Mathaisemarkt Schriesheim

Leser halten Ponykarussell eindeutig für Tierquälerei

"Oberflächlich und einseitig": Leser üben Kritik am RNZ-Artikel und sehen in diesem Mathaisemarkt-Angebot eindeutig Tierquälerei.

09.03.2023 UPDATE: 09.03.2023 16:01 Uhr 2 Minuten, 30 Sekunden
Das Ponyreiten auf dem Mathaisemarkt bleibt umstritten. Foto: Dorn

Schriesheim. (hö) Auch nach oder gerade wegen des Artikels über das Ponykarussell (und dem Gespräch mit dem Betreiber) auf dem Festplatz geht die Debatte weiter. Christine Söllner aus Schriesheim schrieb beispielsweise der RNZ: "Schon die Überschrift Ihres Artikels hat mich verärgert: ,Ist es wirklich Tierquälerei?’ Ja, es ist Tierquälerei, Ponys stundenlang einseitig in so einem winzigen Kreis laufen zu lassen. Die Pferde sind vielleicht nicht abgemagert, aber abgestumpft. Dann stehen sie auch ausgerechnet neben dem Festzelt und sind dem extremen Lärm ausgesetzt. Kindern sollte nicht vermittelt werden, dass ein Tier ein lebendes Spaßobjekt auf der Kirmes ist. Ihre ,Investigativrecherche’ ist sehr oberflächlich und einseitig. Mir ist der Besuch des Mathaisemarkts durch den Anblick der armen Ponys definitiv verleidet. Ich bin nur froh, dass ich scheinbar nicht die Einzige bin."

Günther Ewald, auch aus Schriesheim, findet: "Wer nur den Betreiber fragt, wird so ein Ergebnis bekommen. Ein Mercedes-SUV-Diesel ist auch das umweltfreundlichste Auto der Welt, wenn man den Hersteller fragt. Von guten Journalisten erwartete ich echte Recherche und Auseinandersetzen mit dem Thema."

Natalie Refior aus Hirschberg urteilt etwas differenzierter, aber nicht weniger eindeutig in ihrer Meinung: "Aufmerksam haben wir mit unseren Kindern den Bericht gelesen und heißen es gut, dass dies tiefer beleuchtet wurde und der Betreiber, Stefan Bügler, sein Bild hierzu geben konnte. Einiges war uns nicht bekannt.

Pferde sind aber Fluchttiere, nicht nur ihr Gehör ist hochsensibel, und von daher tut man Ponys, Tieren allgemein, damit nichts Gutes damit. Was würden die Ponys tun, wären sie an der Kirmes freistehend? Weglaufen! Eine Kirmes ist laut: Schreie, Musik, lautsprecherverstärkte Ansagen und Geräusche. Dies ist kein Ort für Tiere, für Ponys. Stefan Bügler argumentiert, dass er diesen Zuverdienst benötigt.

Das verstehen wir! Warum nicht so, dass die Tiere nicht belastet werden? An der Bergstraße gibt es mindestens fünf Alpaka-Höfe. Die Andenkamele werden unter anderem zu Spaziergängen eingesetzt. Offensichtlich floriert dieses Geschäft mit Alpakas, denen nachgesagt wird, dass sie nicht schmusen wollen. Ponys sehr wohl! Striegeln, Streicheln, Herumführen. Wie wäre es mit geführtem Ponyreiten in Bad Kreuznach?

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Hierzu müssten die Tiere nicht mehr Nase an Po im Kreis laufen unter der besagen Lärmkulisse, müssten nicht im mobilen Stall verharren in selbiger Kulisse und würden nicht per Anhänger umhergefahren werden, was ebenso stressig ist."

In Mannheim ab 2024 verboten

Die Tierschutzorganisation "Peta" fordert, das Ponyreiten auf Jahrmärkten generell zu verbieten, denn das sei aus mehreren Gründen kein artgerechter Umgang mit den Tieren, da gesundheitsschädlich: Die Bewegung im Kreis sei zu monoton und schädige wegen der einseitigen Belastung den Bewegungsapparat der Tiere; zudem seien sie dem Lärm des Festbetriebs ausgesetzt, was zu Stress führe.

Daher würden sich, so "Peta", "viele Amtstierärzte, Tierärzte und Experten aus Tierschutzgründen gegen Ponykarussells aussprechen". Wie Jörg Kotenbeutel, Sachverständiger am Pferdezentrum der Freien Universität Berlin: Er sagte in einem Interview mit der "Rheinischen Post": "Solch ein Pferdekarussell ist problematisch, weil die Tiere einer Reizüberflutung unterliegen.

Es gibt auf der Kirmes einen konstanten Lärmpegel und auch Lichteffekte, die die Tiere ständig verarbeiten müssen. Die Begebenheiten für Ruhepausen sind hier einfach nicht gegeben." Zudem sei "die Kreisbewegung einfach nicht die Form, in der sich die Tiere in der Natur bewegen würden".

In Mannheim führte der Druck von Tierschützern dazu, dass der Gemeinderat im Dezember beschloss, keine Ponykarussells mehr auf kommunalen Flächen zuzulassen. Sie sind ab 2024 auf den Volksfesten und dem Weihnachtsmarkt verboten.

Es gibt allerdings auch Einschätzungen, die nicht ganz so eindeutig sind: Die "Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz" schreibt in einer achtseitigen "Beurteilung von Ponyreitbahnen unter Tierschutzgesichtspunkten": "Tierschutzrechtlich gesehen, gibt es derzeit keine Möglichkeit, Ponyreitbahnen generell zu verbieten."

Allerdings sollte einige Regeln eingehalten werden: kein dauerndes Laufen in nur einer Richtung, eine möglichst große Manege, kein Zusammenbinden der Ponys, genug Ruhepausen und möglichst wenig optische und akustische Reize. Bisher aber seien die Auswirkungen von Ponykarussells auf die Tiere kaum wissenschaftlich erforscht.

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