Region Wiesloch

Podiumsdiskussion über Unterricht in der Pandemie legt Probleme offen

Die SPD-Veranstaltung offenbarte vielfältige Probleme. Mehr Struktur und klare Vorgehensweisen sind notwendig.

12.01.2021 UPDATE: 13.01.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 18 Sekunden
SPD-Landtagskandidatin Andera Schröder-Ritzrau (im Uhrzeigersinn) diskutierte mit Lehrerin Ute Sendner, Schülersprecherin Pauline Becker und SPD-Zweitkandidat Jaric Krumpholz. Foto: gaß

Von Klara Gaßner

Region Wiesloch/Walldorf. "Am liebsten würden wir wieder Unterricht in der Schule machen – aber sicher", erklärt Ute Sendner. Die Lehrerin an der Dielheimer Leimbachtalschule hat Hoffnung. Angesichts der weiterhin ernsten Corona-Lage bleibt es jedoch unklar, wann wieder der normale Präsenzunterricht in baden-württembergischen Schulen stattfinden kann.

Um gemeinsam Lösungen für den Umgang mit Corona in den Schulen zu finden, lud SPD-Landtagskandidatin Andrea Schröder-Ritzrau zu einer Online-Podiumsdiskussion unter dem Titel: "Wichtig. Jetzt zur Sache: Schulöffnungen, aber wie?" ein. Dabei diskutierten Sendner, die auch Kreis-Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft ist, Pauline Becker, die Schülersprecherin des Ottheinrich-Gymnasiums in Wiesloch, und Jaric Krumpholz, Zweitkandidat der SPD für die Landtagswahl. Etwa 30 Zuschauerinnen und Zuschauer nahmen an der Diskussion teil.

Sowohl Ute Sendner als auch Pauline Becker sind ganz nah dran am Geschehen in Schulen, ob im Unterricht mit Maske und Abstand oder "Homeschooling". Die aktuell gültigen Regelungen habe das Kultusministerium viel zu spät bekannt gegeben, kritisiert Sendner, die selbst erfahren hat, wie viel Organisation hinter Notbetreuung und Online-Unterricht steckt.

Ab der fünften Klasse wird derzeit wieder übers Internet unterrichtet, Grundschülerinnen und Grundschüler bekommen Arbeitsblätter und Aufgaben, die sie zu Hause erledigen müssen. Zusätzlich soll für die Klassen 1 bis 7 eine Notbetreuung angeboten werden, um Betreuungsengpässe zu vermeiden. In dieser Notbetreuung sollen die Kinder dann Aufgaben bearbeiten, was aber qualifizierte Betreuer und Lehrkräfte erfordere. SPD-Landtagskandidatin Andrea Schröder-Ritzrau fordert daher differenziertere Maßnahmen: "Wir brauchen mehr Struktur, klare Vorgehensweisen und Konzepte, bei denen wir uns an die Vorgaben des Robert-Koch-Instituts halten." Gerade im Bereich der Digitalisierung sei zu wenig passiert: "Deutschland hat digital den Anschluss verpasst." Lehrerinnen und Lehrer seien zu Pandemiezeiten mehrfach belastet: Sie seien nicht mehr "nur" Lehrer und Pädagogen, sondern auch Postboten, die ihren Schülerinnen und Schülern die Aufgaben bringen, und IT-Techniker, die versuchen, die Schwierigkeiten des Online-Unterrichts zu bewältigen.

Auch interessant
Region Wiesloch: Präsenzunterricht für die meisten Abschlussklassen startet nächste Woche
Unterricht in der Pandemie: Juso-Chefin und Göring-Eckardt fordern kreative Ideen
Corona-Beschränkungen: Was in den kommenden Wochen erlaubt und was verboten ist
Ferienende: Wie geht es mit dem Schulunterricht weiter?

"Die Pandemie trifft in Sachen Bildungsgerechtigkeit hart: Vielen Kindern fehlt es an Räumlichkeiten, technischen Mitteln und Betreuung", betont Jaric Krumpholz. Auch Pauline Becker artikuliert die Probleme des Online-Unterrichts klar: Klausuren könnten nicht geschrieben, der Lernstoff würde nicht verstanden werden und fehlende Ressourcen machten die Situation gerade für jüngere Schülerinnen und Schüler ohne Laptop schwierig.

Um ihnen die Situation zu erleichtern und wieder Routine in den Alltag der Jugendlichen zu bringen, fordert Schröder-Ritzrau neue Ideen und Konzepte wie Wechselunterricht oder Unterricht in nicht-schulischen Räumen, um Hygienekonzepte besser einhalten zu können. Meist gäbe es zwar genügend Hallen und Räume, die für Unterricht bereitstünden, jedoch seien diese nicht optimal, weiß Sendner: "Ohne Beamer oder Tafel können wir nicht unterrichten." Der normale Unterricht in Präsenz sei dennoch "wertvoller als alles andere". Viele zwischenmenschliche Erfahrungen und pädagogische Instrumente blieben bei Videokonferenzen auf der Strecke.

Für Pauline Becker steht bald das Abitur, dessen Termin mehrmals vor- und zurückverlegt wurde, an. Viele Hürden warten: Klassenarbeiten wurden verschoben und müssen nachgeholt werden, Aktionen der Schülermitverantwortung (SMV) fielen aus: "Es ist schade, dass uns Abschlussschülern das Virus so in Erinnerung bleiben wird und unsere letzten Jahre in der Schule prägt", bedauert Becker. In ihrem Schlusswort dankt sie ihren Lehrerinnen und Lehrern , die es trotz allen Schwierigkeiten möglich machten, den Unterricht interessant zu gestalten. Außerdem fordert sie mehr Investitionen für die Fortbildung von Lehrkräften: "Wenn mehr Know-how da wäre, könnten wir die Möglichkeiten, die Online-Unterricht bietet, auch außerhalb der Pandemie nutzen."

Jaric Krumpholz betont die Schwierigkeiten, die junge Menschen während der Pandemie geradezu überrollen: "Soziale Kontakte sind überaus wichtig für die Identitätsentwicklung in der Pubertät. Die fehlende Tagesstruktur wird für manche zum richtigen Problem."

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.