Die Sauna bringt die Räte ins Schwitzen
Kosten für den Anbau waren bei der Drei-Millionen-Sanierung des Hallenbades bisher nicht berücksichtigt - Es geht um 700.000 Euro

Damit die Sauna-Freunde auch künftig schwitzen können, soll der Anbau ans Hallenbad saniert werden. Foto: Alex
Von Doris Weber
Dossenheim. Einigen Gemeinderäten trieb es die Schweißperlen auf die Stirn. Der Gedanke, weitere mehrere Hunderttausend Euro für die Sanierung des Hallenbads in die Hand nehmen zu müssen, hatte sie kalt erwischt. Dabei ging es konkret um den Anbau am Hallenbad, der vom "Verein Sauna Dossenheim" angemietet ist. Daher hätte man gerne vor der Sitzung über das Thema diskutiert. Das wird jetzt im Nachhinein kommen, denn die Sache ist nämlich noch nicht vom Tisch. Der Gemeinderat stimmte der Investition weder zu noch wurde sie rundweg abgelehnt. Erst sollen noch die Zahlen geprüft werden. Dann soll eine endgültige Entscheidung getroffen werden. "Ohne Verzögerung für das Hallenbad", wie Hans-Peter Stöhr (CDU) betonte. Gemeinderat Jochen Matenaer (SPD) hatte als Zweiter Vorsitzender des Vereins im Zuschauerraum Platz genommen.
Es geht faktisch um netto fast 700.000 Euro. Ein Teil davon, nämlich 158.000 Euro, sind im Haushalt für die schon lange geplante und daher baurechtlich bereits genehmigte Erweiterung bereits vorgesehen. Ideell jedoch gehe es um den Fortbestand der vereinsgeführten Sauna, meinte Carlo Bonifer (SPD). Mehrere mehrwöchige Schließungen seien für den Verein finanziell nicht tragbar. Die Entscheidung erhält damit als neue Dimension den Aspekt der Achtung überdurchschnittlichen ehrenamtlichen Engagements. Dessen war sich Hermann Fischer (FDP) bewusst: "Wer schon früher da war, weiß, was der Verein geleistet hat." Dennoch schreckte auch er zurück und wollte die Zahlen überprüft wissen.
Ein Vertreter der Firma Bläß, die zusammen mit dem Ingenieurbüro IBV das Sanierungskonzept entwickelt, stellte die Zahlen vor. Das Gebäude selbst bezeichnete er als "antiquarisch". Der gesamte Komplex mit Schule, Jahnhalle und Hallenbad ist jetzt über 40 Jahre alt. Doch während die Kommune in diese Gebäude immer wieder investierte, blieb das beim Anbau viele Jahre aus. Der vormalige Betreiber war eine Zeit lang auch Eigentümer, der wenig Neigung dazu zeigte.
Das Hallenbad steht bereits seit mehreren Jahren in den Startlöchern zur Sanierung und Modernisierung der Technik. Ab dem nächsten Jahr sollen insgesamt drei Millionen Euro ausgegeben werden. Die Sauna allerdings wurde trotz des mehrfach von Thomas Katlun (Grüne) geforderten Gesamtkonzepts erst jetzt kostentechnisch erfasst, wie Hans-Peter Stöhr (CDU) bemerkte. Die geschätzten Kosten für Abwasser und Wasser, Wärmeversorgung, Lüftungsanlage, Strom und Alarmanlage belaufen sich auf knapp 300.000 Euro. Die Honorare liegen bei gut 110.000 Euro.
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Die Gesamtsumme und mehr noch die Honorare führten zu Unbehagen. "Das kann nicht sein!", ereiferte sich Cornelia Wesch (FW). Auch Katlun empfand die Architektenkosten als "relativ hoch". Er wollte überdies Aussagen zur "Refinanzierung der Investition" durch den Verein.
Ein interessanter Gedanke. Bisher wurde bei keinem Sportplatz und keiner Sporthalle oder sonst einer von Vereinen genutzten kommunalen Einrichtung die Frage nach der Refinanzierung durch die Nutzer gestellt. "Da wird kein Cent refinanziert", so Bonifer. Das lässt auch deshalb aufhorchen, weil der Verein als einziger nicht nur eine angemessene Miete zahlt, sondern auch allein für die hohen Nebenkosten aufkommt, wie Bonifer weiter ausführte. Im kommunalen Haushalt wurden 2015 knapp 43.400 Euro eingenommen, 2016 und 2017 sind jeweils 48.000 Euro angesetzt. Zum Vergleich: Bei der Mühlbachhalle lagen 2015 die von Vereinen und anderen Nutzern gezahlten Entgelte bei 11.754 Euro, 2016 und 2017 sind jeweils 10.000 Euro angesetzt.
Der "Verein Sauna Dossenheim" gründete sich im Jahr 2007, um den abgewirtschafteten und privatwirtschaftlich nicht mehr darstellbaren Saunabetrieb auf Vordermann zu bringen und zu erhalten. Das ist gelungen. Am Sonntag, 20. August, feiert die ehrenamtlich geführte Sauna ab 11.30 Uhr ihr zehnjähriges Bestehen mit einem Sommerfest mit Musik und Arschbombenwettbewerb im Hallenbad.



