So lief der erste "Alarmstufen-Tag" im Handel
Für nicht systemrelevante Läden gilt jetzt die 3G-Regel. Einige Betreiber sind verärgert, manche Kunden mussten draußen bleiben.

Von Agnieszka Dorn
Region Heidelberg. Das Schild am Eingang im Bekleidungsgeschäft Kreß im Lobbacher Ortsteil Waldwimmersbach informiert darüber: "In der Alarmstufe: Zutritt bitte nur noch mit 3G". Am Mittwoch wurde in Baden-Württemberg die Corona-Alarmstufe ausgerufen. Im Einzelhandel gilt daher die 3G-Regelung: Nur noch nachweislich Geimpfte, Genesene und negativ Getestete haben Zutritt. Wer diese Anforderungen nicht erfüllt, darf Geschäfte, die als nicht systemrelevant gelten, nicht mehr betreten. Die RNZ hat sich am Mittwoch in Geschäften rund um Heidelberg umgehört, wie sie damit umgehen.
"Wir haben mit gemischten Gefühlen das Geschäft geöffnet", sagt Nadine Rottenberger, Juniorchefin des Bekleidungsgeschäfts Kreß in Lobbach-Waldwimmersbach. Die Sorge steht ihr ins Gesicht geschrieben. Vorbereitet sei man gewesen, so Rottenberger. Der Handelsverband Nordbaden habe bereits vor einer Woche über die Regelung der Alarmstufe in einem Schreiben informiert. "Der Einzelhandelsverband empfiehlt, die Kontrolle nach den Nachweisen stichprobenartig durchzuführen", erklärt Rottenberger. Und so wurde es gestern gehandhabt. Zwei Kunden betraten das Geschäft: "Guten Tag, haben Sie einen Impf- oder Genesenennachweis dabei?", fragt Rottenberger – und fügt hinzu: "Oder einen Antigentest?" Das Paar zeigt per Handy den Impfnachweis vor. Die meisten Kunden sind vorbereitet und zeigen bereitwillig ihre Nachweise.
Laut der Luca-App, die mit Hilfe des Smartphones der Nachverfolgung etwaiger Infizierter dient, fänden im Einzelhandel ein Prozent der Ansteckungen statt, berichtet Nadine Rottenberger. Die Verordnung kann sie daher nicht nachvollziehen. "Die Politik hat in ganzer Linie in der Corona-Krise versagt", findet die Juniorchefin: Die Verordnungen träfen wieder diejenigen, die nichts dafür könnten. Das Geschäft befürchtet Kunden zu verlieren.

Von der neuen 3G-Regelung erfuhr indes Rolf Beck, Inhaber des Spielwarengeschäfts Villa Kunterbunt in Bammental, am Mittwochmorgen durch einen Facebook-Post des Bammentaler CDU-Landtagsabgeordneten Albrecht Schütte. Zunächst konnte er das nicht glauben. "Ich bin darüber absolut nicht erfreut, eigentlich bin ich entsetzt", macht Beck sein Unbehagen deutlich. "Wer lässt sich denn extra testen, um einkaufen zu gehen?" Vor allem aber: "Wo gibt es in Bammental Testmöglichkeiten?" Ihm werde die nicht geimpfte Laufkundschaft wegbleiben, fügt er hinzu. Dies bedeute weniger Umsatz. Profitieren werde davon der Online-Handel, meint Beck.
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Bei der Nußlocher Buchhandlung Jutta Kempf informiert indes das Schild mit der Aufschrift "3G – Geimpft, genesen, negativ getestet? Maske sitzt? Perfekt. Herzlich willkommen" über die neue Verordnung am Eingang. Sie habe heute schon eine ungeimpfte, sich noch in der Stillzeit befindende Mutter an der Tür bedient, erzählt Jutta Kempf. Ansonsten sei der Vormittag unauffällig verlaufen; nicht alle Kunden seien über die neuen Regeln informiert gewesen, hätten ihren Impfnachweis aber dabei gehabt. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels habe bereits Hinweise für die Einhaltung der 3G-Regelung an die Buchhandlungen geschickt. Darin steht unter anderem, dass Kunden regelmäßig spätestens an der Kasse kontrolliert werden sollten.

Gabriella Baruffaldi vom Nußlocher Kosmetikgeschäft "Profumi e più" indes war sich noch nicht sicher, ob ihr Betrieb systemrelevant sei. Denn das Geschäft hat eine kleine Annahmestelle für Pakete – und diese ist systemrelevant. Sie habe bei ihren Kunden vorsichtshalber nachgefragt, erzählt sie. Wer keinen Nachweis hatte, wurde vor der Tür bedient. Das habe sie in der "Lockdown-Phase" auch schon so gehandhabt.

Erleichtert hingegen ist Ulrike Hirt vom Bammentaler Blumengeschäft "Harmonie im Fachwerkhaus": Nach ihren Worten gelten Blumengeschäfte aufgrund der Frische der Pflanzen als systemrelevant. Auch das Optikgeschäft Reidel samt Juwelierabteilung in Nußloch hat Glück, denn Optik gilt ebenfalls als systemrelevant.
Gestiegen ist unterdessen der Testbedarf am Mittwochvormittag bei der Corona-Teststation in Nußloch. Hier geht man davon aus, dass dies mit der 3G-Regelung zusammenhängt.




