Erst Schneechaos, dann Hochwasserwelle
Zahlreiche Autos drohten wegen des Hochwassers im Neckar zu landen.

Von Christoph Moll
Region Heidelberg. Wer am Freitagabend noch spät aus dem Fenster schaute oder dann spätestens am Samstagmorgen den Rollladen hochzog, rieb sich wohl die Augen. Über Nacht war der Winter mit viel Schnee zurückgekehrt. Der Dauerregen vom Freitag war in dicke Flocken übergegangen. Was in der Ebene schön anzuschauen war, sorgte in den Höhen des Odenwaldes für Chaos. Die große Regenmenge vom Freitag trieb unterdessen den Neckar aus seinem Bett.
Das Schneechaos

> In Wilhelmsfeld sorgte der Schnee für große Probleme auf den Straßen. Zeitweise war der Luftkurort nur noch über Schönau und Altenbach zu erreichen, da die Zufahrtsstraßen von Ziegelhausen und von Schriesheim kommend gesperrt werden mussten. Zwischen Ziegelhausen und Wilhelmsfeld geriet ein Linienbus ohne Fahrgäste auf der schneebedeckten Fahrbahn ins Rutschen und kam quer zur Straße zum Stehen. Er musste abgeschleppt werden. Die Landesstraße L536 zwischen Schriesheim und Wilhelmsfeld war derweil durch umgestürzte Bäume und querstehende Fahrzeuge blockiert. Die Feuerwehr hatte am Freitagabend gerade ihre erste Übung nach zwei Jahren Corona-Pause absolviert, als die erste Alarmierung einging. Es folgte ein "Einsatzmarathon bis weit in den nächsten Tag", wie die Wehr mitteilte. Mehrere Bäume waren unter der Last des nassen Schnees abgebrochen oder komplett umgestürzt. Einige waren in Stromleitungen hängen geblieben. So kam es auch zu einem Stromausfall im Bereich der Bergstraße, der laut Netzbetreiber "Netze BW" um 0.30 Uhr begann und erst am Samstagabend endgültig behoben war.

> In Heiligkreuzsteinach war die Feuerwehr von 0.45 bis 8.30 Uhr im Einsatz. In den Obergemeinden sei bis zu 30 Zentimeter Schnee gefallen und die Straßen seien teilweise nicht mehr erkennbar gewesen. "Es fielen massenhaft Bäume um, von kleinen bis großen", teilte die Wehr mit. An zahlreichen Stellen mussten Äste von Straßen geräumt werden. Gegen 4.45 Uhr riss ein Baum eine Oberleitung in Bärsbach herunter. Kurios: Der Baum geriet in Brand, wurde jedoch durch einen anderen abstürzenden Schnee-Ast "gelöscht". Die Leitung wurde vom Energieversorger gesichert und entfernt.
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> In Schönau musste die Wehr im Stadtteil Altneudorf kurz nach 1 Uhr zur Unterstützung des Rettungsdienstes in der Altneudorfer Straße eine Treppe vom Schnee befreien und den sicheren Transport der Patientin ermöglichen. Gegen 7.40 Uhr ging es in die Straße "An der Klinge", wo Bäume umgefallen waren. Einer war auf einer oberirdischen Telefonleitung gelandet. In Schönau musste die Wehr kurz vor 11 Uhr einen Baum in der Brunnenbergstraße beseitigen, der eine Stromleitung getroffen hatte. Und auch der Radweg musste von einem großen umgestürzten Baum befreit werden.
> In Nußloch musste die Feuerwehr Äste von Bäumen beseitigen, die Fahrbahnen blockierten: kurz vor Mitternacht am Ortsausgang Richtung Wiesloch und gegen 15 Uhr dann in der Hauptstraße.
Die Hochwasserwelle
> In Neckargemünd warnte Bürgermeister Frank Volk am Samstagmorgen in den sozialen Netzwerken: Geparkte Autos am Neckarlauer, am Schwanen und unter der Friedensbrücke müssen sofort weggefahren werden! Über Nacht wurde die Hochwasservorhersage verschärft, sodass alle drei Parkplätze überflutet wurden. Ordnungsamt und Bauhof waren laut Volk ab 5.30 Uhr im Einsatz. Die Mitarbeiter versuchten die Halter von rund 50 Autos zu erreichen, letztlich mussten bis 14 Uhr etwa 15 Wagen abgeschleppt werden. Das führe bei den Haltern oft zu Verdruss, denn diese bleiben auf den Kosten von 150 bis 200 Euro sitzen. "Wenn aber die Autos im Wasser stehen, heißt es: Warum habt ihr nichts gemacht?", so Volk. Laut Fachbereichsleiter Mario Horvath waren bis zu vier Abschleppdienste im Einsatz, die die meisten Autos in die Güterbahnhofstraße brachten. Die Polizei wurde in Kenntnis gesetzt, um Halter darüber zu informieren. Laut Stadtbrandmeister Dirk Weinmann musste die Feuerwehr beim Abschleppen eines Transporters am Neckarlauer Unterstützung leisten.
> In Neckarsteinach musste kein einziges Auto abgeschleppt werden, wie Sven Schmitt von der Stadtverwaltung berichtete: "Wir haben schon am Freitagmittag den Neckarlauer gesperrt."