Region Heidelberg

Die meisten verletzten Radler trugen keinen Helm

111 Fahrradunfälle ereigneten sich 2021 rund um Heidelberg. Dabei verletzten sich insgesamt 87 Radfahrer, zwei starben.

25.03.2022 UPDATE: 26.03.2022 06:00 Uhr 4 Minuten, 23 Sekunden
Die meisten Radunfälle in der Region rund um Heidelberg 
passierten 2021 in Eppelheim. Symbolbild: Priebe

Von Sabrina Lehr

Region Heidelberg. Es war ein tragisches Ereignis in der Geschichte von Verkehrsunfällen rund um Heidelberg: An einem Tag im Februar fuhr ein 78-Jähriger auf seinem Fahrrad im Bammentaler "Rewe-Kreisel", als ein Autofahrer ihn übersah. Der Radfahrer stürzte und verletzte sich schwer. Drei Wochen danach starb er an den Folgen des Unfalls.

Angesichts dessen und des beginnenden Frühlings, der viele Radfahrer wieder auf die Straßen treiben wird, hat die RNZ einen Blick auf die Statistik der Fahrradunfälle des vergangenen Jahres geworfen: 111 Fahrradunfälle ereigneten sich nach Angaben des Polizeipräsidiums Mannheim 2021 in den 16 baden-württembergischen Kommunen der Region rund um Heidelberg, 310 in Heidelberg und 501 im Rhein-Neckar-Kreis. Für das hessische Neckarsteinach liegen dem zuständigen Polizeipräsidium Südhessen noch keine Daten vor.

Rund um Heidelberg stieg in sechs Orten die Zahl der Radunfälle von 2020 auf 2021. Gleich blieb sie im gesamten Rhein-Neckar-Kreis, wo die Polizei in beiden Jahren 501 Unfälle registrierte.

> Die meisten Fahrradunfälle in der Region rund um Heidelberg ereigneten sich in Eppelheim. 28 Radler erlitten dort einen Unfall – vier mehr als im Jahr 2020. An zweiter Stelle liegt die größte Kommune: In Leimen verzeichnete die Polizei 16 Unfälle mit Radfahrern und damit zwei weniger als im Vorjahr. Den dritten Platz der meisten Fahrradunfälle rund um Heidelberg belegt Dossenheim: In der Bergstraßengemeinde gab es im vergangenen Jahr 15 Unfälle, was einem Rückgang von sieben Fällen gegenüber 2020 entspricht. Zum Vergleich: In Heidelberg wurden im vergangenen Jahr 310 Fahrradunfälle polizeilich registriert – das sind 81 weniger als 2020.

> Die wenigsten Fahrradunfälle verzeichneten im Jahr 2021 Wiesenbach und Wilhelmsfeld: Keinen einzigen Unfall mit Beteiligung eines Radlers gab es in den beiden Orten. Während Wilhelmsfeld bereits im Jahr 2020 fahrradunfallfrei war, verbesserte sich Wiesenbach dahingehend: Dort hatte es im Jahr zuvor einen einzigen Fahrradunfall gegeben. Auch den dritten Rang bei den wenigsten Fahrradunfällen im Umland der Universitätsstadt teilen sich zwei Orte: In Heiligkreuzsteinach gab es einen Fahrradunfall (-3). In Schönau verzeichnet die Polizei wie schon 2020 einen Fahrradunfall. Damit sind die drei Steinachtalkommunen 2021 gewissermaßen die sichersten Orte für Fahrradfahrer gewesen.

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> Verletzt wurden bei ihren Unfällen nicht alle Fahrradfahrer. Laut Polizei kam es bei den 111 Radunfällen, die 2021 rund um Heidelberg registriert wurden, zu insgesamt 87 Verletzten. In Heidelberg registrierte die Polizei 260 Radunfälle mit Personenschaden, davon galten 227 als leicht verletzt. In der Region waren es 71. Als schwer verletzt galten 2021 nach Unfällen in der Region rund um Heidelberg 16 Menschen. In Heidelberg waren es 33. "Schwer verletzt bedeutet, dass die Person mindestens für 24 Stunden stationär im Krankenhaus behandelt wird", erklärt Polizeisprecher Tobias Hoffert, wie Unfallopfer in die beiden Kategorien eingeteilt werden. Eine kurzfristige stationäre oder ambulante Behandlung oder keine Behandlung würden als leichte Verletzungen gewertet.

> Gestorben sind im vergangenen Jahr zwei Menschen infolge von Unfällen im direkten Heidelberger Umland. Ein Todesopfer verstarb im Oktober infolge einer Kollision mit einem Lieferwagen in der Rohrbacher Straße in Leimen. Ein weiterer Radfahrer starb bei einem Unfall in Sandhausen. Beide getöteten Radfahrer waren der Polizei zufolge auf sogenannten Pedelecs unterwegs und trugen keinen Fahrradhelm. In Heidelberg verzeichnete die Polizei für das Jahr 2021 keinen durch einen Unfall getöteten Fahrradfahrer.

> Pedelec-Fahrer, also Radfahrer eines motorisierten Fahrrads, machten ein knappes Fünftel der Opfer von Fahrradunfällen in der Region rund um Heidelberg aus. Unter "Pedelec" versteht man ein Fahrrad, dessen Elektromotor den Fahrer beim Treten bis zu einer Geschwindigkeit von 25 Kilometer pro Stunde unterstützt. 21 Menschen waren in der Region rund um Heidelberg 2021 auf dieser Sorte Fahrrad an Unfällen beteiligt. Neben den beiden Verstorbenen verletzten sich 13 bei Unfällen leicht, sechs schwer. Die meisten Pedelec-Unfälle gab es 2021 in Neckargemünd: Fünf wurden dort im verganenen Jahr registriert. In Sandhausen, wo die zweitmeisten Unfälle mit motorisierten Fahrrädern bekannt wurden, waren es vier. In Heidelberg waren lediglich an 29 von 310 Fahrradunfällen Pedelecs beteiligt. Von ihnen verletzten sich 18 leicht, zwei schwer.

> Einen Helm trug die Mehrheit der Radfahrer, die 2021 bei Unfällen in der Region rund um Heidelberg verletzt wurden, nicht. Von den 71 Leichtverletzten hatten nur 18 einen Schutzhelm auf dem Kopf. Bei 52 hingegen – also knapp drei Vierteln der Leichtverletzten – war der Kopfschutz von den Beamten nicht feststellbar oder wurde nicht oder nicht richtig benutzt. Bei einem Leichtverletzten indes ging aus dem Polizeibericht nicht hervor, ob er einen Helm getragen hatte. Exakt 75 Prozent beträgt dagegen die Ohne-Helm-Quote bei schwer verletzten Radfahrern rund um Heidelberg. Nur vier von 16 trugen bei ihren Fahrradunfällen einen Kopfschutz, zwölf waren ohne unterwegs. In Heidelberg indes war bei 75 Radfahrern bei ihren Unfällen ein Helm nachweisbar, bei 109 dagegen nicht. "Bei den restlichen Radfahrerinnen und Radfahrern war ein getragener oder richtig getragener Helm nicht feststellbar", so Polizeisprecher Dennis Häfner.

Ob ein Helm bei den Unfällen eine schwere Verletzung verhindert hat oder hätte, geht aus der Polizeistatistik nicht hervor, wie Häfner betont. Dies müsse stets im Einzelfall ein Gutachten zeigen. Entsprechende Statistiken liegen auch der AOK nicht vor. Auf RNZ-Nachfrage gab die Krankenkasse an, nicht zu erfassen, wie ihre Versicherten sich verletzten. "Einzig die Diagnosen können wir aus unseren Zahlen ablesen", so ein AOK-Sprecher.


Wenn es warm ist, passieren die meisten Unfälle

Meistens sind bei Radlern andere Verkehrsteilnehmer beteiligt

Region Heidelberg. (lesa) Das Steinachtal ist mit nur vereinzelten Fahrradunfällen ein sicheres Pflaster. Eppelheim, Leimen und Dossenheim, die rund die Hälfte der Radunfälle in der Region rund um Heidelberg verzeichnen, sind dagegen für Radler mit Vorsicht zu genießen. Diese Aussagen lassen sich scheinbar aus der polizeilichen Unfallstatistik (siehe oben) ablesen. Doch das ist zu einfach. Denn genannt sind in der Statistik lediglich die Zahlen der jährlich vom Polizeipräsidium Mannheim registrierten Radunfälle in dessen Zuständigkeitsbereich. Gründe für regional niedrigere oder höhere Unfallzahlen nennen die Beamten in der Statistik nicht.

Dabei sind es einige Faktoren, welche die einzelnen Orte unterscheiden: So dürfte alleine die Topografie die eher in der Ebene liegenden Orte Eppelheim, Leimen und Dossenheim für Radfahrer attraktiver machen als die Steinachtal-Gemeinden im bergigen Odenwald. Auch Faktoren wie Parkplatznot und nahe Einkaufsmöglichkeiten dürften im urbanen Raum Menschen eher zum Rad greifen lassen als im ländlichen. Unterschiedliche Bevölkerungszahlen und -strukturen tun ihr Übriges. Was die Unfallzahl gemessen an der Gesamtzahl der Radfahrer in der Region rund um Heidelberg oder darüber hinaus bedeutet, bleibt ebenfalls unklar. Genaue Zahlen oder Schätzungen hierzu liegen der Polizei nicht vor.

Dafür haben die Ermittler anderes vorliegen: Nämlich zum einen, dass die Anzahl der Unfälle mit Pedelecs seit Jahren steigt. "Diese werden vermehrt genutzt, unter anderem von älteren Personen, die wieder Fahrrad fahren", erklärt Polizeisprecher Dennis Häfner. Zum anderen lässt sich eine Häufung der Unfälle in bestimmten Monaten feststellen: Die meisten ereigneten sich zuletzt im September, die wenigsten im Januar. "Tendenziell kam es in den wärmeren Monaten zu mehr Unfällen als in den kalten Wintermonaten", sagt Polizeisprecher Tobias Hoffert mit Blick auf das Jahr 2021. Und noch etwas stellen die Beamten fest: "Bei der Mehrzahl aller Unfälle ist mindestens ein weiterer Verkehrsteilnehmer involviert", so Sprecher Hoffert. "Alleinunfälle" – also solche ohne Fremdbeteiligung – machten nur etwa ein Sechstel aller Fälle aus.

Im laufenden Jahr verzeichnet das Polizeipräsidium übrigens schon 196 Fahrradunfälle in ihrem Zuständigkeitsbereich: 65 im Rhein-Neckar-Kreis, 53 in Heidelberg und 78 in Mannheim.

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