Erinnerung an die Verfolgung der Juden

Dossenheim. Im Heimatmuseum wurde auf Initiative des Jugendgemeinderats drei Gedenktafeln zur jüdischen Familie Oppenheimer installiert

29.11.2011 UPDATE: 29.11.2011 08:15 Uhr 1 Minute, 33 Sekunden
Von Doris Weber

Dossenheim. "Wir beschäftigen uns mit der Vergangenheit, um daraus zu lernen. Wir wollen, dass so etwas in der Zukunft nie wieder geschieht." Das hatte eine Jugendgemeinderätin vor vier Jahren gesagt, nachdem sie sich zusammen mit anderen Jugendgemeinderäten mit dem Thema der Deportation der badischen und insbesondere der ehemals in der Gemeinde lebenden Juden beschäftigt hatte. Beeindruckt von diesem Engagement und in Kenntnis der historischen Lücke im Heimatmuseum bemühte sich Herman Fischer seitdem um eine ausdrucksstarke Darstellung.

Im Beisein vieler Besucher wurden jetzt öffentlich drei Gedenktafeln übergeben, die das jüdische Leben in der Gemeinde dokumentieren. Die Auseinandersetzung mit der örtlichen Geschichte mündete damals in der Gestaltung eines Gedenksteins.

Er war 2007 im Gedenken an die Familie Oppenheimer auf dem Friedhofsvorplatz aufgestellt worden. Das Ergebnis der damaligen Recherchen bildete die Grundlage der Tafeln, die künftig im Heimatmuseum zu sehen sind.

Die erste mahnt. Dort ist die Aussage der Jugendgemeinderätin festgehalten. Stacheldraht und Judenstern stehen für das Grauen. Ein zweite erzählt von der Familie Oppenheimer. Sie ist die einzige Familie jüdischen Glaubens, die in den 30er-Jahren noch im damaligen Steinbrecherdorf lebte. Die dritte Tafel zeigt ihren Stammbaum. Die Sterbeorte Ausschwitz, Majdanek und Buchenwald sind von trauriger Berühmtheit.

Um die Judenverfolgung und -ermordung wissend, ist es insbesondere die zweite Tafel, die berührt. Sie stellt das Leben der Familie Oppenheimer vor. Bernhard Oppenheimer gründete gegen Ende des 19. Jahrhunderts eine Getreide- und Futtermittelhandlung. Sie wurde von Sigmund Oppenheimer, dem einzigen von sieben Kindern, das zunächst im Ort geblieben war, weiter geführt. "Ich geh' zum Sigmund", erinnerte sich Hermann Fischer an einen Ausspruch seines Vaters, wenn er zur Raiffeisenhandlung ging. Auch Hopfenbauern waren die Oppenheimers. Unter dem zunehmenden Druck, der mit der Machtergreifung auf die Familie ausgeübt wurde, verließ sie die Gemeinde.

Es war eine gute Geste: Gabriele Oppenheimer war zur Übergabe der Gedenktafeln gekommen. Sie ist Enkelin eines Bruders von Sigmund Oppenheimer, der ebenfalls in der Bergstraßengemeinde geboren wurde und der wie einer seiner beiden Söhne den Tod im Konzentrationslager gefunden hat. Sie beschrieb nüchtern die Repressalien, denen ihre Familie ausgesetzt war: Ihr Großvater musste den Staatsdienst verlassen. Ihrem Vater und ihrem Onkel wurde der Schulbesuch verwehrt.

Für Bürgermeister Hans Lorenz war die Aufarbeitung der Vergangenheit durch den Jugendgemeinderat besonders wertvoll. Er sei stolz darauf, dass sich die Jugendlichen mit diesem schwierigen Abschnitt der lokalen Geschichte befasst hätten.

Ähnlich Reinhilde Ruland, Vorsitzende des Heimatvereins. Sie sagte, das Heimatmuseum sei der Ort, an dem alle Erinnerungen zu bewahren seien.

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