"Noch nicht kritisch"

Noch gibt es beim Hochwasser in Wiesloch Entwarnung

Trotz steigender Pegel besteht keine Gefahr. Neue Regenrückhaltebecken und Bachausbau bieten Schutz vor Überflutung.

28.01.2021 UPDATE: 30.01.2021 06:00 Uhr 1 Minute, 51 Sekunden
Der Ausbau des Gauangelbachs in Baiertal geht voran. Er ist eine der zahlreichen Schutzmaßnahmen, die im Zusammenhang mit dem Jahrhunderthochwasser ergriffen werden. Foto: Helmut Pfeifer

Von Hans-Dieter Siegfried

Wiesloch. Als "noch nicht kritisch" bezeichnet der technische Geschäftsführer des Abwasser- und Hochwasserschutzverbands Wiesloch (AHW), Josef Zöllner, die ansteigenden Bachpegel in der Region. "Wir haben derzeit keinen Starkregen", erläuterte Zöllner auf RNZ-Anfrage. "Und durch weitere Regenrückhaltebecken, die wir in den zurückliegenden Jahren gebaut haben, hat sich die Lage weitestgehend entspannt." Der derzeitige Landregen führe zwar zu erhöhten Wassermengen in den Bächen, es komme aber beispielsweise kein Schmelzwasser durch tauenden Schnee hinzu. "Klar, wir beobachten bei uns im Haus die Entwicklung des Wetters, aber solange keine Unwetter auftreten, besteht auch keine Gefahr."

Bei den aktuellen Bauaktivitäten am Gauangelbach im Wieslocher Stadtteil Baiertal – die derzeit witterungsbedingt ruhen und wohl erst Mitte Februar weitergehen sollen – sieht der Geschäftsführer ebenfalls keine Probleme. Dort sei bereits auf einer Strecke von rund 100 Metern der Bachverlauf verbreitert worden. Zöllner verwies auf die Tatsache, dass nach dem Hochwasser in Baiertal, das Ende Mai 2016 zu großen Überflutungen in dem Stadtteil führte, eben die noch fehlenden Rückhaltebecken ausschlaggebend gewesen seien.

Am 30. Mai 2016 war der Gauangelbach im Zentrum Baiertals über die Ufer getreten, Straßen und Keller wurden überflutet. Josef Zöllner sprach damals von "extremen und lang anhaltenden Regenereignissen". Bereits kurz zuvor habe sich die Situation am Rückhaltebecken Hohenhardter Hof (Volumen 15.500 Kubikmeter) zwischen Schatthausen und Baiertal kritisch entwickelt. Als nur kurze Zeit später nochmals heftige Niederschläge eingesetzt hätten, sei das Becken "vollgelaufen" und die Wassermassen mussten demzufolge direkt in die Zuläufe und den Bach selbst eingeleitet werden. Auch die vorgelagerten Becken in Maisbach und Gauangelloch seien zu diesem Zeitpunkt längst überlastet gewesen.

Inzwischen hat sich einiges verändert. Es entstanden weitere Rückhaltebecken in Ochsenbach und Schatthausen und insgesamt können nun im 114 Quadratkilometer großen Verbandsgebiet des AHW über eine Million Kubikmeter Regenwasser in den acht Becken "zwischengelagert" werden. Dabei haben die Rückhaltebecken unterschiedliche Größen, wie Zöllner informiert.

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Bereits seit Jahren laufen Arbeiten im Zusammenhang mit dem Schutz vor dem sogenannten "hundertjährlichen Hochwasser". Die Maßnahmen sind darauf ausgerichtet, Ereignisse wie Überflutungen auf lange Sicht hochzurechnen und entsprechende Schutzeinrichtungen anzubringen. So wurden in den zurückliegenden Jahren speziell der Leimbach, aber auch der Angelbach saniert. Bachläufe wurden verbreitert und die Uferböschungen befestigt. "Zwar sind noch nicht alle Tätigkeiten abgeschlossen, aber zum jetzigen Zeitpunkt sehen wir keine Gefahr von Überschwemmungen", berichtete Josef Zöllner.

Finanziert werden alle baulichen Maßnahmen zum Schutz vor Hochwasser zu einem großen Teil vom Land Baden-Württemberg, das 70 Prozent der anfallenden Kosten übernimmt. Den Rest teilen sich die anliegenden Städte und Gemeinden. Dabei kam es in der jüngeren Vergangenheit nicht selten zu unliebsamen Überraschungen. Denn steigende Preise in der Baubranche hatten 2017 dazu geführt, dass beispielsweise die Stadt Wiesloch 2,5 Millionen Euro für einen Teilbereich des Leimbachausbaus aufbringen musste, obwohl in der zuvor erstellen Kalkulation deutlich weniger eingeplant worden war. In diesem Jahr steht der Ausbau des Gauangelbachs in Baiertal und die Fertigstellung des Angelbachs am "Quartier am Bach" an.

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