Dieter Mörleins "persönliche Assistentin" unterstützte den Wahl-Kläger
Verena Fabrizi, die Frau an der Seite des Bürgermeisters, unterstützte den Kläger vor Gericht - Mörlein: "Ich habe nichts damit zu tun."

Verena Fabrizi ist seit Jahren die Frau an Dieter Mörleins Seite. Doch sie hat "nicht daran gedacht", dass sie ihm mit ihrer Aussage schadet. Foto: Geschwill
Von Anja Hammer
Eppelheim. Der Streit um die Rathausspitze nimmt langsam die Ausmaße einer Seifenoper an - sowohl was das niemals Endende angeht, als auch was die Dramaturgie betrifft. Seit Neuestem ist eine neue Protagonistin hinzugekommen: Verena Fabrizi. Die Frau, die stets an Bürgermeister Dieter Mörleins Seite ist, hat nämlich Kläger Georg S. unterstützt.

Patricia Popp hat eine andere Version. Foto: sg
Doch der Reihe nach: Wie inzwischen durchgesickert ist, hat Georg S. kurz vor der Gerichtsverhandlung noch Akten nachgereicht. Diese enthielten eidesstattliche Erklärungen von vier Eppelheimern, die aussagen, dass sie sich auch vor anderen Wahllokalen von Plakaten beeinflusst gefühlt haben.
Eine von ihnen war Verena Fabrizi. Am Donnerstag vor Ostern hatte sich das Verwaltungsgericht in Karlsruhe mit seiner Klage gegen die Bürgermeisterwahl im Oktober beschäftigt. S. fand, dass ein Plakat von Siegerin Patricia Popp zu nah am Wahllokal hing. Das Gericht hat seine Klage jedoch abgewiesen.
Hintergrund
Dass sich ein Gericht zu einem kommunalen Mitteilungsblatt äußert, kommt nicht alle Tage vor. Doch genau das ist gestern geschehen. Auf der Titelseite der sogenannten "Eppelheimer Nachrichten" ist nämlich die Pressemitteilung des Karlsruher Verwaltungsgerichts über die
Dass sich ein Gericht zu einem kommunalen Mitteilungsblatt äußert, kommt nicht alle Tage vor. Doch genau das ist gestern geschehen. Auf der Titelseite der sogenannten "Eppelheimer Nachrichten" ist nämlich die Pressemitteilung des Karlsruher Verwaltungsgerichts über die abgewiesene Bürgermeisterwahl-Klage abgedruckt. Zumindest scheint es so, steht doch unterhalb des gesamten Textes "Quelle: Presseerklärung Verwaltungsgericht Karlsruhe". Aber: Teile des Textes stammen gar nicht vom Verwaltungsgericht.
Die letzten neun Zeilen befassen sich mit Dieter Mörlein und den vom Kläger vorgelegten eidesstattlichen Erklärungen (siehe Artikel rechts). So heißt es etwa: "Bürgermeister Dieter Mörlein hat nachweislich von diesen Zeugenaussagen nichts gewusst; auch entstand der Kontakt zwischen Zeugen und Kläger unabhängig von ihm. Auch ist dies belegbar."
Da die Quelle, also das Verwaltungsgericht, erst nach dieser Passage genannt wird, sieht das Gericht sich nun zu der Klarstellung veranlasst: "Dass der genannte neunzeilige Zusatz kein Bestandteil der Pressemitteilung des Verwaltungsgerichts vom 18.04.2017 ist, dass diese Pressemitteilung auch nicht nachträglich um die genannte Textpassage ergänzt wurde, und dass diese Textpassage von der Pressestelle des Verwaltungsgerichts weder verfasst noch autorisiert wurde." Und diese klarstellende Pressemitteilung stammt tatsächlich vom Verwaltungsgericht Karlsruhe.
Doch wer ist dann für diese neun Zeilen verantwortlich? Dazu Bürgermeister Dieter Mörlein: "Das hat die Pressestelle, Frau Fabrizi, gemacht." (aham)
Fabrizis Aussage ist ein gefundenes Fressen für Mörleins Kritiker, die schon lange vermuten, dass Bürgermeister und Kläger gemeinsame Sache machen, um Popps Amtsantritt zu verzögern. Selbst Popp sagt auf RNZ-Nachfrage: "Ich vermute eine Verbindung."
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Wobei sie unterstreicht, dass sie vermute und nicht behaupte. Denn sie hat bereits einen Brief von Mörlein erhalten, der sie auffordert, solche Äußerungen nicht mehr zu tätigen.
Denn Mörlein, der Fabrizi übrigens lediglich seine "persönliche Assistentin" nennt, betont im Gespräch mit der RNZ wieder und wieder: "Ich habe damit nichts zu tun." Und: "Ich wusste nichts von Frau Fabrizis Erklärung." Hätte er es gewusst, dann hätte er ihr geraten, dass sie sich aus der Sache heraushalten solle.
Er habe erst nach der Gerichtsverhandlung davon erfahren, denn erst dann hätte sie ihn angerufen und ihm davon berichtet. Mörlein: "Ich wusste nicht einmal, dass sie Kontakt zum Kläger aufgenommen hat."
Ähnlich klingt die Version von Verena Fabrizi, die inzwischen sagt: "Ich war zu naiv." Sie habe ursprünglich mit dem Kläger Kontakt nach der Januar-Gemeinderatssitzung aufgenommen, da er in dieser Sitzung persönlich angegangen worden sei. Dafür wollte sie sich entschuldigen.
Es entwickelte sich eine E-Mail-Unterhaltung, in der sie sich irgendwann über die Aufregung um das Wahlplakat an der "Villa Kunterbunt" gewundert habe. "Das an der Schulstraße hing doch viel näher", sagt Fabrizi, die als Pressereferentin im Rathaus arbeitet. Daraufhin habe der Kläger sie gefragt, ob sie das auch vor Gericht aussagen würde.
"Ich habe überlegt und dann zugesagt", so die 35-Jährige. "Ich wollte schließlich nicht aus opportunistischen Gründen lügen." Dieter Mörlein, mit dem sie seit über acht Jahren zusammen sei, habe sie davon nichts gesagt, so Fabrizi.
Jetzt, da ihre eidesstattliche Erklärung zum Kanonenfutter für Mörleins Kritiker geworden ist, sagt sie: "Ich habe nicht so weit gedacht - das war doof." Denn das habe sie nie gewollt. Auch habe sie nicht daran gedacht, dass sie mit ihrer Erklärung auch gegen ihre Rathauskollegen aussage, die immerhin für die ordnungsgemäße Durchführung der Wahl zuständig waren. Das sei ihr erst am Tag der Gerichtsverhandlung aufgefallen.
Doch damit ist die Eppelheimer Seifenoper noch nicht zu Ende. Denn das Plakat, von dem sich Fabrizi laut eidesstattlicher Erklärung beeinflusst fühlte, wurde nach Angaben von Patricia Popp erst nach dem Wahlsonntag aufgehängt. "Mein Verlobter hat am Montag noch vier zusätzliche Plakate mit Dankesklebern aufgehängt", so Popp. Und das in der Schulstraße sei eines davon gewesen.