Das Alpaka-WM-Orakel aus dem Odenwald
Alpaka-Dame "Mathilda" sagt den Ausgang der Deutschland-Spiele bei der Fußball-WM voraus – Sie weiß mit dem Ball umzugehen

Mathilda "trägt" die Nummer 35 und lag mit zwei von drei Tipps richtig. Foto: Alex
Von Christoph Moll
Heiligkreuzsteinach-Lampenhain. Gestatten, Mathilda: 15 Jahre alt, 1,50 Meter groß, 60 Kilo schwer und mit hellseherischen Fähigkeiten ausgestattet - na gut, Letzteres muss das Alpaka in den kommenden Wochen noch beweisen. Denn Mathilda wird als tierisches Orakel aus dem Odenwald den Ausgang der Spiele der deutschen Nationalmannschaft bei der am Donnerstag begonnenen Fußballweltmeisterschaft in Russland vorhersagen.
Und damit versuchen, in die zugegeben etwas großen "Fußstapfen" von Krake Paul aus Braunschweig zu treten, der bei der Weltmeisterschaft vor acht Jahren den Ausgang aller Deutschland-Spiele richtig vorhergesagt hatte. Den ersten Einsatz hat der Wuschelkopf aus Lampenhain zum Spiel gegen Mexiko an diesem Sonntag.
Hintergrund
> Alpakas gehören zur Familie der Kamele und stammen ursprünglich aus den südamerikanischen Anden. In Peru leben etwa 3,5 Millionen Tiere in Herden, was etwa 80 Prozent des weltweiten Bestands ausmacht. Aber auch in Bolivien und Chile kommen größere Bestände vor. Alpakas
> Alpakas gehören zur Familie der Kamele und stammen ursprünglich aus den südamerikanischen Anden. In Peru leben etwa 3,5 Millionen Tiere in Herden, was etwa 80 Prozent des weltweiten Bestands ausmacht. Aber auch in Bolivien und Chile kommen größere Bestände vor. Alpakas werden vorwiegend wegen ihrer begehrten Wolle gezüchtet, die allerdings hierzulande nicht allzu bekannt ist. In Europa werden die Tiere meist wegen ihres ruhigen und friedlichen Charakters gehalten und in der tiergestützten Therapie eingesetzt. Alpakas sind etwas kleiner als Lamas und wiegen zwischen 55 und 65 Kilogramm. Die Farbe ihres Fells reicht von Weiß über Beige bis zu Braun- und Rottönen und Grauabstufungen. Es gibt auch ganz schwarze und mehrfarbige Tiere. Alpakas werden zwischen 20 und 25 Jahre alt. Als Pflanzenfresser ernähren sie sich fast ausschließlich von Gräsern. Alpakas werden in der Regel einmal im Jahr geschoren, meist im Frühjahr. Die Tiere können das ganze Jahr über Nachwuchs bekommen. Nach einer Tragzeit von etwa elf Monaten kommt meist ein einzelnes Jungtier zur Welt. cm
Lampenhain, ein Ortsteil von Heiligkreuzsteinach im Vorderen Odenwald. Hier, in etwa 400 Meter Höhe, leben rund 300 Menschen - und acht Alpakas. Eines davon ist Mathilda. Zusammen mit ihren sieben Artgenossen könnte sie fast eine Fußballmannschaft bilden. Mathilda wäre dann wohl die "Kapitänin", denn sie ist die älteste - wobei in der Herde aber die Männer das Sagen haben.
"Mathilda ist unsere Oma", sagt "Alpaka-Mutter" Johanna Bretschi, die die Tiere seit sieben Jahren auf dem Hof der Familie hält. Mathilda kam mit acht Jahren als erstes Alpaka von einem Züchter in Nürtingen nach Lampenhain. Damals hieß sie noch Aspergia. "Mathilda hat uns als Name aber besser gefallen", erzählt Bretschi. Inzwischen ist Mathilda schon Großmutter.
Normalerweise seien Alpakas sehr scheue Tiere, aber Mathilda bilde eine Ausnahme, so Bretschi. Als sie auf den Hof kam, war sie auch noch sehr scheu. Es dauerte eine Weile, bis Mathilda aus der Hand fraß. "Inzwischen liebt sie es, gestreichelt zu werden, ist unglaublich neugierig, will alles wissen, alles sehen und alles erkunden", sagt Johanna Bretschi. "Sie ist deshalb das ideale Orakel."
Und noch wichtiger: Mathilda liebt Fußball. Beim "Casting" setzte sie sich gegen den sechsjährigen Moritz durch, der als "Schlitzohr" gilt und öfter mal ausbricht. Sie präsentierte sich viel offensiver und wusste auch mit dem Ball umzugehen - sogar beidfüßig, hat also sowohl links als auch rechts einen strammen Schuss.
Mathilda wird alle Deutschland-Spiele tippen: Dafür bekommt sie zwei Eimer vor sich hingestellt, die mit der deutschen Fahne und der Flagge des jeweiligen Gegners versehen sind. Darin ist das gleiche Futter - eine leckere Getreidemischung. Das Team mit dem Eimer, aus dem Mathilda als erstes frisst, gewinnt. Sollte sie keinen Hunger haben - was aber unwahrscheinlich ist - heißt das: unentschieden. Zumindest in der Vorrunde ist das ja möglich. Die Vorhersage wird vor den Spielen veröffentlicht.
Johanna Bretschi wird die Spiele der deutschen Nationalelf nun besonders gespannt verfolgen. "Wenn Mathilda richtig liegt, bekommt sie eine Extrastreicheleinheit", verspricht sie. "Und wenn nicht, nehmen wir es ihr auch nicht übel."



