"Eine Enteignung ist nicht das Ziel"
Regierungspräsidium und Planbüro informierten in Gemeinderatssitzung - Gremium hält ihn für wichtig

Edingen-Neckarhausen. (nip) Auf den Vorwurf eines Bürgers, die Gemeinde habe bislang wenig über den geplanten Radschnellweg zwischen Heidelberg und Mannheim informiert, vor allem, was den Streckenverlauf in Edingen-Neckarhausen betreffe, reagierte Bürgermeister Simon Michler gelassen.
In der Gemeinderatssitzung am Mittwoch, in der das Regierungspräsidium Karlsruhe und das beauftragte Planbüro Schüßler Ingenieursgesellschaft aus Ludwigshafen das Pilotprojekt des Landes noch einmal vorstellten, sprang Michler Katharina Kuch zur Seite. Sie habe den Bürgermeister erst vor wenigen Wochen über die Veränderung im Trassenverlauf informiert. "Und danach war Sommerpause", sagte Kuch, die im RP mit der Öffentlichkeitsarbeit für den Radschnellweg betraut ist.
"Dieses Projekt ist eine Chance für die Gemeinde und für ihren Verkehrsraum", betonte Axel Speer, RP-Referatsleiter Straßenplanung. Das Pilotprojekt, eines von dreien im Land, soll ein Umdenken anstoßen, sagte Kuch. Mehr Menschen sollen vom Auto aufs Fahrrad umsteigen; der Radschnellweg ermöglicht ihnen eine höhere Durchschnitts-Reisegeschwindigkeit auf komfortableren Belägen bei effizienterer Wegführung. Weil in Ladenburg Landwirte protestierten, wurde der Teilabschnitt nun nach Edingen-Neckarhausen verlegt.
Dort zeigt sich der Ortsbauernverein Edingen gesprächs- und zur Abgabe von Flächen bereit, wie Georg Koch mitteilte. Zuvor hatte er erläutert, weshalb eine Verlegung der Strecke auf den Stangenweg für die Landwirte keine Option ist. Er plädierte für den geplanten Verlauf südlich der OEG-Linie, wobei Helmut Koch später noch eine Variante vorschlug, die bei Wieblingen nicht unter der Autobahnbrücke hindurchführt, stattdessen die Hauptstraße, Bahnhofstraße und Schillerstraße tangiert. Das werde man prüfen, sagte Katrin Zima vom Planbüro Schüßler.
Im Prinzip teilten Michler und Teile des Rats die beim Vor-Ort-Termin geäußerten Bedenken von Anwohnern der Goethestraße. "Den Bürgern ist auch wichtig, dass dort keine Parkplätze wegfallen", sagte Michael Bangert (SPD). Doch das lasse sich nicht ganz vermeiden.
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Rolf Stahl (Offene Grüne Liste) erkundigte sich, ob eine Enteignung von Flächen in Privatbesitz zur Debatte stehe. Zima erklärte, es sei vorstellbar, an einigen Stellen einen "reduzierten" Standard, sprich eine Breite von 3,50 Metern Fahrradweg, ohne Flächenerwerb hinzubekommen. "Eine Enteignung ist nicht unser Ziel. Wir wollen im Gespräch an die Flächen kommen, die wir benötigen", sagte Axel Speer. Edgar Wunder (Die Linke) meinte, es könne sein, dass die Gemeinde selbst für eine Anbindung an die Trasse vom Weg entlang des Neckars her sorgen müsse. Hierfür gebe es Fördermöglichkeiten, meinte Speer. Ansonsten steht das Land für das auf 30 Millionen Euro geschätzte Projekt gerade. Dass auf die Gemeinde Straßenunterhaltskosten zukommen, sei unwahrscheinlich, so Speer.
Bernd Grabinger (CDU) würde es gut finden, wenn in der Kommune mehr Radverkehr stattfände. Nun müsse man einfach ergebnisoffen ans Thema rangehen. Ihm war wichtig, dass die Zufahrten auf private Grundstücke in der Bahnhofstraße/ Ergelweg gewährt bleiben. Thomas Zachler (SPD) wiederum sieht im Radschnellweg eine Möglichkeit, das bestehende komplexe Verkehrsproblem am Ort zu entlasten. "Ich finde diesen Radweg ganz wichtig und hoffe, er wird nicht zerredet", meinte Klaus Merkle (UBL-FDP/FWV).



