Neckarsteinacher Bürgermeister nahm das "Wort mit F" nicht in den Mund
Gemeinsame Ausschusssitzung mit Hirschhorn - Interkommunale Zusammenarbeit ins Stocken geraten - Projektleiter der Fusion zur neuen Stadt Oberzent berichteten

Die Ortsschilder der hessischen Gemeinden Beerfelden, Rothenberg, Sensbachtal und Hesseneck. Foto: dpa
Von Thomas Seiler
Neckarsteinach. Treten die Vierburgenstadt Neckarsteinach und Hirschhorn, die Perle des Neckartals, irgendwann einmal gemeinsam vor den Traualtar? "Wir wissen überhaupt noch nicht, wo wir hin wollen." Das erklärte der Vorsitzende des Haupt- und Finanzausschusses der Stadt Neckarsteinach, der FWG-Stadtverordnete Maximilian Vollmer, nach der gemeinsamen Sitzung mit dem Ausschuss für Stadtentwicklung Hirschhorn der RNZ. "Wir müssen einfach die Chancen ausloten, welche Möglichkeit der Zusammenarbeit es gibt", ergänzte Martin Hölz, sein Amtskollege von Profil Hirschhorn.
Die beiden Ausschüsse hatten sich in Neckarsteinach getroffen, um zu erfahren, wie sich aus der Stadt Beerfelden sowie den Odenwald-Gemeinden Hesseneck, Rothenberg und Sensbachtal letztendlich die Stadt Oberzent entwickelte. Diese beschlossen den Zusammenschluss zur flächenmäßig drittgrößten Stadt Hessens.
Dass man für eine mögliche Fusion, wie am Beispiel Oberzent vorexerziert, einen langen Atem benötigt, stellten der Projektleiter dieses freiwilligen Zusammengehens, Christian Kehrer vom Kommunalservice Oberzent, und Diplom-Verwaltungs- und Betriebswirt Thomas Fiedler dar. Ihrem Vortrag war zu entnehmen, dass man anno 2006 die Interkommunale Zusammenarbeit (IKZ) beschloss, Jahre später die Kassen- und Finanzgeschäfte sowie die Standesamtsaufgaben zusammenlegte, bevor man sich 2011 zu einem Strategiepapier entschloss. Vor zwei Jahren kam es zu Bürgerversammlungen und einer Machbarkeitsstudie, was im vergangenen Jahr zu weiteren Bürgerversammlungen und einem positiven Bürgerentscheid führte. "Offiziell los geht es in Oberzent am 1. Januar 2018", konnte Kehrer seine Freude nicht verhehlen.
Zuvor wiesen er und Fiedler auf die vielen Synergieeffekte eines Zusammenschlusses hin: Er erhält die notwendige Infrastruktur in allen Ortschaften, siedelt die Belastungen für die Bürger im Minimalbereich an, schafft größere finanzielle Handlungsspielräume für die Mandatsträger und gewährleistet ein attraktives, familienfreundliches und lebenswertes Umfeld. Durch die Bildung von Ortsbeiräten werden eine aktive Bürgerbeteiligung ermöglicht und damit zur Stärkung der Identifikation beigetragen sowie die Vereine in allen Orten gefördert und unterstützt.
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Eines schrieben die beiden den Stadtverordneten noch auf die Agenda: "Sie müssen frühzeitig die Bürger ins Boot holen und vor allen Dingen, um die Transparenz zu erhöhen, ein gemeinsames Mitteilungsblatt entwerfen!" Hier hakte es auch schon, denn: "Wir müssen erst einmal das Ziel kennen", gab der Neckarsteinacher SPD-Stadtverordnete Ralf Kern zu verstehen. Dennoch: Im September will man über ein von beiden Seiten getragenes Druckerzeugnis beraten. Auch die Abstimmung zum Antrag von Profil Hirschhorn, die Verwaltung zu beauftragen, die "Rahmenbedingungen zur Beantragung einer Begleitung des Prozesses zur Intensivierung der Interkommunalen Zusammenarbeit" auszuloten, lief ebenfalls nicht ganz reibungslos ab. Am Ende entschied man sich schließlich mehrheitlich für ein gemeinsames Plazet.
"Wir sind einfach ins Stocken geraten", stellte sich Hölz genauso wie das Hirschhorner Stadtoberhaupt Oliver Berthold auf die Befürworterseite. Sein in der Präsentation der 3591 Seelen zählenden Stadt ausgegebener Wahlspruch: IKZ auf alle Fälle und mit einem Fragezeichen versehen eine Verwaltungsgemeinschaft oder Fusion. Das "Wort mit F" nahm dagegen sein Neckarsteinacher Amtsbruder Herold Pfeifer überhaupt nicht in den Mund. Er trat trotzdem als Verfechter der IKZ auf, weil "nur größere Einheiten überleben" können. Die ersten Silberstreife dazu gibt es bekanntlich: Neckarsteinach gestaltet das Ordnungswesen für beide Städte und Hirschhorn das Standesamt.
Und einen Zuschuss des Landes Hessen gibt es übrigens für Gemeinden, die über die IKZ eine Fusion anstreben und insgesamt 7500 Einwohner aufweisen können. Neckarsteinach kommt derzeit auf 3950 Bürger. "Das würde rein rechnerisch klappen", meinte Maximilian Vollmer hier.