Neckargemünd

Stadt hat das Stromnetz wieder

Der Konzessionsvertrag mit den Stadtwerken wurde unterzeichnet – Süwag gibt Eigentum Stück für Stück ab

16.03.2018 UPDATE: 18.03.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 38 Sekunden

Die Mappe mit dem Vertrag ist geschlossen, die Tinte trocken: Über die Unterzeichnung der Stromkonzession freuen sich (v.l.) Georg Stier, Frank Volk und Gerhard Barth. Foto: Alex

Von Thomas Seiler

Neckargemünd. So richtig euphorisiert und fast pathetisch wirkte Bürgermeister Frank Volk, als er die Unterzeichnung der Stromkonzession mit den Stadtwerken Neckargemünd als einen "feierlichen Moment" bezeichnete. Warum diese Äußerung? Über acht Jahre dauerte der "lange währende Prozess", der auch gerichtliche Verfahren miteinschloss, bis sich die Rekommunalisierung in trockenen Tüchern befand. "Wir brauchen klare gesetzliche Grundlagen", forderte er, um eine solch lange Dauer zu verhindern, die zusätzlich "viel Geld" kostete. Und einen ganz persönlichen Bezug verband er dabei mit der Unterschrift. "Ich hätte nie gedacht, dies als Bürgermeister zum Abschluss bringen zu können", ging er auf die Anfänge dieser Entwicklung ein, als er noch für die Freie Wählervereinigung im Gemeinderat saß und vehement für eine lokale Stromversorgung eintrat.

Froh "über den Schlussstrich" äußerte sich auch der kaufmännische Geschäftsführer der Stadtwerke Neckargemünd, Gerhard Barth. Aufgrund der "einvernehmlichen Lösung" mit dem regionalen Energieversorger Süwag, der zuvor die Konzession besaß, könne man nun "den Übergang auf einem hohen technischen Niveau sicherstellen". In Zahlen ausgedrückt: Die Süwag als bisherige Eigentümerin wird sich für einen Zeitraum von zunächst zehn Jahren mit 49,9 Prozent an der Stromnetzgesellschaft Neckargemünd, einer bislang hundertprozentigen Gesellschaft der Stadtwerke Neckargemünd, beteiligen, wobei der Besitzanteil der Süwag sukzessive zurückgeführt wird. "Während der Übergangsphase bleibt genügend Zeit, die Netzentflechtung zwischen dem Neckargemünder Stromnetz und dem vorgelagerten Netz der Süwag an den Übergabestellen sicherzustellen", betonte der technische Geschäftsführer der Stadtwerke Neckargemünd, Georg Stier.

In diesem Zeitraum übernimmt noch die Süwag die kaufmännische Betriebsführung, die dann an die Stadtwerke übergeht, erklärte Barth das Prozedere, das "die besten Voraussetzungen für eine gute Zusammenarbeit im Dienste aller Neckargemünder" darstelle. Im Gegenzug für die Stromkonzession bekommt übrigens die Kommune eine jährliche Konzessionsabgabe, die sich beim Strom "nach der gelieferten Strommenge" berechnet. "Die Stadt erhält im Jahr rund 340.000 Euro von uns", rechnete Barth vor. Darüber hinaus gehe es aus seiner Sicht zusätzlich darum, "nun langfristig in die heimische Netzstruktur zu investieren, um damit die Versorgungssicherheit unserer Bürger weiter zu stabilisieren".

Das Neckargemünder Stromnetz hat übrigens eine Länge von 225 Kilometern, so Stier. Damit versorge man über 4000 Netzanschlüsse mit rund 8100 Haushalten. "Das bedeutet, dass etwa 35 Millionen Kilowattstunden Strom durch das Netz fließen", erläuterte er. Das Darstellen eines solch stolzen Kontingents hörte natürlich auch der Chef der Heidelberger Stadtwerke, Rudolf Irmscher, als Mitgesellschafter äußerst gerne. Insgesamt fand er es deshalb "stimmig und klasse", dass sich nun Wasser, Gas und Strom in einer Hand befinden.

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Hintergrund

Die Vergabe der Stromkonzession mit einer Laufzeit von 20 Jahren an die Stadtwerke Neckargemünd GmbH beendet eine jahrelange Hängepartie. Vor sieben Jahren hatten die Stadtwerke, die zu 45 Prozent der Stadt und zu 55 Prozent den Stadtwerken Heidelberg gehören, schon einmal

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Die Vergabe der Stromkonzession mit einer Laufzeit von 20 Jahren an die Stadtwerke Neckargemünd GmbH beendet eine jahrelange Hängepartie. Vor sieben Jahren hatten die Stadtwerke, die zu 45 Prozent der Stadt und zu 55 Prozent den Stadtwerken Heidelberg gehören, schon einmal den Zuschlag erhalten. Doch damals war nicht geklärt, wie es weitergeht. Die Übergabe des Netzes durch den bisherigen Eigentümer und Betreiber, die Süwag, scheiterte an unterschiedlichen Preisvorstellungen. Dies ist nun anders: Das Eigentum am Netz geht parallel zur Stromkonzession zum 1. April in die neu gegründete Stromnetz Neckargemünd GmbH über. Diese gehört zu 50,1 Prozent den Stadtwerken und zu 49,9 Prozent der Süwag. Der Anteil der Süwag soll in den nächsten Jahren zurückgeführt werden, bis die Stadtwerke zu 100 Prozent Eigentümer sind. Die Süwag-Tochter Syna betreibt derweil das Stromnetz noch zehn Jahre lang im Auftrag der Stadtwerke. Danach sollen die Stadtwerke Heidelberg übernehmen. cm

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