Leimen

Klimaaktivisten von "End Cement" drohen hohe Strafen (Update)

Protestierende klebten sich Anfang April in der Zufahrt zum Baustoffunternehmen Heidelberg Materials fest. Nun erhob die Staatsanwaltschaft Anklage gegen einen Mann und verschickte Strafbefehle.

06.05.2025 UPDATE: 06.05.2025 18:00 Uhr 1 Minute, 46 Sekunden
Zementwerk in Leimen durch Protestaktion blockiert
Aktivisten von 'End Zement" klebten sich fest und blockierten stundenlang die Zufahrt zu einem Zementwerk eines Baustoffunternehmens südlich von Heidelberg.

Heidelberg. (mk/lsw) Die stundenlange Blockade des Heidelberg-Materials-Werks in Leimen durch die Klimaaktivisten der Gruppe "End Cement" hat ein juristisches Nachspiel. Die Staatsanwaltschaft Heidelberg bestätigte am Dienstag der RNZ, dass sie Anklage gegen einen 26-Jährigen erhoben habe. Ihm werde unter anderem Sachbeschädigung vorgeworfen, sagte ein Sprecher der Behörde.

Zuvor hatte die Gruppe, die mit der Blockade gegen den Zementhandel protestierte, die Anklage selbst publik gemacht. Sie kündigte in einer Pressemitteilung Rechtsmittel an. "Unser zukünftiges Leben steht mit der Klimakrise auf dem Spiel", sagte ein Sprecher von "End Cement". "Aber Heidelberg Materials stößt weiter jedes Jahr mehr CO2 als ganz Österreich aus – ohne einen realistischen Plan zur Veränderung zu haben. Wenn die Politik nicht handelt, müssen wir aktiv werden, auch mit zivilem Ungehorsam.”

Der junge Mann hatte sich Anfang April mit anderen Mitgliedern von "End Cement" vor dem Produktionsgelände mit einem Sand-Klebegemisch am Asphalt festgeklebt. Mithilfe von Spezialisten der Polizei dauerte es damals insgesamt rund acht Stunden, bis alle Aktivisten von der Straße geholt worden waren. Das Heidelberger Unternehmen kündigte direkt nach der Aktion entsprechende Anzeigen, etwa wegen Sachbeschädigung an.

100.000 Euro Schaden für Heidelberg Materials?

Die Umsatzeinbußen lägen "in jedem Fall im sechsstelligen Bereich", hatte ein Unternehmenssprecher gesagt. Heidelberg Materials hatte die Klinker-Produktion in Leimen zwar bereits eingestellt und die entsprechenden Öfen stillgelegt. Aufgrund seiner guten Lage wird der Standort aber als Mahlwerk weiter betrieben. Das heißt, in Leimen wird kein Zementklinker mehr hergestellt, sondern angelieferter Klinker aus benachbarten Heidelberg-Materials-Werken zu Zement vermahlen.

Auch interessant
Heidelberg: Aktivisten sind alles andere als "geil auf Beton" (plus Fotogalerie)
Leimen: "End Cement" blockierte Heidelberg Materials-Werk acht Stunden (Fotogalerie)
Leimen: Aktivist musste nach Heidelberg Materials-Blockade in Klinik
Leimen: 26-Jähriger beschmiert Heidelberg-Materials-Gebäude

In der Anklageschrift, die der RNZ vorliegt, ist der Schaden durch den Betriebsausfall für das Unternehmen Heidelberg Materials nun mit mindestens 100.000 Euro beziffert. Der Schaden an der Zufahrt soll demnach rund 3600 Euro betragen.

Die Gruppe kritisierte mit der Aktion unter anderem den CO2-Ausstoß des Unternehmens. Sie will eine Wende hin zu nachhaltigen Baustoffen und fordert in der Pressemitteilung, dass Heidelberg Materials zur Rechenschaft gezogen werden müsse. Das Unternehmen sei für einen höheren Anteil an der globalen Klimakrise als jeder andere deutsche Konzern verantwortlich. Heidelberg Materials hatte nach der Blockade mitgeteilt, dass man Kritik respektiere – "Hausfriedensbruch, Sachbeschädigung und Vandalismus sind jedoch keine Grundlage für konstruktive Gespräche, sondern schlicht Straftatbestände."

Dem 26-Jährigen wird zudem laut Anklage vorgeworfen, zwei Tage zuvor ein Gebäude derselben Firma an einem anderen Standort mit grüner Farbe besprüht zu haben. Dieser Schaden wird demnach vorläufig mit mindestens 30 000 Euro beziffert. Dem jungen Mann drohe etwa bei einer Verurteilung wegen Sachbeschädigung eine Haftstrafe von bis zu zwei Jahren oder eine Geldstrafe, sagte der Sprecher.

Wie die Staatsanwaltschaft Heidelberg bestätigte, wurden zudem mehrere Strafbefehle an weitere Protestierende versendet. Laut "End Cement" liegen zwei davon wegen Sachbeschädigung bei 3000 Euro und einer wegen Sachbeschädigung bei 4000 Euro. Laut des Sprechers der Staatsanwaltschaft wird es noch weitere Strafbefehle zu den Protestaktionen geben.

Update: Dienstag, 6. Mai 2025, 17.55 Uhr

Dieser Artikel wurde geschrieben von: