Leimen

Stadt wünscht sich obligatorischen Hundeführerschein (Update)

Zwang oder Freiwilligkeit? Im Lichte des jüngsten Angriffs von Hunden auf einen Jugendlichen verlangt die Rathausspitze ein Umdenken.

25.06.2019 UPDATE: 25.06.2019 12:01 Uhr 1 Minute, 18 Sekunden

Ein Hund der Rasse American Staffordshire-Terrier. Foto: Getty

Leimen. (dpa) Wie sinnvoll ist ein Hundeführerschein? Bei dem Thema gehen die Meinungen weit auseinander: Nach der Hundeattacke auf einen Jugendlichen wünscht sich die Stadt Leimen eine gesetzliche Regelung zur Einführung eines verpflichtenden Hundeführerscheins. "Zum Schutz der Menschen würden wir das begrüßen", sagte Oberbürgermeister Hans Reinwald (CDU). Für eine entsprechende Regelung wäre das Land zuständig, namentlich das Innenministerium.

Der Verband für das Deutsche Hundewesen hingegen hält nichts von der Idee. Ein solches Instrument schrecke insbesondere ältere Menschen von der Hundehaltung ab, die sich keiner Prüfung mehr unterziehen wollten. "Die Hundehaltung darf nicht weiter erschwert werden", sagte Verbandsgeschäftsführer Jörg Bartschera am Dienstag in Dortmund.

In Leimen hatten jüngst zwei nicht angeleinte Hunde, höchstwahrscheinlich Kampfhunde, einen 15-Jährigen vom Rad gezerrt und schwer verletzt. Er musste in einer Spezialklinik behandelt werden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen fahrlässiger Körperverletzung. Für die Einführung eines verpflichtenden Hundeführerscheins wäre das Land zuständig, namentlich das Innenministerium.

Der Leimener Schultes Reinwald empfiehlt schon jetzt Hundebesitzern in seinem Ort, den Führerschein freiwillig zu machen. Obwohl die Kommune bei Vorlage eines Führerscheins eine verringerte Hundesteuer verlangt, sei das Interesse an dem Angebot gering, hieß es im Rathaus. Seit zwei Jahren reduziert sich die Hundesteuer von jährlich 96 Euro für das erste Tier um 24 Euro, wenn die Prüfung bestanden ist. Sie umfasst einen theoretischen Teil sowie einen Praxisteil, in dem das Tier mit unterschiedlichen Situationen konfrontiert wird.

Verbands-Mann Bartschera sieht vor allem praktische Fragen ungelöst, wenn - wie bereits in Niedersachsen - eine Führerscheinpflicht besteht. Was passiert, wenn man seinen Hund im Urlaub seinen Nachbarn überlässt, die keinen Sachkundenachweis haben? Können Kinder noch mit dem Familienhund Gassi gehen, wenn nur die Eltern den Führerschein haben? Und was geschieht, wenn Herrchen und Frauchen durch die Prüfung fallen? Sinnvoll findet Bartschera dagegen eine Registrierung aller etwa sieben Millionen Hunde in Deutschland. Mittels eines Chips am Hals könnten die Tiere ihrem Halter oder Züchter zugeordnet werden. Das sei bei Verlust des Tieres enorm hilfreich.

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Update: 25. Juni 2019, 16.40 Uhr

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