Neckarsteinacher Weihnachtsmarkt

Zoff ums neue Konzept mit den Ständen vom Stift Neuburg

Vereine und Budenbetreiber wenden sich ab - Bürgermeister verteidigt Vorgehen

29.11.2018 UPDATE: 30.11.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 20 Sekunden

Nein, der Neckarsteinacher Weihnachtsmarkt liegt nicht in Trümmern. Gestern lief der Aufbau auf Hochtouren, der Startschuss fällt am morgigen Samstagnachmittag. Foto: Alex

Von Christoph Moll

Neckarsteinach. Besinnliche Vorweihnachtszeit? Von wegen! In der Vierburgenstadt brennt die Hütte. Es gibt Zoff um den Weihnachtsmarkt. Denn das neue Konzept stößt bei einigen Vereinen, Gewerbetreibenden und Gastronomen auf Widerstand. Bekanntlich wird der Markt am ersten Adventswochenende in diesem Jahr um weitere Stände vergrößert, die bisher auf dem beliebten Adventsmarkt am Stift Neuburg in Heidelberg dabei waren.

Diese sind auch an den folgenden Adventswochenenden geöffnet und wurden vom neuen Pächter des Restaurants "Zum Schwanen" akquiriert, der zuvor auf dem Stift Neuburg aktiv war. Bürgermeister Herold Pfeifer hatte dies eingefädelt und verteidigt sein Vorgehen.

Ein Problem ist, dass der atmosphärische Schwanengarten in diesem Jahr nicht mehr für Vereine zur Verfügung steht. Hier sollen die Stände vom Stift Neuburg untergebracht werden. Deshalb hat die Handballabteilung des Turnerbundes ihre Teilnahme abgesagt. "Wir haben von dieser Änderung erst aus der Zeitung erfahren", beklagt Abteilungssprecher Reiner Stutz. "Wir hatten das Gefühl, bei den Planungen übergangen zu werden, und wurden vor vollendete Tatsachen gestellt." Die Handballer wollten wieder wie in den vergangenen Jahren im Schwanengarten bayrische Spezialitäten wie Krustenbraten anbieten.

Auch die Bäckerei Steigleder wird dieses Mal nach 26 Jahren nicht im Schwanengarten mit ihrem Ofen vertreten sein. Zunächst wollte Rosi Steigleder die Teilnahme ganz absagen. Doch statt ofenfrischer Brezel und Knoblauchbaguette verkauft die Bäckerei nun ausschließlich Plätzchen in einer Bude auf dem Parkplatz hinter dem "Schwanen". "Wir warten nun erst einmal ab, wie es läuft", sagt Steigleder. "Uns ärgert aber, dass wir nach all den Jahren nicht gefragt wurden, ob wir mit einem anderen Konzept einverstanden sind."

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Das beklagen auch die örtlichen Gastronomen. "Es sieht jetzt so aus, als hätten wir zusammen nicht das hinbekommen, was nun der neue Schwanen-Pächter macht", sagt Kevin Zantopp vom Restaurant "Zum Schiff". Der Vorsitzende der lokalen Wirtevereinigung berichtet, dass auch Gastronomen in den vergangenen Jahren eine Erweiterung des Marktes angeregt haben - was aber damals von der Stadt abgelehnt worden sei. "Dass das jetzt so einfach möglich ist, finden wir nicht fair", sagt Zantopp als Sprachrohr der Wirte.

"Wir hätten auch mitgemacht, wenn man uns gefragt hätte." Die Wirte finden es "befremdlich", dass die Stadt nun so eng mit einem Gastronomen zusammenarbeitet, der erst so kurze Zeit in Neckarsteinach ist, und auch noch dessen Angebot mitbewerbe. "Wir hoffen, dass der Schuss nicht nach hinten losgeht", sagt Zantopp.

Dieser Kritik schließt sich auch Ioannis Papadopolous vom Restaurant "Sokrates" an. Dieses ist nach 18 Jahren nicht mehr auf dem Markt dabei. "Wir haben das aber schon letztes Jahr beschlossen, weil die Stadt willkürlich die Öffnungszeiten verändert hat und uns deshalb das Mittagsgeschäft weggebrochen ist", sagt Papadopolous.

Auch die Neckarsteinacher Jugendfeuerwehr hat einen anderen Grund für ihre Absage: "Es gab Schwierigkeiten in der Kommunikation mit der Stadt", berichtet Stadtbrandmeister Sven Schmitt. Der Stand sollte auf den Parkplatz verlegt werden. "Es war alles lange in der Schwebe", sagt Schmitt. "Dann haben wir abgesagt - vielleicht etwas voreilig."

Die Spielvereinigung hingegen zweifelt nicht an ihrer Absage: "Wir finden nicht mehr genug Helfer und haben letztes Jahr draufgezahlt", sagt der Vorsitzende Helmut Weber. Das habe auch daran gelegen, dass der Weihnachtsmarkt damals nicht mehr gut besucht war.

Genau das hat auch Bürgermeister Herold Pfeifer beobachtet, der die Erweiterung verteidigt. "Der Weihnachtsmarkt wäre in diesem Jahr sehr klein ausgefallen, weil es viele Absagen gab", berichtet er. So seien das Kinderkarussell und die Schiffschaukel als Besuchermagneten erneut nicht dabei.

"Deshalb habe ich mich im Herbst an ein Gespräch mit den Schwanen-Pächtern erinnert und den Kontakt gesucht." So konnte der Markt "gerettet" werden, sagt Pfeifer. Dafür habe er mehr Lob als Kritik bekommen. Es sei aber keine Zeit mehr gewesen, um mit allen Beteiligten zu reden. "Jeder kann nächstes Jahr gerne wieder mitmachen", sagt Pfeifer.

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