"Grundsätzlich besteht ein höheres Infektionsrisiko"
In Naturbädern überleben Krankheitserreger länger - Stadt: Übertragung von Coronaviren nicht möglich

Region Heidelberg. (cm) Noch unklar ist, ob und – wenn ja – wann die Freibäder in der Region rund um Heidelberg in Bammental, Leimen und Neckargemünd wieder öffnen werden. Eine andere Frage ist, ob sie alle zum gleichen Zeitpunkt öffnen dürfen. Denn während die Bäder in Leimen und Bammental ausschließlich auf Chlor zur Wasseraufbereitung setzen, ist das in Neckargemünd nur zum Teil der Fall. Dort kommt Chlor nur im Kleinkind- und im Nichtschwimmerbecken zum Einsatz. Das Wasser im Schwimmerbecken wird dagegen seit dem Umbau des Bades vor zwölf Jahren biologisch gereinigt. Immer wieder hatte es hier in der Folge Probleme gegeben, die zu Sperrungen des Beckens wegen zu hoher Keimwerte geführt hatten. Zuletzt hatte man dies im Griff. Nun stellt sich aber die Frage: Wie sieht es mit Coronaviren aus?
"Das Wasser in Bädern mit biologischer Aufbereitung enthält kein Desinfektionsmittel", erklärt Silke Hartmann, Sprecherin des Landratsamtes des Rhein-Neckar-Kreises in Heidelberg, bei dem auch das Gesundheitsamt angesiedelt ist. Bei solchen Bädern erfolge "die Verminderung der Konzentration eingebrachter Bakterien oder Viren durch natürliche Reinigungs- und Abbauprozesse sowie durch Filtration". Eingebrachte potenzielle Krankheitserreger würden daher länger im Wasser überleben als bei einem konventionellen Bad. "Von Bädern mit biologischer Aufbereitung geht – verglichen mit konventionell aufbereiteten Bädern – grundsätzlich ein höheres Infektionsrisiko aus, auf welches der Badegast vor Ort hingewiesen werden sollte", so Hartmann.
Es müsse deshalb ein deutlich sichtbarer Warnhinweis an der Badestelle angebracht werden, dass wegen fehlender Desinfektion des Badeteichwassers ein erhöhtes Risiko für die menschliche Gesundheit durch Krankheitserreger nicht ausgeschlossen werden könne. Es sollte zudem darauf hingewiesen werden, dass sich das Risiko mit Zunahme des Badebetriebs erhöht.
In "regulären Schwimm- und Badebecken" mit Chlorung des Wassers sei die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung mit anderen Orten im öffentlichen Raum vergleichbar. "Bei Bädern, die normgerecht gebaut und betrieben werden, in denen die Wasseraufbereitung den allgemein anerkannten Regeln der Technik entspricht und bei denen insbesondere die Durchströmung, Aufbereitung und Betriebskontrolle normgerecht erfolgen, kann davon ausgegangen werden, dass eine hygienisch einwandfreie Wasserbeschaffenheit erzielt wird und das Schwimm- und Badebeckenwasser gut gegen alle Viren, einschließlich Coronaviren, geschützt ist", so die Behördensprecherin. "Es ist jedoch darauf zu achten, dass die Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen im Schwimmbad strikt eingehalten werden." Ob "Chlorbäder" deshalb aber früher als andere geöffnet werden dürfen, ist zur Zeit nicht bekannt.
Die Stadt habe vom Gesundheitsamt die Auskunft erhalten, dass das Coronavirus in nicht-gechlortem Wasser, wie es im Naturbecken vorkommt, nicht übertragen werde, betonte Petra Polte auf RNZ-Anfrage. "Nach den fachlichen Aussagen des Gesundheitsamtes richten wir uns und gehen daher nicht davon aus, dass wir die beiden Becken erst nach und nach öffnen könnten", so die Stadtsprecherin. "Beide Becken sind vorbereitet und wir rechnen damit, sie beide gleichzeitig öffnen zu können – sofern uns die Corona-Verordnungen eine Öffnung des Freibads überhaupt möglich machen."



