Windpark am Greiner Eck: Hat sich der Wind gedreht?
Greiner Ortsvorsteher hält Windkraft-Anlagen mittlerweile für "fragwürdig" - Keine Unterstützung von anderen Ortsbeiräten

Symbol-Foto: dpa
Neckarsteinach-Grein. (iz) Um die geplanten Windkraft-Anlagen am Greiner Eck ging es auch bei der jüngsten Sitzung des Greiner Ortsbeirates. Bürgermeister Herold Pfeifer sagte zum aktuellen Stand nur: "Sachstand ist: Der Bauantrag beim Regierungspräsidium Darmstadt ist gestellt." Ortsvorsteher Matthias Borst gab hingegen eine längere Stellungnahme ab. Er nahm Bezug auf die im April stattgefundene Sitzung, in der der Ortsbeirat einstimmig, also auch er, dem Bau dieser Anlagen zugestimmt hat. "Inzwischen aber", so Borst, "sehe ich hier einige Dinge anders."
Zum von den Windkraft-Gegnern befürchteten "Infraschall" wolle Borst nichts sagen, denn er habe von der Universität Heidelberg dazu eine Literaturrecherche machen lassen. Und diese habe ergeben, dass es keine belastbaren Studien über Schäden oder Nicht-Schäden dieser Emission gebe. Von Wirtschaftlichkeit aber verstehe er einiges, meinte Borst, der Europa-Verantwortlicher in einem amerikanischen Konzern ist. Deshalb halte er inzwischen den Windpark am Greiner Eck für "fragwürdig".
"Ich bin nicht gegen die Windkraft, aber nur da, wo es Sinn macht", betonte Borst. Er habe große Zweifel daran, dass Windkraft-Anlagen im Odenwald Sinn machen, da die Gegend als Schwachwindgebiet gelte. Ohnehin würde in Deutschland zu viel Strom produziert, der dann an andere Länder, zum Beispiel Österreich, verschenkt werde.
Er fühle sich als Ortsvorsteher verpflichtet - auch wenn er nur circa 120 Bürger vertrete - die Stadt an ihre Verantwortung zu erinnern, wenn sie die Flächen am Greiner Eck "für ein bis zwei Generationen" verpachte. Er formulierte deshalb drei Fragen: Wie stellt die Stadt sicher, dass die Windkraft-Anlagen wirtschaftlich und nachhaltig betrieben werden? Lässt die Stadt das Gutachten über die Windhöffigkeit von neutraler Seite überprüfen? Hat die Stadt den Geschäftsplan des Betreibers betriebswirtschaftlich überprüfen lassen?
Über diese Stellungnahme kam es zu einem heftigen Wortwechsel mit Beirat Rudolf Schmidt, der mit teilweise drastischen Worten diese Fragen ablehnte. "Wir haben den Beschluss gefasst", so Schmidt. "Die Wirtschaftlichkeit ist mir wurscht; die Betreiber (Anm. d. Red.: die Stadtwerke Viernheim) sind staatliche Betriebe." Für den Rückbau gebe es staatliche Vorgaben, und die Stadt habe nicht das Recht, Betriebe zu überprüfen.
Auch Stadtverordnetenvorsteher Ralf Kern, der als Gast im Publikum saß, meldete sich zu Wort: Man könne nicht allgemeine Fragen zum Thema einer Ortsbeiratssitzung machen, außerdem könne man heute nicht sagen, was in der Zukunft sei und jeder Betrieb trage ein unternehmerisches Risiko. Dieser Ansicht schloss sich auch Bürgermeister Pfeifer an. Da auch die beiden anderen Ortsbeiräte, Volker Bernert und Markus Sauer, die Stellungnahme von Borst nicht unterstützen wollten, wurde aus dem Antrag nichts.