Windpark Greiner Eck: "Haben nicht vor, auf die Bremse zu treten"

Die Arbeiten für den Windpark laufen trotz Klage auf Hochtouren - Die RNZ sprach mit Planer Jürgen Simon und gibt einen Überblick

15.04.2016 UPDATE: 16.04.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 56 Sekunden

Ein Blick in die Gegenwart: Eine Aufnahme vom fünften Windrad zeigt die weiteren vier auf dem Geisberg im Odenwald. Die Anlagen zwischen Erbach und dem Mossautal sind vergleichbar mit denen, die am Greiner Eck geplant sind. Foto: Joe Biermann

Von Nikolas Beck

Neckarsteinach-Grein. "Ich bin einer, der die Sorge um den Klimawandel und den politischen Willen zur Energiewende ernst nimmt, realisiere den ersten Windpark in Südhessen - und bin dadurch für einige der Buhmann." Jürgen Simon braucht derzeit wahrlich ein dickes Fell. Der Geschäftsführer der "3P Energieplan GmbH", die im Auftrag zweier Stadtwerke und einer Bürgergenossenschaft noch in diesem Jahr einen Windpark am "Greiner Eck" in Betrieb nehmen möchte, steht seit der Veröffentlichung der Pläne schwer unter Beschuss. Dass das zuständige Regierungspräsidium (RP) Darmstadt den Windpark vor zwei Monaten genehmigte, hat daran nichts geändert.

Unbeirrt kämpft eine Bürgerinitiative gegen den Windpark - gegen die Genehmigung wird momentan sogar geklagt. Zuletzt war es der Vorsitzende der "Naturschutzinitiative e.V." Harry Neumann, der - im Gegensatz zu den beiden ansässigen Kreisverbänden des BUND, die das Projekt befürworten - kein gutes Haar an den bisherigen Arbeiten sowie an der Genehmigungspraxis der Regierungspräsidentin Brigitte Lindscheid ließ. Aller Widrigkeiten zum Trotz treibt Simon die Arbeiten weiter voran und bemüht sich um eine Versachlichung der Diskussion. Die RNZ hat mit ihm gesprochen und gibt einen Überblick über den aktuellen Stand.

> Die ersten Arbeiten haben unmittelbar nach der Genehmigung begonnen. Beim Fällen der Bäume für die Zufahrtswege war Eile geboten, da dies nur bis Ende Februar erlaubt war. Im nächsten Schritt werde in den nächsten Tagen mit dem Wegebau begonnen, so Simon. Vom Parkplatz Kreuzschlag oberhalb von Grein wird man sich dann nach oben zu den Standortflächen arbeiten. Auf Erdarbeiten im Einzugsbereich der Quellen werde man aber solange verzichten, bis diese durch die nötigen Filteranlagen auch gesichert sind, betont Simon.

> Der Schutz des Trinkwassers ist nach wie vor ein großes Thema, das die Windparkgegner umtreibt. Die Befürchtung: Etwa bei Erdarbeiten und der Rodung von Baumwurzeln für die Wege und die Bauflächen könne aufgrund der geringen Bodendeckung Regenwasser relativ schnell in die Erde gelangen und zu einer Wassertrübung führen. Daher hat der Anlagenbetreiber zugesichert, die betroffenen Quellen - Langenthal und Campingplatz in Hirschhorn und Viehgrund in Neckarsteinach - mit Filteranlagen zu sichern. Mit der Nachrüstung soll in der kommenden Woche begonnen werden, kündigt Simon an. Mit Schönau sei man bezüglich der einzubauenden Anlage noch in Gesprächen. Im Übrigen habe man sich bereit erklärt, alle vier Quellen auszurüsten - Kostenpunkt immerhin mehr als 100 000 Euro - obwohl dies nur bei zweien zwingend nötig sei, erklärt der Planer.

> Die Klage der Bürgerinitiative habe indes noch keine Auswirkungen auf die Arbeiten gehabt. Simon rechne Mitte Mai mit einer Entscheidung des Verwaltungsgerichts Darmstadt über den Eilantrag, mit dem die BI eine aufschiebende Wirkung ihrer Klage wiederherstellen möchte. "Bisher haben wir nicht auf die Bremse treten müssen und wir haben es auch nicht vor", sagt Simon, der von der Rechtmäßigkeit der Genehmigung überzeugt ist. Man habe bei der Planung größte Sorgfalt walten lassen und etliche Gutachten erstellt, weil man in der Pflicht sei, alle relevanten Faktoren ordentlich nachprüfen zu lassen: "Der Eingriff in die Natur für den Windpark ist erwiesenermaßen vertretbar und - nimmt man die beunruhigenden Nachrichten zum Klimawandel ernst - sogar notwendig."

> Verstöße gegen die Nebenbestimmungen der Genehmigung hatten Mitglieder der BI sowie die Kommune Neckarsteinach bei den laufenden Maßnahmen am "Greiner Eck" ausgemacht und beim RP gemeldet. Simon räumt ein, angehört worden zu sein. Unter anderem wurden die eingesetzten Geräte - Harvester und Rückezug - beanstandet. Sie seien ohne die nötigen Schutzfolien abgestellt worden, so tropfe Öl in das hochsensible Erdreich, lautete der Vorwurf. Die Maschinen seien ausschließlich außerhalb der Wasserschutzzonen abgestellt worden, erklärt Simon. So wie dies auch während regulärer Forstarbeiten dort immer geschehen sei. Man müsse der BI zugutehalten, dass deren Mitglieder nicht immer Fachleute seien: "Sie sehen etwas, sind entsetzt und interpretieren es in ihre Richtung." Diese Vorwürfe habe man gegenüber dem RP bereits entkräften können. Lediglich bei den Vorkehrungen, die Trinkwasserversorgung zu sichern, gab es Beanstandungen, wie ein RP-Sprecher auf RNZ-Anfrage mitteilt. Dazu habe das RP zwei Bußgeldbescheide verhängt, die jedoch noch nicht rechtskräftig seien. Offenbar war es zu unterschiedlichen Auffassungen gekommen, was als Baubeginn gilt. Simon: "Wir haben uns nichts zu Schulden kommen lassen und wir werden dies gegenüber der Aufsichtsbehörde belegen."

> Vom geplanten, aber noch nicht genehmigten fünften Windrad gibt es noch keine Neuigkeiten. Die RP-Entscheidung über dieses war auf Wunsch des Antragsstellers zurückgestellt worden, weil erst das Vorkommen des Wespenbussards geklärt werden muss. Hier beginne in den kommenden Tagen die Raumnutzungsanalyse, eine weitere Untersuchung zum Schutz der Tierwelt, erklärt Jürgen Simon.

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