Mit Gute-Nacht-Liedern fing es bei den Götz-Schwestern an (plus Video)
Die Schwestern Henriette und Johanna Götz entdeckten früh ihre gemeinsame Liebe zur Musik.

Wenn sich Henriette (l.) und Johanna Götz gesanglich begegnen, "dann stimmt das Timbre sofort", sagen die Schwestern. Foto: Dorn
Von Marco Partner
Hirschberg-Leutershausen/Mannheim. Dass die beiden Schwestern sind, sieht man ihnen nicht unbedingt an. Wenn sie aber gemeinsam singen, ist es unverkennbar. Henriette (29) und Johanna Götz (24) teilen in ihrem Leben viele Gemeinsamkeiten: die Begeisterung fürs Handballspielen, das Lehramtsstudium, das ökumenische Engagement, das Leben in Mannheim, vor allem aber eines: die Musik. "Das fing im Grunde schon am Bettrand an", erinnert sich Johanna an die frühen Jahre, als die Mutter den kleinen Töchtern Gute-Nacht-Lieder und andere Zeilen vorsang.
An sich nichts Ungewöhnliches. Nur, dass die Eltern beim MGV und Odenwaldklub aktiv waren - und somit ihrem Nachwuchs die Kunst, beim Gesang auch die richtigen Töne zu treffen, mit in die Wiege legten. Die Mutter als Solistin, der Vater mit dem Akkordeon, spielte die Musik immer eine zentrale Rolle. Ob an Weihnachten oder im Alltag. "Unsere ersten kleinen Aufführungen hatten wir, wenn im Verein Ehrungen anstanden", weiß Henriette. Und sie machte ihre Leidenschaft zum Beruf.
Heute wird sie für Hochzeiten als Sängerin gebucht, meist solo, manchmal auch im Duett mit ihrer Schwester. Erst leitete Henriette den evangelischen Kirchenchor, bis ihn vor drei Jahren Johanna übernahm. "Musicals haben sich etabliert, es macht Spaß, mit Kindern ein Ziel vor Augen zu haben und sie in ihrer kleinen Persönlichkeit von Probe zu Probe wachsen zu sehen", betont die 24-Jährige.
Und noch eine Gemeinsamkeit gibt es: Obwohl sie für ihr Klavierspiel und den Gesang viel Resonanz erhielten und Preise gewannen, wählten beide den sicheren Weg. Erst Lehramtsstudium und Referendariat, dann die Musik. "So kann ich es entspannter und kreativer ausleben, wenn kein finanzieller Zwang und Druck da ist", erklärt Henriette. Als zweites Standbein neben dem Beruf als Mathe- und Musiklehrerin möchte sie ihre Leidenschaft aber nicht missen.
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Zuletzt sorgten die Geschwister unter anderem bei der Verabschiedung von Bürgermeister Manuel Just für die musikalische Note. Und an Weihnachten gehört ihr vierhändiges Orgelspiel ohnehin zum Standard beim Auszug in der Kirche. Obwohl beide in Mannheim leben, bleiben sie Leutershausen verbunden. "Der Ort hat uns viele Möglichkeiten gegeben", betont Henriette, die zum Studium-Abschluss in der Heinrich-Beck-Halle dirigieren durfte.
Kurios: Obwohl Johanna evangelisch getauft ist, leitet sie auch den katholischen Kirchenchor. Und Henriette (katholisch) machte ihre Orgelausbildung bei der evangelischen Kirche. Doch trotz so vieler Gemeinsamkeiten und Überschneidungen: Alles gleich ist bei den Götz-Schwestern bei Weitem nicht. Johanna gilt beim Klavierspiel als genauer und perfektionistischer, dabei dachte sie zwischenzeitlich gar nicht ans Musikmachen. "Da war ja Henriettes Ding", wollte sie nicht unbedingt in die Fußstapfen ihrer größeren Schwester treten. Bei einem Au-pair-Jahr in den USA wurde ihr jedoch bewusst, dass an Musik einfach kein Weg vorbeiführt. "Es war die richtige Entscheidung", sagt sie heute.
Was sie am Singen so reizt? "Natürlich ist es schön, wenn alle Augen und Ohren auf einen gerichtet sind", erklärt Henriette. Mehr überwiegt bei beiden jedoch der soziale Aspekt. "Leute durch Musik zusammenzubringen, ob groß oder klein, das berührt einen emotional", ergänzt Johanna und erinnert sich, wie sie mit ihren Eltern an Weihnachten das Altenheim besuchten, um den Senioren etwas vorzusingen. Oftmals genügt es aber einfach, wenn sich Johanna und Henriette gesanglich begegnen. "Da stimmt das Timbre sofort, wir sind einfach gleich gepolt und verstehen uns blind", so Henriette.
Einer von vielen gemeinsamen Songs ist daher "Emmylou" von First Aid Kit. Auch zwei Geschwister, die gemeinsam Musik machen. Und ein Beleg, was möglich ist, wenn man gemeinsam an einem Strang zieht. "Neid gibt es bei uns nicht", sagt Johanna. Und Henriette nickt.



