Gaiberger Neubaugebiet: Neckargemünd will sich nicht einmischen

Grünes Licht für die Wohnbaufläche "Wüstes Stück/Oberer Kittel": Versammlung des Verwaltungsverbandes am 27. Januar.

08.01.2016 UPDATE: 09.01.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 10 Sekunden

Ist das Ende der Gaiberger Idylle besiegelt? Die geplante Umwandlung der Streuobstwiesen im Bereich "Wüstes Stück/Oberer Kittel" in eine Wohnbaufläche ist umstritten. Foto: Alex

Von Christoph Moll

Neckargemünd/Gaiberg. Es bleibt dabei: Neckargemünd will Gaiberg nicht reinreden, wenn es um die Fortschreibung des Flächennutzungsplans geht. Und genau um diesen wird es bei der nächsten Versammlung des Gemeindeverwaltungsverbandes Neckargemünd (GVV) am Mittwoch, 27. Januar, um 16 Uhr im Neckargemünder Rathaus gehen. Konkret: um die umstrittene Umwandlung des vor allem aus Streuobstwiesen bestehenden Sondernutzungsgebiets "Wüstes Stück/Oberer Kittel" in Gaiberg in eine Wohnbaufläche. Der Gemeinderat der Stadt am Neckar stimmte den Plänen bei sieben Gegenstimmen und einer Enthaltung zu.

Konkret ging es nun um die Ergebnisse der zweiten Offenlage des Flächennutzungsplanes von April bis Mai 2015, die nach einer Panne bei der ersten Offenlage notwendig geworden war. Es gingen 191 Stellungnahmen von Bürgern ein. Darin werden Mängel im Verfahren, fehlerhafte Bedarfsberechnungen, ein mangelhafter Umweltbericht, eine fehlende Beurteilung der Erschließungsproblematik und eine mangelhafte Berücksichtigung der Abwasserbeseitigung kritisiert - alle Vorwürfe können jedoch aus Sicht des GVV zurückgewiesen werden. Insgesamt plane Gaiberg eine Reduzierung der ausgewiesenen Bauflächen von bisher 8,2 auf dann 3,9 Hektar.

Giuseppe Fritsch (Freie Wähler) meinte, dass die Gaiberger selbst die besten Ortskenntnisse haben und wissen müssten, welche Flächen am geeignetsten sind. "Ich tue mir schwer, den Gaibergern ins Wort zu fallen und dagegen zu stimmen." Lena Seidelmann sagte für die Grünen, dass sie nicht zustimmen können, wenn sogar schon manche Behörden es kritisch sehen. Und 191 Widersprüche seien nicht wenig. Andere Gelände seien geeigneter, aber in der Umsetzung teurer. Man müsse die Bedenken ernst nehmen, meinte auch Karl Albert Schubert (SPD). "Aber Gaiberg hat auch erhebliche Flächen zurückgenommen, das muss man anerkennen." Die geplante schrittweise Entwicklung des Wohngebietes gefiel Schubert. Es gebe keinen Grund, die Pläne abzulehnen.

In den Stellungnahmen der Behörden werde ganz klar deutlich, dass das Gebiet nicht bebaut werden soll. "Diese warnenden Worte kann man doch nicht einfach vom Tisch wischen, das geht mir nicht in den Kopf", sagte Anne von Reumont (CDU). Sie meinte, dass alles eine Frage der Abwägung sei. Jede Behörde habe den Blick auf ihr Fachgebiet. Hermino Katzenstein (Grüne) erinnerte daran, dass der frühere Ministerpräsident Günther Oettinger schon 2006 einen "Netto-Null-Flächenverbrauch" wollte. Davon sei man mit derzeit 5,3 Hektar Versiegelung am Tag weit entfernt. Man müsse auch den Zustrom der Flüchtlinge und die Veränderung der Wohnverhältnisse sehen, gab Frank Volk (Freie Wähler) zu bedenken. Es sei sinnvoll, in den Metropolen oder im direkten Umland zu bauen - und dort liege Gaiberg. Man dürfe die Region nicht mit der Schwäbischen Alb vergleichen. Und früher hätten sieben Personen in einem Haus gelebt, heute seien es zwei bis drei. "Wir sollten uns in Neckargemünd nicht in die Belange von Gaiberg einmischen und nicht den Oberlehrer spielen", meinte Volk. "Das muss Gaiberg selbst hinkriegen - das wird schwer genug." Und auch Christian Rupp (CDU) wollte Gaiberg "keine Steine in den Weg legen".

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Der neue Flächennutzungsplan beinhaltet übrigens auch eine Änderung in Neckargemünd. Berücksichtigt wird nun die neue Nutzung des Güterbahnhofareals, wie Bürgermeister Horst Althoff erklärte. Bislang war der Bebauungsplan lediglich im Entwurfsstatus, weil es sich um eine Vorrangfläche der Bahn handelte. Diese werde noch entwidmet, obwohl die Einkaufsmärkte schon längst geöffnet seien. Auch mit dem Schotterparkplatz für Bahnpendler habe sich die Situation deutlich verbessert, so Althoff. Auch von den Behörden gab es hier keine kritischen Anmerkungen. Im Gegenteil: Die Innenentwicklung wurde als absolut sinnvoll angesehen.

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