Plastik im Biomüll wird zum Problem
Vortrag beim Arbeitskreis "Plastikfreies Neckargemünd"

Jasmin Mendel von der AVR erklärte, was in die braune Tonne darf und was nicht. Foto: kaz
Neckargemünd. (kaz) "Kein Bock auf Plastik im Biomüll": Der kleine Junge mit den verschränkten Armen, der auf einem Flugblatt mit dieser Botschaft abgebildet ist, schaut vorwurfsvoll drein. Schließlich sollen die Leute endlich lernen, was alles in die braune Bioenergietonne der Abfallverwertungsgesellschaft Rhein-Neckar (AVR) darf: Pflanzen- und Lebensmittelreste, Kaffeefilter und Teebeutel, saugfähiges Papier. Aber bitte kein Plastik, auch kein noch so dünner Plastikmüllbeutel!
Beim Treffen des Arbeitskreises "Plastikfreies Neckargemünd" im Rathaussaal hielt Jasmin Mendel, Abteilungsleiterin der AVR-Unternehmenskommunikation, einen Einführungsvortrag. Demnach erzeugt jeder Einwohner im Rhein-Neckar-Kreis über 80 Kilogramm Biomüll. Seit 2019 wird dieser Müll nicht nur zu Kompost verarbeitet, sondern dient dank der neuen Vergärungsanlage auch als Energieträger für Blockheizkraftwerke. Das wäre alles viel einfacher, wenn die Biotonnen richtig befüllt würden. Auch kompostierbare Plastiktüten gehören laut Jasmin Mendel nicht in die Tonne, weil sie sich erst innerhalb von sechs Monaten zersetzen - zu lange für den Produktionsprozess bei der AVR.
Das Unternehmen bietet daher spezielle Abfalltüten für den Haushalt an, die auch noch in den kleinen Zehn-Liter-Abfalleimer passen. Der Eimer ist für 3,50 Euro erhältlich, zehn Abfalltüten für 1,30 Euro. Man kann den Abfall aber auch lose oder in altem Zeitungspapier entsorgen.
Wie die Referentin betonte, holt die AVR den Müll von rund 547.000 Menschen im Rhein-Neckar-Kreis ab. Die Grundgebühren für die Müllentsorgung seien bei der AVR im Rhein-Neckar-Kreis im Vergleich zu Heidelberg "exorbitant hoch", ist in der Runde im Rathaus zu hören. Das findet auch die Grünen-Stadträtin Nele Welter. In der Diskussion geht es auch darum, ob aus einem gebrauchten Joghurtbecher, der im Müll gelandet ist, wieder ein neuer wird. Nein, diese Plastikteile werden anders wieder verarbeitet und weiter verwendet, zum Beispiel als Abdeckplanen. Solche Planen, mit denen zum Beispiel Holzstöße abgedeckt werden, sind an dem Abend ebenfalls ein Thema.
Plastikvermeidung war das große Thema des Abends. Einmal mehr ging es um Mülltrennung und darum, die Erziehung zur Nachhaltigkeit fest im Bildungsauftrag zu verankern. Auch kam die Frage auf: Was ist eigentlich aus der Spülmaschine geworden, die Neckargemünd nach einem Gemeinderatsbeschluss im Jahr 1992 anschaffte? Schon damals lautete die Ansage, bei Festen in der Stadt auf Plastikgeschirr zu verzichten. Jetzt sind zunächst mal die Schulen am Ort aufgefordert, etwas zum Umweltschutz beizutragen. Die SRH hat, wie zu erfahren war, gerade 600 neue Gläser angeschafft und damit den Einwegbechern in der Mensa den Garaus gemacht. An anderen Schulen funktionierte das bisher offenbar besser.
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Derweil ärgert sich eine Diskussionsteilnehmerin über den Müll auf den Straßen und Gehwegen sowie über Kabelbinder aus Plastik, die nach dem Aufhängen von Plakaten einfach auf den Boden geworfen werden. Das muss nicht sein, findet sie - und da kann man ihr nur recht geben. Auch nicht ordentlich entsorgte Hundekottüten sind an diesem Abend ein Aufreger.