Straßenbahnbrücke kostet Eppelheim zehn Mal mehr als gedacht
In neun Monaten wurde das große Bauprojekt über eine Million Euro teurer - Räte tauschten vornehmlich alte Argumente aus

Archiv-Foto: Fink
Von Anja Hammer
Eppelheim. Der große Aufschrei blieb aus. Dabei haben sich die geplanten Kosten in einem Dreivierteljahr fast verzehnfacht. In ihrer Sitzung am Montagabend beschlossen die Gemeinderäte, die neue Straßenbahnbrücke bauen zu lassen - und zwar für fast 1,2 Millionen Euro. Zur Erinnerung: Als die Bürgervertreter den Grundsatzbeschluss im März fassten, hieß es, Eppelheim müsse sich nur mit 130.000 Euro an der Brücke beteiligen.
Thomas Weisenstein ist bei der RNV der Abteilungsleiter für die Planung des Millionenprojekts. Er war in den Bürgersaal gekommen, um die Räte auf den neuesten Stand zu bringen. So soll die Brücke über die Autobahn, die die Eppelheimer Hauptstraße mit der Eppelheimer Straße auf Heidelberger Seite verbindet, insgesamt um drei Meter schmaler werden und nur noch 21,70 Meter breit sein. "Wir sind auch genauer auf die Kosten eingegangen", so Weisenstein. "Heute können wir belastbare Zahlen vorlegen." Demnach werden die Kosten allein für die Brücke zwischen Eppelheim, Heidelberg und dem Regierungspräsidium Karlsruhe geteilt, Basis sei die Straßenkreuzungsrichtlinie.
Bei der Rechnung sind 1,179 Millionen Euro herausgekommen. Hinzu kommen für Eppelheim aber noch 455 000 Euro für die geplante Radwegunterführung und 666 000 Euro für den neuen Kreisel an der Hauptstraße in Höhe der Hildastraße. Zieht man Zuschüsse und den Kostenanteil der RNV ab, bleiben an Eppelheim insgesamt 1,8 Millionen Euro hängen. Im März wurden die Gesamtkosten übrigens auf 790 000 Euro beziffert.
Renate Schmidt (SPD) war die einzige, die ausführlicher auf diese Entwicklung einging. Sie hat sich offenbar die Protokolle der Sitzungen angeschaut, in denen das Thema auf der Tagesordnung stand. Und das waren seit Juni 2014 einige. Und oft blieben Fragen offen. "Es war mir wichtig, darzustellen, dass der Gemeinderat bisher in keiner Weise über die tatsächlich anfallenden Kosten informiert war", resümierte Schmidt.
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Isabel Moreira da Silva (Grüne) fand es "bedauerlich", dass die Kosten gestiegen waren, doch ansonsten waren diese in ihrer Stellungnahme eher nebensächlich. Vielmehr lieferte sie sich mit Trudbert Orth (CDU) eine Argumentationsschlacht pro und contra ÖPNV. Während die Grünen-Rätin in der Straßenbahn ohne Wenn und Aber einen "Glücksfall für Eppelheim" sieht, ist sie für die CDU eine Medaille mit zwei Seiten. Orths Fraktionskollege Linus Wiegand fuhr die harte Linie: "Die Straßenbahn bringt Stau." Er wurde allerdings von Orth gemäßigt: "Ohne den ÖPNV würde der Verkehr in Eppelheim zusammenbrechen", so Orth. Allerdings kritisierte er abermals die Kreiselpläne, die zu einem Stau für die Autofahrer führen werden. Der CDU-Sprecher erneuerte zudem seine Forderung nach einer gleichzeitigen Planung der Endhaltestelle. Hier hatte der RNV-Planer aber schlechte Nachrichten: "Die Endhaltestelle können wir nicht mehr beim Mobilitätsnetz einreichen, dafür ist es zu spät."
Guido Bamberger (EL) wetterte abermals gegen die Radunterführung. Und so wurden im Räterund hauptsächlich die alten Standpunkte ausgetauscht - und die große Neuheit, die explodierten Kosten, wurden mehrheitlich bewilligt. So kurz vor den Feiertagen könnte man es auch als frühzeitiges Weihnachtsgeschenk sehen. Die knapp 1,8 Millionen wären dann verteilt für jeden Eppelheimer fast 120 Euro - und das ist dann ja auch fast noch wenig im Vergleich zu den 450 Euro, die jeder Bundesbürger durchschnittlich für Weihnachtsgeschenke ausgibt...