Eppelheimer Brückenausbau: Wurde der Gemeinderat "vergewaltigt"?

Die Initiative "Bürgerbegehren Eppelheim" sammelte Unterschriften gegen Brückenneubau - Kritiker sprechen von Geldverschwendung

28.02.2016 UPDATE: 29.02.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 31 Sekunden

Viel diskutiert wurde am Stand der Eppelheimer Liste über den geplanten Brückenneubau. Thomas Graupner (v.l.), Elke Sommer, Bernd Binsch von der Eppelheimer Liste und Altstadtrat Jens Nold erörterten die Pläne mit zwei Unterzeichnern. Foto: Geschwill

Von Sabine Geschwill

Eppelheim. "Wir sind zuversichtlich, dass wir die notwendigen 822 Unterschriften erreichen werden", sagte Bernd Binsch, der Vorsitzende der Eppelheimer Liste. Mitglieder dieser Wählervereinigung hatten die Bürgerinitiative "Bürgerbegehren Eppelheim" gegründet. Und diese war am Samstag mit einem Infostand auf dem Wochenmarkt vertreten. Die Eppelheimer Bürger waren aufgerufen, sich an einer Unterschriftenaktion zu beteiligen und sich damit gegen den Beschluss des Gemeinderates vom Dezember 2015 zu stellen.

Hintergrund

Die Brücke zwischen dem Heidelberger Stadtteil Pfaffengrund und Eppelheim wurde 1936 erbaut. Sie führt über die Autobahn A 5 und ist inzwischen derart marode, dass sie dringend erneuert werden muss. Das sehen auch die Gegner des Großprojekts Brückenneubau so.

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Die Brücke zwischen dem Heidelberger Stadtteil Pfaffengrund und Eppelheim wurde 1936 erbaut. Sie führt über die Autobahn A 5 und ist inzwischen derart marode, dass sie dringend erneuert werden muss. Das sehen auch die Gegner des Großprojekts Brückenneubau so. Sie stören sich allerdings an der Dimension der neuen Brücke. Sie soll von derzeit 13 Metern auf 21 Meter verbreitert werden.

Die jetzige Brücke zeigt sich mit zwei Fahrbahnen, einem auf nördlicher Seite verlaufenden Bahngleis und zwei kombinierten Wegen für Radfahrer und Fußgänger.

Die neue Brücke soll mit zwei erhöhten Bahngleisen ausgestattet werden. Diese sollen mittig auf der Brücke verlaufen. Die Fahrspuren sollen rechts und links davon angelegt. Im Auslauf der Brücke verschmelzen dann die Fahrbahn für die Fahrzeuge Richtung Eppelheim und die Bahngleise. Auf der Brücke soll es eine Ampel geben, die bei Einfahrt der Bahn die Fahrzeuge anhält.

Laut den Plänen sollen die beiden Bahngleise bis zur Kreuzung Haupt-, Mozart- und Hildastraße geführt. Die Zusammenführung der Gleise soll durch eine Weiche im neu angeordneten Verkehrskreisel erfolgen. Der Kreisel soll zur reibungslosen Durchfahrt der Bahn mit Ampeln ausgestattet. Außerdem soll die neue Brücke auf beiden Seiten jeweils einen separaten Fußgänger- und Radfahrweg erhalten. sg

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Dieser Beschluss steht für ein millionenschweres Bauprojekt, das mittlerweile von vielen Bürgern nicht gut geheißen wird. Es geht um den zweigleisigen Neubau der Straßenbahnbrücke über die Autobahn A 5 zwischen dem Heidelberger Stadtteil Pfaffengrund und Eppelheim sowie um den Bau einer Brückenunterführung und dazu eines Verkehrskreisels an der Kreuzung Haupt-, Mozart- und Hildastraße. Bis 15. März gilt es für die Gegner dieses Großprojekts, sieben Prozent der Wahlberechtigten, also 822 Unterzeichner, für ihr Bürgerbegehren zu finden.

Die Mitglieder der Bürgerinitiative sind der festen Überzeugung, dass sich das maßgeblich von der Rhein-Neckar-Verkehr (RNV) GmbH vorangetriebene Großprojekt nachteilig auf den Verkehr und die Anwohner am östlichen Ortseingang auswirkt. "Bei einer so weit reichenden Entscheidung sollen die Bürger gefragt werden", so Binsch. "Daher ist unser Ziel ein Bürgerentscheid."

Die Unterstützer des Bürgerbegehrens ließen am Samstag nicht lange auf sich warten. Am Infostand gaben sich die Gegner den Kugelschreiber in die Hand. Halbzeitstand nach den ersten zwei Stunden waren 80 Unterschriften beisammen. "Die Leute kamen ganz gezielt zu uns, um zu unterschreiben", erfuhr man von Elke Sommer und Thomas Graupner. Weitere 300 Unterschriften liegen der Bürgerinitiative aus den Rückläufen der vor wenigen Tagen an die Haushalte entlang der Hauptstraße ausgeteilten Unterschriftenlisten vor. Eine zweite Unterschriftenaktion auf dem Wochenmarkt folgt am kommenden Samstag. Sollte damit die Zahl der benötigten Unterschriften noch nicht erreicht sein, wird es am 12. März eine weitere Gelegenheit zum Unterzeichnen für die Bürger geben.

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Am Infostand taten die Unterzeichner auch ihren Unmut kund. Sie bezeichneten den Brückenneubau mit zwei Gleisen als "Schwachsinn" und "Geldverschwendung". Die Brücke müsste dazu von derzeit 13 Metern auf gut 21 Meter verbreitert werden. In der von der Stadt gewünschten Unterführung für Fußgänger und Radfahrer sahen sie keinen Nutzen, der Ausgaben von rund 400 000 Euro rechtfertige, sondern einen neuen "Angstraum". Der von der Verwaltung geplante Verkehrskreisel an der Hildastraße wurde als "Schilda-Kreisel" betitelt, da durch die Ampelschaltung bei Bahnverkehr alle paar Minuten der Verkehr komplett still steht und er für die vielen Schüler als Unfallgefahr gesehen wird.

"Ich bin der Meinung, dass der Gemeinderat hier von der RNV vergewaltigt wurde", wetterte Altstadtrat Jens Nold: "Der Brückenneubau wurde nicht so geplant, wie er eigentlich gebraucht wird; hier geht es doch nur darum, möglichst viele Fördergelder abzuschöpfen." Claus Treiber pflichtete ihm bei: "Viele Mitglieder des Eppelheimer Gemeinderates haben die Pläne nicht richtig verstanden", mutmaßte er. Die modellhafte Darstellung gebe nicht genügend Auskunft darüber, wie die Brücke, die beiden Bahngleise, die Fahrbahnzusammenführung auf der Brücke und die Gleiszusammenführung in der Hauptstraße hinterher in der Realität aussehen.

Den Gegnern des Bauprojekts standen am Samstag - lässt man die Stadträte, die mit Ja dem Projekt zugestimmt haben, außen vor - nur wenige Befürworter entgegen. Wie beispielsweise Friedhelm Schwegler. Er sah durch zwei Straßenbahngleise, die bis zur Kreuzung Haupt- und Hildastraße führen, eine Optimierung des Fahrplans für die RNV. Allerdings hielt er die Position des Kreisels mit der mittig geplanten Weiche zur Gleiszusammenführung nicht für optimal. Würde man ihn Richtung Mozartstraße verschieben, könne möglicherweise die Bahn durchfahren, ohne ihn zu tangieren.

"Wir fordern neue Planungsvarianten, die zu Eppelheim passen", betonte Bernd Binsch. Die Anwohner an der Hauptstraße seien durch Lärm und Erschütterungen, durch die Straßenbahn und den Elektrosmog sowie durch die Hochspannungsleitungen schon genug belastet. Der Eppelheimer Anteil an dem Bauprojekt habe sich schon vor dem Beginn des Baus fast verdoppelt. "Das sind Steuergelder, die von uns allen gezahlt werden müssen", warnte Bernd Binsch.

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