Den Ärger lässt das Land im Steinachtal: Startschuss zur L 536-Sanierung
Verkehrsminister Winfried Hermann gab den Startschuss - Wenig Hoffnung auf Übernahme der Buskosten

Rudolf Klapdohr (r.) übergab die Petition "Pro ÖPNV im Steinachtal" an Verkehrsminister Winfried Hermann.
Von Thomas Seiler
Wilhelmsfeld. Da strahlte sogar die Sonne beim offiziellen Startschuss für die grundhafte Sanierung der Landesstraße 536 zwischen Wilhelmsfeld und Schönau-Altneudorf. Bei allen Rednern, angefangen bei dem Verkehrsminister des Ländles, Winfried Hermann, über die Präsidentin des Regierungspräsidiums Karlsruhe, Nicolette Kressl, bis hin zu den Bürgermeistern Markus Zeidler (Schönau) und Hans Zellner (Wilhelmsfeld) schimmerte die Erleichterung durch, dass der jahrzehntelange Kampf um die Verbesserung des "Landesfeldwegs" endlich der Vergangenheit angehört.
Wermutstropfen dabei: Eine komplette Sperrung der 1,7 Kilometer langen Strecke bis Ende September 2018 sowie der erheblich ausgedünnte Busfahrplan nach Heiligkreuzsteinach, weil das Land die Zusatzkosten von 216.000 Euro zum regulären ÖPNV-Angebot nicht übernimmt und die betroffenen Gemeinde dies nicht stemmen können.
Da nutzte bislang auch die von Rudolf Klapdohr ins Leben gerufene Petition "Pro ÖPNV im Steinachtal" an den baden-württembergischen Landtag nichts, deren 936 Originalunterschriften er jetzt persönlich dem Verkehrsminister überreichte. Zuvor bemängelte schon Zellner den Rückzug des Landes auf die im Straßengesetz festgelegte Rechtslage.
Hier fügte auch Hermann sowohl in seiner Rede als auch bei der Entgegennahme der Unterschriften nichts Neues hinzu. Er verstand zwar die Einschränkungen, baute aber auf einen Kompromiss: "Wir zahlen die Straße, Sie haben den Ärger und am Ende sind wir alle glücklich", so die ministrable Antwort.
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Möglicherweise unterstützen die an diesem Tag anwesenden Landtagsabgeordneten Hermino Katzenstein und Albrecht Schütte das Ansinnen der Petition, wonach es um den kompletten Erhalt der Busverbindungen aus und in das Steinachtal geht. Der Erfolg steht allerdings in den Sternen. "Jetzt kommen nur morgens und abends die Nutzer von Heiligkreuzsteinach weg und wieder zu uns zurück", betonte Rathauschefin Sieglinde Pfahl gegenüber der RNZ.
Auf die Zähne beißen heißt es nun, und dazu lieferte schon im Vorfeld der Projektleiter des Regierungspräsidiums, André Nieder, viele gute Argumente. Fast die gesamte, auf sechs Meter verbreiterte Strecke erhält zusätzlich einen ein Meter breiten Gehweg. Drainagen, Quellenfassungen und Entwässerungsmulden sorgen dafür, dass das Wasser bei diesem knapp sieben Millionen Euro teuren Projekt nicht den Straßenbelag überschwemmt. Zusätzlich gibt es eine moderne LED-Beleuchtung und ein verlegtes Glasfaserkabel für schnelles Internet. Neben der erhöhten Wahrung des Wasserschutzgebietes bringen ferner zwei neu gestaltete Wiesenflächen den Ausgleich für weggefallenes Land.
Mit der Maßnahme endet nun eine "unübersichtliche, unzureichende und unsichere" Verkehrssituation", erklärte die Regierungspräsidentin dazu. Ebenso wie der Verkehrsminister baute sie auf Akzeptanz und Verständnis der Vollsperrung. Hermann, der "erstmals in dieser Ecke" weilte, hob zudem die Bedeutung der danach sanierten L 536 für die gesamte Region hervor und freute sich schon jetzt auf ein Straßenfest im Oktober nächsten Jahres.
Auf "rosige Zeiten für das Steinachtal" hoffte Schönaus Stadtoberhaupt Marcus Zeitler und sein Wilhelmsfelder Amtskollege Hans Zellner beerdigte die "längste Wiedervorlage" seiner 32-jährigen Amtszeit, die ihm schon sein Vorgänger ans Herz gelegt hatte. Alle miteinander, auch Landrat Stefan Dallinger, griffen danach natürlich zu Handschuhen und Werkzeug, um die ersten Steine einer "eidechsenfreien" Stützwand zu beseitigen und damit das Startsignal für das Unternehmen zu geben.



