Dorfcheck 10: Waldhilsbach fehlt nur ein Einkaufsmarkt
Im zehnten Teil der RNZ-Serie "Dorf-Check" wird der Neckargemünder Stadtteil durchleuchtet

Eingebettet zwischen Wald und Wiesen liegt Waldhilsbach. Archivfoto: Moll
Hintergrund
Einwohner: 1251
Gemarkungsfläche: 120 Hektar
Höhenlage: 180 bis 330 Meter
Partnergemeinde: Romeno (Italien)
Dorfwappen: Die weiß-blauen Rauten neben dem goldenen Löwen
Einwohner: 1251
Gemarkungsfläche: 120 Hektar
Höhenlage: 180 bis 330 Meter
Partnergemeinde: Romeno (Italien)
Dorfwappen: Die weiß-blauen Rauten neben dem goldenen Löwen sind das Symbol der Pfalzgrafen aus dem Haus Wittelsbacher. Der Reichsapfel unten auf rotem Grund erinnert an die pfälzischen Kurfürsten, darunter liegt ein goldener Halbmond mit Gesicht.
Geschichte: Das Dorf entstand wohl als eine der letzten Rodungssiedlungen am Königstuhl durch das Bistum Worms von Gauangelloch aus. Der später "Hilsbach" genannte Ort wurde erstmals 1312 als "Hulsbach" urkundlich erwähnt. Der Ortsname wurde im 16. Jahrhundert als Abgrenzung von Hilsbach bei Sinsheim zu "Waldhilsbach" erweitert, im 19. Jahrhundert wurde der Name amtlich. 1803 gelangte der bis dato pfälzische Ort an Baden, bis zur Eingemeindung nach Neckargemünd 1974 war er selbstständig.
Von Christoph Moll
Neckargemünd-Waldhilsbach. Vor den Toren von Heidelberg - und doch idyllisch umgeben von Wald und Wiesen: So liegt Waldhilsbach. Doch was hat das Dorf alles zu bieten? Im nunmehr zehnten Teil der RNZ-Serie "Dorf-Check" wird heute der Neckargemünder Stadtteil auf den Prüfstand gestellt.
Bevölkerungsentwicklung: Bis zum Jahr 1999 ist die Einwohnerzahl stetig gestiegen, dann war mit 1435 der Höhepunkt erreicht. Seitdem verliert das Dorf jedes Jahr einige Einwohner, aktuell sind es 1251 - in etwa so viele wie 1991.
Bauplätze: Ein Neubaugebiet gibt es nicht. Einzelne freie Grundstücke sind vorhanden, bleiben aber meist in Familienbesitz und sind nicht auf dem Markt.
Steuern und Gebühren: Der Hebesatz der Grundsteuer B ist mit 380 Prozent im regionalen Vergleich recht hoch. Durchschnittlich sind aber der Frischwasserpreis von 2,53 Euro pro Kubikmeter, die Schmutzwassergebühr von 2,12 Euro pro Kubikmeter und die Niederschlagswassergebühr von 79 Cent je Quadratmeter.
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Nahverkehr: Eine Buslinie über den Königstuhl nach Heidelberg gibt es nicht. Stattdessen bringt die Linie 755 die Fahrgäste zu den Bahnhöfen in Neckargemünd und Bammental, von wo es mit der S-Bahn weitergeht. Die schnellste Fahrt zum Hauptbahnhof dauert 26 Minuten. Manche Busse fahren auch bis Heidelberg. Unter der Woche geht der letzte Bus nach Heidelberg um 20 Uhr, zurück ebenso. Später fahren Ruftaxis. Nachtschwärmer kommen am Wochenende noch um 2 Uhr nach Hause.
Hintergrund
Anne von Reumont (CDU) ist seit 2012 Ortsvorsteherin von Waldhilsbach. Im Interview erzählt die 55-Jährige, was das Dorf ausmacht und wo es Handlungsbedarf gibt.
Frau von Reumont, was macht für Sie das Leben in Waldhilsbach aus?
Da muss ich
Anne von Reumont (CDU) ist seit 2012 Ortsvorsteherin von Waldhilsbach. Im Interview erzählt die 55-Jährige, was das Dorf ausmacht und wo es Handlungsbedarf gibt.
Frau von Reumont, was macht für Sie das Leben in Waldhilsbach aus?
Da muss ich nicht lange überlegen: Zusammenhalt, Talentetausch, Heimat- und Naturverbundenheit, Offenheit, Unabhängigkeit, Fleiß, Selbstverständlichkeit und immer auch ein bisschen Rebellion. Die Menschen hier bringen sich in die Gemeinschaft ein und nehmen sich selbst nicht so wichtig. Wir leben in einem kleinen Dorf, umgeben von Wald und Wiesen mit Streuobst. Davon träumen viele, wir tun es. Es ist ein ruhiger Ort ohne Hektik, aber trotzdem nah an den Arbeitsplätzen in Heidelberg und Mannheim. Ja, wir sind ein sogenanntes Schlafstädtchen, aber wir machen was draus. Unsere Vereine sind richtig stark, sie tun viel für die Dorfgemeinschaft und bieten auch neuen Einwohnern eine Heimat.
Wo gibt es Handlungsbedarf und Verbesserungsmöglichkeiten?
Das Thema "Altern im Ort" treibt mich um. Manch ein älterer Bürger muss das Dorf verlassen, weil er hier nicht mehr selbstständig oder alleine leben kann. Hier wollen wir gemeinsam mit den Bürgern Ideen sammeln und Modelle finden. Ein anderes Thema ist die Nahversorgung, ein Einkaufsmarkt fehlt ebenso wie zum Beispiel ein Café als Treffpunkt für den täglichen Austausch. Verbesserungswürdig sind zum Beispiel auch das Internet - manche Mail scheint zu Fuß zu gehen - und die Busanschlüsse am Bahnhof.
Der demografische Wandel macht vor keinem Dorf Halt. Was wird getan, um die Auswirkungen gering zu halten und neue Einwohner zu gewinnen?
Ein Programm haben wir bisher nicht, sondern eher Einzelmaßnahmen. Wir brauchen bezahlbaren Wohnraum, neben der Innenverdichtung benötigen wir ein Baugebiet, das in ein Gesamtkonzept eingebunden werden muss.
Nahversorgung: Ein Einkaufsmarkt fehlt, seit der letzte vor einigen Jahren schließen musste, weil er nicht wirtschaftlich zu betreiben war. Eine Wiederbelebung im Genossenschaftsmodell scheiterte. Allerdings gibt es einen Bäcker, der auch Milch, Butter, Eier und Kaffee verkauft. Immer dienstagnachmittags ist Wochenmarkt, auf dem es Obst, Gemüse, Fisch, Käse und Hähnchen gibt. Darüber hinaus hat der Ort einen Friseur, zwei Banken, eine Schneiderin und Handwerksbetriebe.
Schule und Kindergarten: Die Grundschule ist nach wie vor selbstständig, obwohl sie ab nächstem Schuljahr keinen eigenen Rektor mehr hat. Sie wird vom Neckargemünder Grundschulleiter Gerd Obermayer mit geführt. Der städtische Kindergarten hat auch eine Waldgruppe. Die nächste Gemeinschaftsschule ist in fünf Kilometern Entfernung in Bammental, die nächste Realschule ebenso weit entfernt in Neckargemünd, die nächsten Gymnasien sind in Bammental und Neckargemünd.
Gesundheit: Ein Allgemeinarzt ist am Ort, ein Zahnarzt nicht. Die nächsten Krankenhäuser sind in Heidelberg (13 Kilometer), Sinsheim (20 Kilometer) und Eberbach (27 Kilometer).
Gaststätten: Essen gehen kann man in zwei Gasthöfen und einkehren auch am Minigolfplatz.
Polizei: Das nächste Polizeirevier ist in Neckargemünd.
Freizeitangebote: Der Ort zählt sechs Vereine. Für Jugendliche soll es ab nächstem Jahr eine Skateranlage geben. Jugendmannschaften hat der Sportverein, Musik können auch junge Leute im Hohner-Akkordeon-Orchester machen, es gibt eine Jugendfeuerwehr, der Obst- und Gartenbauverein hat "Azubis". Ein Seniorentreff findet seit zehn Jahren immer einmal im Monat donnerstags statt. Weitere Angebote machen die Kerweborscht und der Gesangverein. Es gibt ein monatliches Reparaturcafé und einen Dorftreff. Die Volkshochschule bietet am Ort keine Kurse an. Die größten Feste im Jahr sind die Kerwe am ersten Wochenende im Oktober, der Tanz in den Mai, das Sommerfest des Gesangvereins im Juli, der "Tag der offenen Gartentür" des Obst- und Gartenbauvereins sowie der Weihnachtsmarkt.
Bücherei: Die Gemeindebücherei ist in Neckargemünd, am Ort gibt es ein öffentliches Bücherregal.
Kirchen: Der Ort hat eine katholische und eine evangelische Kirche.
Internetversorgung: Das Internet über das Telefonnetz ist laut Stadt nicht besonders schnell. Über das Kabelnetz geht es zwar flotter, das Problem nur: Dieses liegt nicht in allen Straßen.



