Radfahren in der Bammentaler Industriestraße

Schützt der Schutzstreifen überhaupt?

Das Radfahren in der Industriestraße soll sicherer sein – Die Gemeinde sieht kaum Verstöße, ein Anwohner spricht jedoch von einer Katastrophe

07.06.2017 UPDATE: 08.06.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 49 Sekunden

Schüler radeln in der Industriestraße nun auf einem Schutzstreifen. Lastwagen dürfen diesen überfahren, etwa bei Begegnungsverkehr, aber das Parken ist eigentlich untersagt. Fotos: Alex/privat

Von Nikolas Beck

Bammental. Es war mit Sicherheit eine der schöneren E-Mails, die Bürgermeister Holger Karl im Rathaus erreichten. Geschrieben hatten sie die Eltern des jungen Mädchens, das im März 2016 in der Industriestraße schwer verunglückte. Die damals 13-Jährige war auf dem Nachhauseweg von der Schule mit ihrem Rad gestürzt und vom Anhänger eines entgegenkommenden Lastwagens überrollt und schwer verletzt worden. Der Unfall brachte die endgültige Gewissheit: In der Industriestraße, die von vielen Schülern als Fahrradstrecke genutzt wird, musste etwas geschehen. Schließlich bereiteten auch das hohe Lastwagenaufkommen und das "wilden Parken" in der ohnehin sehr schmalen Straße Kopfzerbrechen.

Nun hat die Gemeinde einen Gemeinderatsbeschluss umgesetzt und die Straße durch das Bammentaler Industriegebiet mit einem beidseitigen Fahrradschutzstreifen versehen. Und wenngleich das Mädchen, das damals schwere Knochenbrüche erlitten hatte, von dieser Maßnahme nicht profitierte - ihre Eltern wollten es sich nicht nehmen lassen, berichtete Karl, der Gemeinde Dank zu sagen, dass nun gehandelt wurde.

Doch im virtuellen Postfach des Rathauses landen, seit der Schutzstreifen umgesetzt wurde, auch ganz andere E-Mails mit der Betreffzeile "Industriestraße". Schließlich sollte nicht nur die Sicherheit der Fahrradfahrer erhöht werden, sondern endlich auch den vielen am Straßenrand geparkten Autos und Lastwagen Einhalt geboten werden. Ob das allerdings mit dem Fahrradschutzstreifen gelingt, darüber gehen die Meinungen auseinander.

"Morgens um 8 Uhr ist das hier regelmäßig eine Katastrophe", beklagt sich ein Anwohner der Alfons-Mauser-Straße gegenüber der RNZ. Er habe sich einmal die Mühe gemacht, das Lkw-Aufkommen in der Industriestraße zu zählen: etwa 80 am Tag. In der schmalen Straße lässt es sich nicht immer vermeiden, den Schutzstreifen zu überfahren. Dies ist zum Rangieren und für den Ausweichverkehr auch erlaubt, die Unfallgefahr bestehe daher aber nach wie vor, so der Anwohner. Er findet: "Das ist nicht die optimale Lösung."

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Doch gibt es die überhaupt? Schon im vergangenen Jahr stimmten die Bürgervertreter in öffentlicher Sitzung nur nach langer Diskussion dem Fahrradschutzstreifen zu. Auch, weil die Verwaltung damals deutlich machte, dass andere Maßnahmen - etwa ein Radweg in Kombination mit einem Fußgängerweg - nicht machbar seien. Zumindest das Problem der Falschparker hoffte man aber, in den Griff zu bekommen. Denn Parken ist auf dem Schutzstreifen untersagt - und das werde andernorts auch respektiert, berichtete die Verwaltung damals. Dazu benötige es aber stärkerer Kontrollen, sagt nun der Anwohner.

Man kontrolliere sehr wohl regelmäßig, betonte Rathauschef Karl, nämlich ein bis zwei Mal am Tag. Dabei habe man einen ganz anderen Eindruck gewonnen: "Aus unserer Sicht ist das erst einmal in Ordnung, es gibt kaum Verstöße." Man müsse dem Ganzen auch erst einmal eine Eingewöhnungszeit einräumen. Darum habe man zu Beginn, wenn doch mal ein Fahrzeug illegal abgestellt worden sei, einen Hinweis an die Windschutzscheibe geheftet. Inzwischen gebe es bei einem Verstoß aber ein "Knöllchen". Der Bürgermeister verspricht: "Wir werden da weiter ein Auge drauf haben."

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