißt es weiter.
"Ich bin schon angesprochen worden, ob ich denn nicht kandidiere", berichtet Wangler im Gespräch mit der RNZ. "Das war aber für mich nicht der Grund zu diesem Schritt, ich mache mir unabhängig davon schon lange darüber Gedanken." Eine Kandidatur hänge für ihn letztlich davon ab, ob "ein gewisser Rückhalt" vorhanden sei und ob die "breite Masse" in seiner Person "das Format eines Bürgermeisters" erkenne. Dies sei insbesondere mit seiner Tätigkeit als Kämmerer zu erklären, als der er nach einer etwaigen Wahlniederlage auch weiterhin arbeiten wolle. "Unter meinen Gegenkandidaten wäre also auch mein zukünftiger Chef", erklärt der 46-Jährige.
Er betont, dass er parteilos ist "und auch als Bürgermeister parteilos bleiben wollen würde". Er strebe "ausdrücklich keine politische Karriere" an. Stattdessen will er als "parteipolitisch neutraler Bewerber" im Falle einer Wahl für alle Bürger "ein gleichermaßen guter, aufmerksamer und unvoreingenommener Ansprechpartner" werden. Entsprechend "fremd" sei ihm auch "parteitaktisches Gebaren". Inhaltlich habe er schon einige Ideen, sagt er auf Nachfrage. Aktuell sei es aber noch zu früh, darauf einzugehen. Zudem würden sich auch im Wahlkampf aus den Gesprächen mit Bürgern Themen ergeben, die er für eine künftige Arbeit als Rathauschef aufnehmen wolle.
Der Diplom-Verwaltungswirt (FH) arbeitet seit 19 Jahren im Rathaus der Hopfengemeinde. Dort begann er als Stellvertretender Kämmerer, seit 2011 leitet er die Kämmerei. Bereits seit 2000 lebt der gebürtige Schwarzwälder mit seiner Ehefrau Katja in Ketsch. Seine beiden Kinder, zwölf und 15 Jahre alt, gehen in Hockenheim zur Schule. Um ihnen einen Wechsel zu einer anderen Schule zu ersparen, würde er im Fall einer Kandidatur und eines anschließenden Wahlsieges wahrscheinlich nicht sofort mit seiner Familie nach Sandhausen ziehen. "Mittelfristig vorstellbar" sei dies aber, ergänzt er.
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Allerdings müsste er dann wohl eine neue Methode finden, um sich im Alltag fit zu halten: Die zweimal rund zwölf Kilometer Arbeitsweg von Ketsch nach Sandhausen und zurück lege er nahezu täglich mit dem Fahrrad zurück, wie er verrät: "Im Jahr 2020 bin ich an zehn Tagen nicht mit dem Rad gefahren."