Fast 50.000 Besucher gingen schon baden
Die Freibäder der Region rund um Heidelberg ziehen eine erste positive Bilanz der "Corona-Saison" - Regeln haben sich eingespielt

Von Christoph Moll
Region Heidelberg. Kein Baden ohne Anmeldung: Wer in diesem Jahr die Freibäder in Bammental, Leimen oder Neckargemünd besuchen möchte, muss sich im Internet registrieren. Denn wegen der Corona-Pandemie ist die Besucherzahl begrenzt. Alle Bäder haben "Schichten" eingeführt, nach denen gründlich gereinigt wird. So sollen möglichst viele Besucher in den Genuss des Badens kommen. In Bammental und Leimen sind es zwei Schichten mit je 600 beziehungsweise 200 Badegästen, in Neckargemünd zwei Zeitblöcke mit je 800 Besuchern. In der Stadt am Neckar gibt es eine weitere Besonderheit: Hier ist der Eintritt grundsätzlich frei, es wird um Spenden gebeten. So sollen lange Schlangen an den Kassen verhindert werden. Die Becken in Bammental und Leimen sind seit Mitte Juni geöffnet, jene in Neckargemünd seit Ende Juni – Zeit für eine erste Bilanz.
Waldschwimmbad Bammental
> Wie lautet das erste Fazit? "Unter den Rahmenbedingungen sind wir sehr zufrieden", sagt Bürgermeister Holger Karl. "Es funktioniert alles gut." Es habe lediglich ein bis zwei Wochen gedauert, bis sich das Reservierungssystem eingespielt hatte. Auch das Freibadteam habe sich an das neue Einlasssystem gewöhnt.
> Was sagen die Badegäste? "Die Besucher sind zum großen Teil zufrieden und wissen alle, dass es keine normale Freibadsaison ist", so Karl. "Sie haben sich auf die Einschränkungen eingestellt." Der Bürgermeister lobt die Disziplin der Besucher, die sich an die Regeln halten.
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> Wie läuft die Ticket-Reservierung? Anfangs gab es Startschwierigkeiten. So habe es beim Einlass zur zweiten "Schicht" um 12 Uhr Wartezeiten gegeben – insbesondere sonntags, wenn der Andrang am größten ist. "Inzwischen sind die Besucher aber vorbereitet und haben den QR-Code schon griffbereit", berichtet Rathauschef Karl. Für Senioren und Stammgäste ohne Internetzugang halte man weiterhin Plätze frei. Nur noch vereinzelt würden Badegäste ohne Reservierung ans Bad kommen. "Wenn der Betrieb es zulässt, erklären wir das System", so Karl. "Beim nächsten Mal kommen sie dann mit Reservierung."
> Hat sich das "Schichten"-System bewährt? Ja, sagt Karl. In Bammental entschied man sich für drei statt zwei Schichten. "Uns war wichtig, dass Besucher abends nach der Arbeit noch schwimmen können", sagt er. Karl weist darauf hin, dass der letzte Einlass immer je eine Stunde vor "Schicht-Ende" ist.
> Wie viele Besucher waren schon baden? Bisher wurden rund 25.000 Badegäste gezählt. Am vorvergangenen Sonntag waren es mit drei weitgehend ausgebuchten Schichten rund 1400 Besucher – das ist der bisherige Rekord. Bisher waren zehn Zeitblöcke ausgebucht.
> Was wurde schon und was wird noch geändert? Es gab eine kleine Anpassung bei der Länge der beliebten "Nachmittagsschicht". Diese dauerte bisher von 12 bis 16.30 Uhr – nun wurde sie auf 17 Uhr verlängert. Somit können Badegäste länger im Bad bleiben. Außerdem wurde festgestellt, dass "Abendschwimmer" ohnehin erst später kommen. "Es passt nun für alle besser", erklärt Karl. Auch die Anzahl der Besucher je Schicht wurde von 500 auf 600 erhöht. "Denn wir haben gemerkt, dass je Schicht etwa 100 Personen nicht kommen, die sich aber angemeldet hatten", berichtet Karl. Viele würden vergessen, ihre Reservierung zu stornieren, um Platz für anderen Badegäste zu machen. Karl bittet darum, reservierte Plätze wieder freizugeben. Inzwischen gebe es Whatsapp-Gruppen, in denen sich Schwimmbadbesucher bei der Reservierung absprechen. Hier werde gemeldet, wenn jemand storniert, sodass ein anderer sich dann registrieren könne. Von Anfang an waren Rutsche und Sprungturm geöffnet. "Wir setzen hier auf die Eigenverantwortung", sagt Karl.
> Welche Kosten sind bisher durch Corona-Maßnahmen entstanden? Die Einnahmen liegen bisher noch unter der Hälfte der Vorjahre. "Wir glauben aber, dass wir noch darüber kommen", so Karl. Gleichzeitig gibt es Mehrkosten durch zusätzliche Reinigung und Desinfektion.
Freibad im Leimener Bäderpark
> Wie lautet das erste Fazit? Fünf Wochen nach der Öffnung ziehen die Verantwortlichen ein "positives Zwischenfazit". Bäderpark-Vizechef Markus Wittner teilt mit, dass sich zum Beispiel der Verkauf von Jahreskarten gut entwickelt habe: Seit der Eröffnung konnten 145 Stück verkauft werden. "Besonders gut angekommen ist die Entscheidung, die Jahreskarteninhaber von der Verpflichtung zur Onlinebuchung auszunehmen", so Wittner. "Deren Kontaktdaten sind ohnehin vorhanden und so konnte den Jahreskarteninhabern die oft als lästig empfundene Reservierung erspart werden." Positiv sei auch die Freibadgastronomie unter neuer Leitung von Pächterin Katrin Pan. Leider gebe es aber keine Möglichkeit für Badegäste, eine Reservierung wieder zu stornieren – zumindest noch nicht. Und: Bei gutem Wetter könne es zu Schlangen vor der Freibadkasse kommen. "Diese sind insbesondere darauf zurückzuführen, dass viele Besucher ihren QR-Code und ihren Geldbeutel leider erst an der Kasse suchen müssen", so Wittner.
> Was sagen die Badegäste? "Es überwiegt die Freude, dass das Freibad geöffnet hat", so Wittner. "Aber es gibt natürlich auch Beschwerden: Insbesondere in den ersten zwei Wochen wurde die Verpflichtung zur Onlinebuchung sowie die Einteilung in verschiedene Blöcke oder die Schließung der Duschen bemängelt."
> Wie läuft die Ticket-Reservierung? "Das Buchungssystem funktioniert, von zwei kurzzeitigen Systemabstürzen abgesehen, recht gut", so Wittner. "Allerdings kommt es leider immer wieder zu Bedienungsfehlern der Gäste bei der Reservierung." Auch würden immer noch Badegäste ohne Reservierung kommen. Dies führe dann zu Diskussionen.
> Hat sich das "Schichten"-System bewährt? "Ja, nur durch die Einteilung in verschieden Blöcke kann die größtmögliche Zahl an Badegästen eingelassen werden", erklärt Wittner.
> Wie viele Besucher waren schon baden? Bis zur vergangenen Woche wurden 6379 Badegäste gezählt. Die meisten Besucher an einem Tag waren es am vorvergangenen Sonntag – nämlich 642. Bisher waren sieben Zeitblöcke ausgebucht.
> Was wurde schon und was wird noch geändert? Es wurden zusätzliche Schilder aufgehängt, die die Besucher darauf hinweisen, ihren QR-Code und Geld an der Kasse bereitzuhalten. Weitere Maßnahmen sind nicht geplant. Rutsche und Sammelumkleiden bleiben geschlossen.
> Welche Kosten sind bisher durch Corona-Maßnahmen entstanden? Durch die Beschränkung der Besucherzahlen geht der Bäderpark von Mindereinnahmen von wenigstens 20.000 Euro pro Monat aus.
Terrassenfreibad Kleingemünd
> Wie lautet das erste Fazit? Nach den ersten vier Wochen zieht die Stadt ein positives Zwischenfazit. "Wir haben uns bewusst nicht am Wettlauf, wer zuerst sein Bad öffnet, beteiligt und von Anfang an alle am Betrieb des Schwimmbads Mitwirkenden in die Planung des Hygienekonzepts miteingeschlossen", erläutert Bürgermeister Frank Volk. So habe man die rechtlichen Anforderungen mit den tatsächlichen Begebenheiten vor Ort abstimmen können.
> Was sagen die Badegäste? "Die Badegäste äußern sich sehr zufrieden", berichtet Schwimmmeister Andreas Dittrich. Er lobt, wie diszipliniert die Besucher alle Regeln einhalten.
> Wie läuft die Ticket-Reservierung? "Nur noch selten kommen Badegäste ohne Reservierung", erzählt Dittrich. Badefreunde ohne Internetzugang können in der Tourist-Information und in den Ortsverwaltungen die Reservierung vornehmen lassen. Dass die Bezahlung freiwillig ist, habe manche Badegäste zunächst verwundert. Dann komme die Idee jedoch gut an und die meisten Badegäste würden die Spendendosen füttern.
> Hat sich das "Schichten"-System bewährt? Ja, denn durch das Zwei-Schichten-System müsse das Bad nur einmal am Tag gereinigt werden. Der längere Badespaß sorge für entspannte Gäste.
> Wie viele Besucher waren schon baden? In den ersten 24 Tagen gingen 14.062 Besucher baden – ziemlich genau halb so viele wie im Vorjahreszeitraum. Am vorvergangenen Sonntag waren beide Schichten ausgebucht – es gab also rund 1600 Besucher. Die Nachmittagsschicht war schon zehn Mal komplett ausgebucht – der Vormittagsblock erst ein Mal.
> Was wurde schon und was wird noch geändert? Zunächst gesperrte Attraktionen wie die Rutsche und der Ein-Meter-Sprungturm konnten "vorsichtig geöffnet" werden. Auch Tischtennisplatten und Volleyballfeld sind nun nutzbar.
> Welche Kosten sind bisher durch Corona-Maßnahmen entstanden? Bisher fielen zusätzliche Kosten für Desinfektionsmittel, neue Sprühgeräte und einen Sicherheitsdienst an, der zu Saisonbeginn am Einlass aushalf. Den Mehrkosten der Desinfektion stehen Ersparnisse durch die entfallene Reinigung entgegen, beispielsweise der gesperrten Duschen.




