Für den Solarpark sieht es nicht gut aus
Auf einer früheren Deponie soll Strom erzeugt werden. Die Behörden fordern aber eine Rekultivierung. Der Minister verwies auf den Bürgermeister.

Von Christoph Moll
Neckargemünd. Es klingt so logisch und sinnvoll: In der Nähe des Neckargemünder Stadtteils Mückenloch gibt es eine ehemalige Deponie, die brachliegt. Hier könnte schon seit Jahren Solarstrom erzeugt werden. Doch bisher kam es nicht dazu. Kommt nun wieder Bewegung in das stockende Vorhaben? Zuletzt war es sehr ruhig um das Projekt an der Kreisstraße K 4101 nach Waldwimmersbach geworden, das die Stadtwerke Neckargemünd vor vier Jahren groß angekündigt hatten. Das Problem: Die Behörden fordern, dass die Deponie zunächst rekultiviert werden muss – was die Rentabilität des Projektes zerstört. Nun wagte der Mückenlocher Robert Brenner einen neuen Anlauf und schrieb an Peter Hauk (CDU), der sich als Landesminister um den Ländlichen Raum kümmert.
Der Mückenlocher meinte unlängst in einer Bürgerfragestunde des Gemeinderates, dass er in der rund 100.000 Euro teuren Rekultivierung keinen Sinn sehe. Deshalb habe er an den Minister geschrieben. "Dieser hat mir mitgeteilt, dass er das Projekt befürwortet und dass ich mich an den Bürgermeister wenden soll", erzählte Brenner. Dies habe er auch im Juni getan, aber weder eine Eingangsbestätigung noch eine Antwort aus dem Rathaus erhalten.
Hintergrund
> Ein Solarpark in Mückenloch war erstmals vor vier Jahren Thema. Das einstige Angebot der Stadtwerke an die Stadt schien schon damals schier unglaublich: Der etwa 900.000 Euro teure Solarpark mit 2774 Photovoltaikmodulen und einer Spitzenleistung von 750 Kilowatt sollte
> Ein Solarpark in Mückenloch war erstmals vor vier Jahren Thema. Das einstige Angebot der Stadtwerke an die Stadt schien schon damals schier unglaublich: Der etwa 900.000 Euro teure Solarpark mit 2774 Photovoltaikmodulen und einer Spitzenleistung von 750 Kilowatt sollte nämlich gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Er sollte zum einen rund 280 Haushalte – rechnerisch etwa die Hälfte von Mückenloch – mit Strom versorgen. Zum anderen sollte sich die Stadt damit die teure und seit Jahren überfällige Rekultivierung der ehemaligen Deponie sparen. Damit nicht genug: Obendrauf sollte die Stadt noch eine jährliche Pacht von 500 Euro bekommen. Es klang fast zu schön, um wahr zu sein. Und tatsächlich kam es zu Problemen: Die Deponie muss – wenn es nach den Behörden geht – rekultiviert werden. Zwar könnten die Stadtwerke einen Solarpark darauf bauen, würden aber dafür keine Förderung erhalten. Und das ist ein Problem: Bereits zuvor war bekannt geworden, dass die Wirtschaftlichkeit des Solarparks wegen der niedrigeren Einspeisevergütungen in Frage steht. Vor zwei Jahren hatte Volk dann überraschend Zuversicht verbreitet: Der zuständige Dezernent des Landratsamtes sehe Möglichkeiten zur Umsetzung. Doch davon war nie mehr etwas zu hören. cm
Bürgermeister Frank Volk erklärte, dass er nicht geantwortet habe, weil die Stadt noch auf Informationen der Klimaschutz- und Energieberatungsagentur des Rhein-Neckar-Kreises (Kliba) gewartet habe. Diese untersuche alle Dächer städtischer Gebäude und alle Flächen, die für eine Photovoltaiknutzung in Frage kommen. Dazu gehöre auch die ehemalige Deponie. "Ich verstehe die Forderung nach der Rekultivierung auch nicht", so Volk. "Ich bezweifle aber, dass Peter Hauk da viel machen kann." Der Vorstoß sei wenig sinnvoll, da viele Behörden mitmischen. "Es bringt erfahrungsgemäß wenig, oben anzugreifen", so Volk.
Brenner regte an, dass sich der Grünen-Stadtrat Hermino Katzenstein kümmern solle, der auch im Landtag sitzt, und merkte süffisant an: "Er ist in dieser Sache noch nicht in Erscheinung getreten, hat aber Erfahrung mit der Durchsetzung unglaublicher Baumaßnahmen." Gemeint war damit die B 37-Radspur zwischen Neckargemünd und Heidelberg, für die sich Katzenstein starkgemacht hatte. Volk warnte: Es könnte auch kontraproduktiv sein, über Landtagsabgeordnete zu gehen: "Das wird in den Behörden nicht immer gerne gesehen."
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In der Bürgerfragestunde der jüngsten Sitzung des Gemeinderates hakte Brenner erneut nach. Volk berichtete, dass das Gutachten der Kliba nun vorliege. Dieses müsse mit dem Klimaschutzbeirat und den Fraktionen besprochen werden. Es sei ein eintägiger Workshop im Dezember geplant gewesen, der aus Corona-Gründen in den Januar verschoben wurde. "Bevor wir den Haushalt 2022 beschließen, brauchen wir aber eine Marschrichtung", so Volk. Photovoltaik solle vorangebracht werden. Wer Bauherr des Solarparks werden könnte, stehe noch nicht fest. Es könne auch sein, dass die Stadt selbst baut – und nicht die Stadtwerke. Das komme auch auf die Förderung an. "Es laufen Gespräche, aber diese führe ich nicht öffentlich", betonte Volk. Brenner sah eine "Verzögerungstaktik". Der Bürgermeister entgegnete, dass er das Thema vorantreibe, es müsse aber erst die Frage der Rekultivierung geklärt werden.