Kreuze in der Pfarrkirche St. Cäcilia laden zum Betrachten ein
Verschiedene Darstellungen - "Es gibt keine Finsternis ohne Sterne"

Mühlhausen. (rka) Das Kreuz ist für Christen eines der wichtigsten Symbole überhaupt. Es steht auf den Gipfeln der Berge, steht an markanten Stellen in unseren Dörfern und Städten, hängt an Wänden und wird in Form von Anhängern als Schmuck getragen. Bei manchen Menschen löst das Kreuz ein Gefühl von Unbehagen und des Unverständnisses aus. Trotzdem stellt es das Schlüsselsymbol des Christentums dar, dessen Kernbotschaft die Hoffnung auf Erlösung und Auferstehung ist. Auch in der Kirche St. Cäcilia, aber auch an einigen markanten Stellen im Dorf finden sich Kreuze, die zur Betrachtung einladen.
Betritt man die Pfarrkirche durch den Haupteingang, so hängt gleich rechts unter der Empore ein meisterhaft geschnitzter Christus am Kreuz aus der Zeit des Barock. Sein Haupt ist nach der Seite geneigt, auf dem Kopf trägt er eine Dornenkrone und aus der geöffneten Seite fließt Blut. Der Unterkörper ist mit einem vergoldeten Lendentuch bedeckt, die beiden Füße sind mit einem einzigen Nagel durchbohrt. Das Kreuz stammt aus dem barocken Hochaltar der säkularisierten Franziskanerkirche in Heidelberg, wurde dort ersteigert und zierte dann den Hochaltar der 1805 erbauten Pfarrkirche. Die klagenden Putten, die heute rechts und links der Pieta in der Turmkapelle angebracht sind, hingen ursprünglich zu beiden Seiten des Kreuzes.
Eine weitere Kreuzigungsszene findet sich zentral in den Buntglasfenstern des Chorraums. Der Heidelberger Kunstmaler Dr. Willy Oeser hat vor 68 Jahren aus über 4500 einzelnen Glasscheiben in der Glasmalerwerkstatt Großkopf in Karlsruhe für den Chorraum der Kirche die Fenster aus bunten Glasscheiben zusammengesetzt und damit ein zeitloses, außergewöhnliches Kunstwerk geschaffen.
Das ganze Erlösungswerk sollte sich in den Glasfenstern widerspiegeln: Weihnachten, Eucharistie, Karfreitag, Ostern, Himmelfahrt, Pfingsten. Es lohnt sich deshalb, in einer beschaulichen Stunde in einer Kirchenbank zu verweilen und die Buntglasfenster, die je nach Lichteinfall und Tageszeit unterschiedlich leuchten, zu betrachten. Sie wirken auf den Betrachter vor allem durch ihre magische Leuchtkraft, die je nach Jahreszeit und Landschaftshintergrund wechselt. Es ist deshalb ein Unterschied, ob der Hang des Heiligensteins im Frühling hellgrün, im Sommer grün, im Herbst braun oder im Winter weiß durch die bunten Gläser scheint. Dadurch entsteht ein reiches Wechselspiel der Farben, wenn die Farbtöne durch den Hintergrund beeinflusst werden.
Im Zentrum der Glasbilder sehen wir den Gekreuzigten, der in der Stunde seines Todes leuchtend und klar herausragt über die ungeheure Erregung des Kosmos. Die Dunkelheit der Todesstunde Jesu drückt sich aus durch dunkel getönte Farben in Ocker, Blau und Grün. Sie sollen zeigen, wie sich auch Christus von seinem Vater verlassen fühlte. "Warum hast du mich verlassen?" Der Mönch Anselm Grün schreibt dazu: "Wenn wir das Leiden Christi immer schon im Blick auf die Liebe betrachten, die stärker ist als der Tod, dann wird die Betrachtung des Leidens Jesu uns nicht niederdrücken, sondern aufrichten." Wir erkennen dann: In all unseren Bedrängnissen ist Jesus der, der alle Not wendet und alle Leiden durchsteht. Jesus als der Sieger über den Tod verheißt auch uns, dass wir die Bedrängnisse unseres Lebens bestehen.
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Im Mittelschiff von St. Cäcilia hängen unter den Kirchenfenstern jeweils zwei Stationen der insgesamt 14 Stationen des Kreuzwegs, gestaltet von dem bekannten Karlsruher Künstler Emil Sutor, der sich mit der Figur des "Bambi"-Rehs einen Namen gemacht hat. Die Kreuzwegstationen sind allesamt als Reliefs gestaltet. Emil Sutor verzichtete auf alles Beiwerk, sogar die einzelnen Figuren sind zugeschnitten. Wie durch ein Fenster nimmt der Betrachter die Stationen des Leidenswegs wahr. Sein Blick wird fokussiert, er wird zum stillen Betrachten und Mitdenken eingeladen.
Je nach Lichteinfall spürt der Betrachter, wie ausdrucksstark die einzelnen Stationen gestaltet sind. Sie wollen einladen, den Spuren Jesu zu folgen und diese im eigenen Leben wiederzuentdecken. Der Kreuzweg will also schauend gegangen werden. Im Mitgehen erfährt der Betrachter auch Stationen seines eigenen Lebenswegs. Das Leben wird überall begleitet vom Tod in seinen vielfältigen Schattierungen. Tod zu begreifen als Weg durch die Dunkelheit zur Fülle des Lebens, als Weg durch die Engpässe des Lebens zur Freiheit, zur Erlösung, zur Auferstehung, dazu will der Kreuzweg einladen, der in der mittelalterlichen Chorkapelle unter dem Kirchturm mit den Stationen "Jesus wird vom Kreuz abgenommen" und "Jesus wird ins Grab gelegt" endet.
In fünf Punkten fasst Papst Johannes Paul II. die "Botschaft des Kreuzes" zusammen: "Kreuz besagt: Das Leben für den Bruder einsetzen, um es zusammen mit dem seinen zu retten. Kreuz besagt: Liebe ist stärker als Hass und Rache, Geben ist stärker als Nehmen, sich selbst einsetzen bewirkt mehr als bloßes Fordern. Kreuz besagt: Es gibt kein Scheitern ohne Hoffnung, keine Finsternis ohne Sterne, keinen Sturm ohne rettenden Hafen. Kreuz besagt: Liebe kennt keine Grenzen: Beginne mit dem Allernächsten und vergiss nicht den Fernsten! Kreuz besagt: Gott ist größer als wir Menschen, auch größer als unser Versagen. Leben ist stärker als der Tod."
Wenn der Betrachter sich wieder den Buntglasfenstern im Chorraum der Kirche zuwendet, leuchtet ihm in hellen Farben Christus als der Auferstandene entgegen. Es ist ein Bild, das Hoffnung und Zuversicht verbreitet. Dazu schreibt die Autorin Hannelore Bares: "Christus will uns befreien, wo wir lebendig begraben sind in einem Leben, das nicht unseres ist. Er will uns aufwecken, wenn wir unsere Träume eingestellt und unsere Sehnsüchte begraben haben. Er ruft uns heraus, wo wir in Perspektivlosigkeit erstarrt sind und uns in Trostlosigkeit und Verzweiflung eingerichtet haben. Er will uns erlösen aus allem, was uns einschnürt, bindet und fesselt und Leben in Fülle verhindert. Auferstehung zum Leben will Er uns schenken, will, dass auch wir zu Freunden des Lebens werden."



