Neckargemünd

SRH-Beschäftigte streikten für mehr Gehalt

Gefordert werden acht Prozent plus Corona-Prämie. Das Angebot liegt aber bislang nur bei 0,7 Prozent.

22.10.2021 UPDATE: 23.10.2021 06:00 Uhr 1 Minute, 58 Sekunden
Lautstark äußerten die Mitarbeiter ihren Ärger über den Stand der Tarifverhandlungen. Foto: Alex

Neckargemünd. (nah) "Wir sind es wert" skandierten etwa 70 Beschäftigte vor der SRH Neckargemünd und untermauerten ihre geforderte Lohnerhöhung um acht Prozent mit ordentlich Lärm durch Klatschen, Ratschen und laute Stimmen. Den ersten Warnstreik, zu dem die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi an den SRH-Schulen aufgerufen hatte, begleiteten Revierleiter Gerhard Mackert vom Polizeirevier Neckargemünd sowie zwei weitere Polizisten und Mitarbeiter des Ordnungsamts Neckargemünd. Die Straße "Im Spitzerfeld" war im Einmündungsbereich der Eichendorffstraße halbseitig gesperrt, sodass die Buslinie 35 ungehindert von ihrem Haltebereich starten und der Verkehr ordnungsgemäß passieren konnte.

Nach zwei für die Gewerkschaft nicht besonders gut verlaufenen Tarifrunden mit der Geschäftsleitung der SRH-Schulen und Geschäftsführer Tobias Böcker sah man sich zu diesem ersten Warnstreik gedrängt. Der Geschäftsführer sollte ihn als "Klatsche" verstehen, nachdem er in der zweiten Tarifrunde eine magere Lohnerhöhung von 0,7 Prozent für 21 Monate in Aussicht gestellt hatte. Das betonte Verdi-Gewerkschaftssekretärin Kathrin Biro bei der Kundgebung.

Die Forderungen von Verdi sind demgegenüber eine Erhöhung um acht Prozent rückwirkend zum 1. Oktober sowie eine Corona-Prämie von 600 Euro. "Während der Corona-Pandemie blieb der Internatsbereich mit all den dadurch erschwerten Arbeitsbedingungen offen wie kein anderer Betrieb in der Region", untermauerte Biro die Forderungen für das Personal in den Bereichen Pflege, Erziehung und Sozialarbeit. Die dritte Verhandlungsrunde steht am kommenden Dienstag an. Deshalb wollte man mit dem Warnstreik ein erstes Signal an die Geschäftsleitung der SRH senden, dass angesichts einer Inflationsrate von vier Prozent für die Beschäftigten mehr Geld in der Tasche bleiben muss.

"Sorry, für ne Hose reicht mein Gehalt nicht!", stand auf dem Plakat eines Streikenden, der trotz kühler Temperaturen ohne Hose gekommen war und auf die Dringlichkeit besserer Löhne aufmerksam machte. Verdi-Verhandlungsführerin Annelie Schwaderer ließ auch nicht gelten, dass der Betrieb selbst eine schwierige wirtschaftliche Lage durch den Wegfall von Zuschüssen durch das Land Baden-Württemberg zu bewältigen habe – eine Situation, die sich 2022 und 2023 noch verschärfen wird.

Auf der anderen Seite stehen aber Betriebserweiterungen an und dafür ist genug Geld da. Die Beschäftigten müssten einen Reallohnverlust von 3,4 Prozent hinnehmen, wenn es bei dem Angebot bleibt. "Das ist ein großer gefüllter Einkaufswagen für drei bis vier Personen einmal im Monat", veranschaulichte Schwaderer den Verlust. Das Personal trage mit Leistungsbereitschaft zum Erfolg des Unternehmens bei.

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Ähnlich beurteilte Tarifkommissionsmitglied Klaus Eschenfelder die Situation. Sein Vorschlag lautete, lieber an den Sachkosten zu sparen als an den Personalkosten. "Das Hauptkapital, das Sie haben, ist das Personal", betonte er. Die SRH-Schulen riskierten vielmehr den Verlust wichtiger Arbeitskräfte, wenn keine Lohnanpassung erfolgt. Zu Wort kam auch Alfred Uhing, GEW-Gewerkschaftssekretär mit seiner Beobachtung: "Jedes Mal, wenn Tarifverhandlungen anstehen, steht der Betrieb vor der Insolvenz und danach geht es besser denn je." Auch für den öffentlichen Dienst der Länder sind Streiks beabsichtigt, wenn die Verhandlungsrunden im November scheitern. Angela Römhild von der BBW Tarifkommission kündigte ebenfalls Tarifverhandlungen im nächsten Jahr an. Sie zeigte sich solidarisch und sagte in Richtung der Geschäftsleitung: "Das ist ein Warnstreik, der nicht stattfinden müsste." Carmen Oesterreich von der Tarifkommission hoffte, im Falle weiterer Streiks noch mehr Beschäftigte zu mobilisieren.

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