Mathilda ist eine Ausnahme-Erscheinung
Alpakas sind scheue Tiere, doch Mathilda ist sehr zutraulich

Von Christoph Moll
Heiligkreuzsteinach-Lampenhain. "Mathilda liebt es, gestreichelt zu werden, ist unglaublich neugierig, will alles wissen, alles sehen und alles erkunden", sagt Johanna Bretschi, die auf ihrem Hof acht Alpakas hält. Damit unterscheidet sich die 15-jährige Mathilda, die als "Orakel aus dem Odenwald" die Spiele der deutschen Nationalelf bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland tippt, von ihren Artgenossen. "Alpakas sind neugierige, aber eigentlich sehr scheue Tiere", erklärt Bretschi.
Jedes Tier habe einen eigenen Charakter und eigenen Kopf: "Sie sehen so kuschelig aus, können aber auch ganz schön stur sein", erzählt die "Alpaka-Mama". Bei Spaziergängen über die Weiden des Odenwalds würden die Tiere auch mal einfach stehen bleiben. "Dann geht es nur mit gutem Zureden weiter", erzählt Bretschi. "Man muss ruhig bleiben, Druck hilft nicht." Alpakas könne man nicht wie Pferde erziehen, sie seien eher vergleichbar mit Katzen.

Aber sie sind nicht so anspruchsvoll wie Stubentiger: Auf ihrem Speiseplan stehen Heu und Wasser, ab und zu gibt es eine leckere Getreidemischung. Das saftige Gras der Odenwald-Weiden seien die Tiere, die ursprünglich aus den südamerikanischen Anden stammen, nicht gewohnt, erklärt Bretschi: "Das Heu brauchen sie für die Verdauung."
Auch ansonsten hält sich der Aufwand in Grenzen: Der Stall muss regelmäßig ausgemistet werden, alle zwei Monate werden die Fußnägel geschnitten, einmal im Jahr wird geimpft und regelmäßig entwurmt. Alpakas seien sehr robust und nicht krankheitsanfällig.
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Und einmal im Jahr geht es zum "Friseur", wo auch Mathilda kürzlich war: "Die Wolle muss runter, sonst wird es den Tieren im Sommer zu heiß", weiß Johanna Bretschi. Die Wolle sei begehrt und vergleichbar mit Kaschmir, pro Schur kommen drei bis sechs Kilo zusammen.
Besonders hochwertig ist die erste Schur, bei der die "Babyalpakawolle" abfällt. Im Vergleich zu Schafwolle ist Alpakawolle wärmer, feiner und hat einen geringeren Fettgehalt. Je älter die Tiere werden, desto geringer ist die Qualität der Wolle. Es wird in drei Qualitätsstufen unterschieden: Für die Weiterverarbeitung zu Garn wird nur die beste Qualität verwendet.
Andere Stufen eignen sich auch für Bettdecken, die von Allergikern geschätzt werden. Die Wolle aus Lampenhain wird von einer Manufaktur weiterverarbeitet, die sich auf Alpakawolle spezialisiert hat.



