Malscher Faschingsumzug

Hinter der Party stehen anstrengende Stunden

Für die Sicherheit beim Umzug sorgten am vergangenen Sonntag mehr als 100 größtenteils ehrenamtliche Einsatzkräfte.

24.02.2023 UPDATE: 24.02.2023 06:00 Uhr 3 Minuten, 12 Sekunden
Voll war es in Malsch beim Faschingsumzug am Sonntag. Nach Angaben der Polizei waren über 20.000 Feiernde mit dabei. Foto: Pfeifer

Von Konrad Bülow

Malsch. Der Fastnachtssonntag war ein langer Tag für Michael Würth. Von morgens um 9 Uhr bis um die Mitternacht war der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Malsch auf Achse. Die ausgelassene Feierei beim Faschingsumzug und der anschließenden Party in der Letzenberghalle bekam er dabei aber nur als Außenstehender mit. Die feucht-fröhliche Partystimmung bedeutete für ihn und andere Helfer vor allem einen langen und anstrengenden Einsatz.

Für die Sicherheit beim bunten Spektakel sorgten mehr als 100 Einsatzkräfte, erläutert Würth im Pressegespräch mit der RNZ. Mit dabei waren die Polizei, der beauftragte Security-Dienst – und jede Menge ehrenamtliche Helfer. Etwa 20 Feuerwehrleute gehörten dazu – viele davon aus Mühlhausen.

"Aus Malsch kamen nur eine kleine Handvoll, viele sind auch in Vereinen aktiv und an dem Tag selber auf den Umzugswagen", sagt der Feuerwehrkommandant. Seit einigen Jahren entlasteten sich die Brandschützer aus Malsch und Mühlhausen gegenseitig an den tollen Tagen, um einem Teil der jeweiligen Kollegen Zeit zum Feiern freizuräumen.

Auch sonst ist Zusammenarbeit über die Gemeindegrenzen hinweg entscheidend für den sicheren Ablauf. 45 Helfer des Roten Kreuzes seien am Sonntag im Einsatz gewesen, sagt Heiko Schlarnhaufer, Bereitschaftsleiter des Malscher DRK-Ortsvereins.

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Helfer aus Malsch, Angelbachtal, Leimen und Dielheim hätten die Mannschaften für vier Fahrzeuge, sieben Fußtrupps und den Sanitätsraum im Grasweg gebildet, auch ein Notarzt war vor Ort.

Die Zusammenarbeit zwischen den ehrenamtlichen Helfern aus mehreren Gemeinden sei nicht selbstverständlich, betonte Malschs Rathauschef Tobias Greulich, selbst freiwilliger Feuerwehrmann und als Bürgermeister verantwortlich für Sicherheit und Ordnung in der Gemeinde.

Ohne diese gegenseitige Unterstützung sei es für eine Gemeinde wie Malsch kaum möglich, eine solche Veranstaltung zu stemmen. Ausrichter des Umzugs war der Verkehrs- und Heimatverein, die Feier in der Halle organisierte ein kommerzieller Veranstalter.

Die Sicherheitskräfte hatten während des Umzugs auf dem Letzenberg eine Einsatzzentrale eingerichtet, von dort aus konnten sie die Strecke gut überblicken. Feuerwehr-Fahrzeuge standen an drei Positionen entlang des Weges.

Die Straßen, die zur Hauptroute führten, hätten im Ernstfall einerseits als Fluchtwege gedient, andererseits als Anfahrtstrecke für die Fahrzeuge. Die Feuerwehr steuerte dieses Mal auch eine Drohne bei, die das Einsatzgebiet überflog.

Nach Angaben der Polizei begleiteten über 20.000 Zuschauer den Fastnachtsumzug. Einmal musste die Feuerwehr eingreifen: Ein Motivwagen blieb an einer Dachrinne hängen, die Helfer entfernten lose Ziegel, die sonst herabzustürzen drohten. Die Polizei berichtet außerdem von einem Körperverletzungsdelikt entlang der Umzugsstrecke.

Während der Party im Anschluss hätten die Beamten den Sicherheitsdienst mehrfach unterstützt, strafrechtliche Handlungen habe es dabei nicht gegeben. Augenzeugen hatten wie berichtet auch Gedränge bis hin zu einer Massenpanik am Eingang wahrgenommen. Die Polizei bestätigte das nicht und sprach von einem für solche Veranstaltungen üblichen Andrang.

Für das DRK sei es anfangs ein eher ruhiger Einsatz gewesen, sagte Schlarnhaufer. "Anders als sonst konnten sich unsere Leute den Umzug eine Zeit lang sogar anschauen", blickt der Bereitschaftsleiter zurück. Ab 16.30 Uhr hätten sich aber die Einsätze gehäuft. 

16 Personen habe das DRK betreut – Menschen über und unter 18 Jahren, mal in Zusammenhang mit Alkoholkonsum, mal nicht. 2022 seien es 27 Personen gewesen – bei deutlich weniger Andrang als in diesem Jahr.

Mancher Helfer war ebenso wie Würth über lange Zeit im Einsatz. "Schichten können wir nicht bilden", sagte Schlarnhaufer, dafür gebe es nicht genug Personal. Für das DRK sei um 19 Uhr größtenteils Feierabend gewesen.

Ebenso wie die Feuerwehr stellte das Rote Kreuz aber auch für die Party in der Letzenberghalle noch Einsatzkräfte bereit. Zumindest dabei seien Helfer zum Einsatz gekommen, die am Beginn des Tages Dienst, dazwischen aber einige Stunden freihatten, führt Schlarnhaufer aus.

Zum Einsatzgeschehen gehört Erbrochenes in Rettungsfahrzeugen, genervte Angehörige, die alkoholisierte Personen abholen müssen, und vieles mehr. "Ich war überrascht, wie gut gelaunt die Helfer vom DRK im Sanitätsraum waren", sagt Feuerwehrkommandant Würth.

Einen Feuerwehreinsatz gab es, als ein Motivwagen an einer Dachrinne hängen blieb und Ziegel löste. Foto: Feuerwehr

Aufwand bedeutet der Umzug für die Helfer nicht nur am Fastnachtssonntag selbst. Die Einsätze werden schon lange vorher geplant. "Wir fangen damit schon im November oder Dezember an", sagt Schlarnhaufer. Jedes Fahrzeug bekam seinen eigenen Einsatzplan.

Etwa eine Woche vor der Veranstaltung stand dann noch die gemeinsame Einsatzbesprechung an, ein umfangreiches Sicherheitskonzept wurde zu Papier gebracht. Ein Gespräch zur Nachbereitung findet ebenfalls statt. Die Einsatzplanung wird Jahr für Jahr fortgeschrieben.

Insgesamt habe alles "super funktioniert", sagt Bürgermeister Greulich: "Es läuft alles sehr professionell und die Wege sind kurz. Man kann sich aufeinander verlassen." Von Vorteil sei gewesen, dass der Bereich um die Halle dieses Mal abgesperrt war und Rucksäcke kontrolliert wurden. In anderen Jahren hätten Jugendliche, die nicht in die Halle kamen, in der Umgebung Gelage mit mitgebrachtem Alkohol gefeiert. Das sei nun weniger gewesen.

Er sei schon jedes Mal froh, wenn der Fastnachtssonntag vorbei ist, sagt Würth. "Wir machen das trotzdem", betont er. Die Helfer seien an diesem Tag eben gefordert, der Fastnachtsumzug sei nun mal ein besonderes Ereignis für Malsch. Hin und wieder komme auch einem der Hilfsbedürftigen oder einem Angehörigen ein "Danke" über die Lippen, sagt Schlarnhaufer auf Nachfrage.

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