Neckarsteinach: Erste Windrad-Turmsegmente ans "Greiner Eck" geliefert

Der erste Konvoi quälte sich am Freitagmorgen durch die Gassen. Die Darsberger ließ der Schwertransport kalt.

19.08.2016 UPDATE: 20.08.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 11 Sekunden

Ein Bild, an das man sich in den kommenden Wochen gewöhnen wird: Schwerlastfahrzeuge liefern Bauteile durch Darsberg ans "Greiner Eck". F.: Fink

Von Roland Fink

Neckarsteinach-Darsberg. Es war Vollmond in dieser Nacht, erst gegen Morgengrauen huschte das grellblaue Blinklicht der beiden Polizeimotorräder über die Bäume entlang der Darsberger Straße. Strahlend gelbe Rundumleuchten zuckten durch den feinen Nebel. Der erste Konvoi mit den ausladenden Betonelementen für die Windkraftanlagen an der "Greiner Höhe" schob sich Richtung Darsberg hoch. Bis Mitte Dezember werden die Schwerlastfahrzeuge noch in den hessischen Odenwald rollen und die Bauteile für vier der geplanten fünf Windräder anliefern.

Bei den Fertigteilen handelt es sich um Hälften der Turmsegmente, die am künftigen Standort übereinander gestapelt werden. Sie kommen aus der Fertigungsstätte im Norden der Republik per Schiff den Rhein herunter bis nach Mannheim. Dort werden sie auf die Lastwagen verladen, jeweils vier Fahrzeuge bilden in Zweiergruppen einen Achter-Konvoi. Zahlreiche Halteverbotsschilder säumen die Ortsstraßen, wo es bei Neckarsteinach-Ost zum Stadtteil Darsberg hochführt. Der kleine Zusatzhinweis "Wegen Schwertransport ab 15.8.16 bis 15.12.16 Montag bis Freitag von 22 bis 6 Uhr" ist zu lesen.

Fast die nächsten vier Monate werden sich also Nacht für Nacht die Sattelschlepper den Berg hochwinden, vorbei an der Mannheimer-Hütte, durch den Darsberg bis hin zum Ziel, dem Windpark "Greiner Eck". Und dabei kommen sie auch vorbei an dem Plakat "Windkraft Nein", das die Gegner dieses Windparks zur Einfahrt in den Stadtteil aufgestellt haben.

Der erste Transport, quasi die Premiere, war für alle Beteiligten Neuland. Denn ab dem Hafen Rheinau ging es auf der Autobahn 6 von Mannheim aus bis zur Anschlussstelle Neckarsulm. Von dort wurde der Tross über die Bundesstraße Mosbach bis Eberbach mit Polizeibegleitung geleitet. Das hatte das Revier Neckarsulm bis Eberbach übernommen, die "Badische" Polizei sicherte bis Eberbach-Igelsbach und übergab an die Kollegen aus Südhessen. Neckarsteinach, Darsberg und Grein liegen schließlich auf hessischer Gemarkung.

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Einsatzleiter Dirk Wadewitz wartete dort mit Kollegen auf die Übergabe des Transportes. Doch der Sprechfunk verhieß gegen 2 Uhr wenig Gutes. "Es kommt zu Verzögerungen", war zu vernehmen. Zwei der acht Lastkraftwagen waren in Mannheim - aus welchen Gründen auch immer - nicht beladen worden. Zwei andere scherten in Sinsheim aus und pausieren bis zur nächsten Nacht. Dem Vernehmen nach war Reifenschaden die Ursache.

Doch kurz vor 4 Uhr war es dann soweit: Ein Sicherungsfahrzeug rauschte durch die nachtdunkle Darsberger Straße, die K 36, die beiden Motorradstreifen folgten, die Motorengeräusche verstärkten sich. Der Konvoi war im Anmarsch. Spätestens an der Spitzkehre beim ehemaligen Gasthaus "Waldhorn" mussten die Fahrer herunterschalten. Die Kurve und die Steigung hatten es in sich. Dennoch, es war noch genügend Abstand zu Gebäuden und Verkehrszeichen vorhanden, kritische Manöver mussten nicht eingeleitet werden.

Die Darsberger ließ die Aktion kalt. Kein Licht ging an, kein Fenster wurde geöffnet. Nur einige Jugendliche kamen von einer Party und schlichen unbeeindruckt nach Hause. Für die aktiv Beteiligten war der erste Transport eher Arbeitsalltag, daran werden wohl auch die insgesamt 28 Fahrten pro Windrad nichts ändern, die folgen werden.

Warum liefert man die Teile aber über die Straße an und wählt kein anderes Transportmittel? Windparkplaner Jürgen Simon klärt auf: "Für die Bahnstrecke sind die Segmente mit bis zu 4,80 Meter Breite nicht geeignet, beim Schiff fehlt in Neckarsteinach die notwendige Infrastruktur zur Entladung." Also blieb die Straße, wegen der Überbreite allerdings nur der "Rundkurs" über die Autobahn und Zufahrt aus östlicher Richtung. Nach der Entladung, die gleich an Ort und Stelle am "Greiner Eck" erfolgte, fahren dann die Spezialfahrzeuge leer über Heidelberg wieder nach Mannheim. Dort erfolgt die nächste Beladung, der Konvoi wird sich dann wieder nächtens auf den Weg macht.

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