Bürgermeister "drohen" 14 Kinder
"Jeder Hammerschlag ein Kind!": Hakan Günes hatte beim Fassanstich mit Problemen zu kämpfen.

Von Werner Popanda
Sandhausen. Wird Bürgermeister Hakan Günes Vater von sage und schreibe bis zu 14 Kindern werden? Sollte jener alte Brauerspruch zutreffen, den Max Spielmann als Chef der Plankstädter Weldebrauerei unmittelbar vor dem Fassanstich zur Eröffnung der Sandhäuser Kerwe auf dem Rathausvorplatz zitierte, dann gibt es auf diese Frage nur eine Antwort: Ja! Besagter Spruch prophezeit laut Spielmann: "Jeder Hammerschlag ein Kind!" Beim ersten Versuch, das Bierfass anzustechen, scheiterte Günes – inklusive zerbrochenem Bierkrug.
Woran es lag, lässt sich nicht so einfach beantworten. Doch hatte man den Eindruck, dass die Gummidichtung am Zapfzeug nicht korrekt angebracht worden war. Nach dem neunten Versuch wurde dies korrigiert und es folgten weitere Hammerschläge, wobei es allerdings zu unterschiedlichen Zählungen kam. Mindestens drei weitere stimmt wohl schon, fünf weitere könnten aber auch hinhauen. Jedenfalls floss jetzt der Gerstensaft, womit, wie Günes in seiner Kerweansprache bemerkte, die Luft auf der Bühne schlagartig nicht mehr ganz so trocken war. Zuvor hatte er mit Blick auf bestimmte Nachbarkommunen aber unbedingt dies festhalten wollen: "Wir Sandhäuser sind nicht die Einzigen, die sich auf das zweite Oktoberwochenende so freue, auch für Nußloch und Dilje ist es das Partyhighlight jedes Jahr aufs Neue, denn so was wie bei uns gibt’s nur einmal auf der Welt, für eine Kerwe wie unsere gäben die Nachbarn ihr letztes Geld."

Nicht ungeschoren davon kam aber auch die RNZ: "Doch ganz im Ernst, ich hätt‘ es beinah vergesse, noch viel geschockter war ich ja über das Echo der ‚RNZ Region Heidelberg‘-Presse, das größte Volksfest der Region soll die Leimener Weinkerwe sein, als ich das gelesen habe, fiel mir einfach wirklich nichts mehr ein, ja eine Frage stell’ ich mir als Sandhäuser da schon, gehört Leimen neuerdings zu einer anderen Region?"

In Sachen Reimkunst überhaupt nicht nach stand dem Bürgermeister fast schon erwartungsgemäß Kerweschlackel Jochen Köhler. Dessen Kerwerede fand natürlich erst nach seiner von Kerwepfarrer Holger Menges vollzogenen Trauung mit der von der Hamburger Reeperbahn stammenden Kerweschlumpel namens "Olivia von ‚Der großen Freiheit‘" statt. Im Mittelpunkt dieser Rede standen ebenso fast schon erwartungsgemäß der Rathauschef, die Kicker des SV Sandhausen, das Thema "Neue Mobilität in Sandhausen", das Geschehen in "Dilje", also im Leimener Stadtteil St. Ilgen, die lokalen Gemeindenachrichten, die Sanierung der Hardtwaldhalle, der neugestaltete Rathausvorplatz, das neue Gemeindelogo, die Seniorenarbeit vor Ort sowie die lokalen Klimaschutzbemühungen.
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Aus der Vielzahl der Köhler’schen Dichtkunst eine Auswahl zu treffen, ist sicher ein wenig gewagt. Doch das, was er über den Rathausvorplatz zu sagen hatte, dürfte es durchaus verdient haben, in voller Länge wiedergegeben zu werden: "Der neue Rathausvorplatz wurde der Öffentlichkeit feierlich übergeben, er bringt in die Ortsmitte von Sandhausen neues Leben, ihr könnt ihn alle von hier aus seh’n, mit Tischen und Bänken zum Verweilen, ist das nicht schön, die Tischplatten und Sitzflächen aus heimischen Holz, darauf sind wir besonders stolz, das Pflaster in hellen Farben sehr gelungen ist, man sieht halt jeden Dreck und Vogelschiss, zahlreiche Besucher den Platz auch rege nutzen, da muss der Bauhof eben häufiger putzen, die Oberflächen der Tische und Bänke laden förmlich dazu ein, da schnitz ich mal schnell meinen Namen, Initialen oder Blödsinn rein, deshalb wurde das Holz auch schon mehrmals erneuert, diesen Deppen gehört einfach mal eine gescheuert, die benehmen sich wie wilde Säue, zerstören Allgemeingut gedankenlos und ohne Reue, ihr könnt euch hier zwanglos treffen, ist es denn so schwer, die Sachen zu behandeln als ob es euer Eigenes wär?"
Kurz darauf zog Hakan Günes mit seinem Fassanstich den Schlussstrich unter die vom Musikverein wieder einmal mit herrlich flotten Rhythmen bereicherte Sandhäuser Kerweeröffnung. Und zum Schluss wurde auf dem brechend vollen Rathausvorplatz aus vielen Kehlen das "Badner-Lied" geschmettert. Trotz der Probleme beim Fassanstich war es also ein gelungener Kerwe-Auftakt.
Info: Heute geht die Kerwe ab 10 Uhr weiter. Am morgigen Dienstag ist ab 14 Uhr Familientag mit ermäßigten Preisen bei Fahrgeschäften. Um 19 Uhr beginnt am Rathaus der Umzug samt Einäscherung der Schlumpel.