Ladenburger Straßennamen

Nach Bertha Benz ist eine Sackgasse benannt

Nur zwei Frauen auf der Straßenkarte - Dabei ist die Liste weiblicher Persönlichkeiten lang

22.08.2019 UPDATE: 23.08.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 40 Sekunden

1933 wurde Bertha Benz die Ladenburger Ehrenbürgerschaft verliehen. 2007 entschied der Gemeinderat, der Autopionierin den Bertha-Benz-Weg zu widmen. In der Sackgasse stehen drei Doppelhaushälften. Sie endet am Automuseum Dr.-Carl-Benz. Foto: Sturm

Von Axel Sturm

Ladenburg. Neben den Straßennamen, die sich auf Orte oder Gewanne beziehen, gibt es in Ladenburg rund 50 Straßen und Wege, die den Namen von Persönlichkeiten tragen. Männer sind hier ganz deutlich in der Überzahl. Gerade einmal zwei Frauen erhielten die Ehre, dass eine Straße beziehungsweise ein Weg nach ihnen benannt wurden.

Die Luisenstraße wurde vor über 100 Jahren nach Badens vorletzter Großherzogin Luise von Preußen (1838-1923) benannt. Eine derartige Straße gibt es auch über dem Neckar in Edingen-Neckarhausen. Luise von Preußen soll sich für die berufliche Ausbildung von Mädchen und jungen Frauen eingesetzt haben.

Hintergrund

"Wäre Heidi Mohr ein Mann gewesen, hätte sie eine andere Ehrung erfahren": Diesen Satz sagte kürzlich Weinheims SPD-Stadträtin Stella Kirgiane-Efremidou. Der Anlass war, dass für die Jahrhundert-Fußballerin eine Gedenktafel vor ihrem Wohnhaus in Weinheim aufgestellt wurde.

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"Wäre Heidi Mohr ein Mann gewesen, hätte sie eine andere Ehrung erfahren": Diesen Satz sagte kürzlich Weinheims SPD-Stadträtin Stella Kirgiane-Efremidou. Der Anlass war, dass für die Jahrhundert-Fußballerin eine Gedenktafel vor ihrem Wohnhaus in Weinheim aufgestellt wurde. Mohr war Anfang des Jahres mit 51 Jahren gestorben. Als Botschafterin habe sie den Namen Weinheims über die Grenzen der Stadt hinausgetragen, sagte Kirgiane-Efremidou, die daher hofft, dass bald eine neue Sporthalle nach Heidi Mohr benannt wird.

Die RNZ nahm Kirgiane-Efremidous Aussage zum Anlass, herauszufinden, wie männerdominiert die Straßen- und Gebäudenamen in Ladenburg und Edingen-Neckarhausen sind. Die Fragestellung lautete: Werden Frauen im öffentlichen Raum gewürdigt? Wenn ja, in welcher Form? Und wenn nicht, liegt das daran, dass sich Frauen noch nicht genügend in den Vordergrund gerückt haben? mwg

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Die zweite Frau, die im Ladenburger Straßennetz vorkommt, ist Ehrenbürgerin Bertha Benz (1849-1944). Zusammen mit ihrem Mann, dem Autoerfinder Carl Benz, lebte Bertha Benz ab 1903 in Ladenburg. Hier verbrachte das Ehepaar seinen Lebensabend und fand auf dem städtischen Friedhof seine letzte Ruhe.

Doch während die Leistungen von Carl Benz mit dem Dr.-Carl-Benz-Platz, der Benzstraße, dem Carl-Benz-Gymnasium und dem Automuseum Dr.-Carl-Benz gleich vierfach gewürdigt wurden, wird seine Frau eher stiefmütterlich behandelt. Und das, obwohl Bertha Benz 1888 mit ihrer Pionierfahrt von Mannheim nach Pforzheim Weltgeschichte schrieb.

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Ihr Porträt ist zwar im Domhofsaal neben dem ihres Mannes zu sehen. Aber ist der Weg, der nach einem Gemeinderatsbeschluss 2007 nach Bertha Benz genannt wurde, eine angemessene Würdigung für ihre Leistungen? In der Sackgasse, die am Automuseum Dr.-Carl-Benz endet, stehen einige Reihenhäuser.

"Über die Platzierung habe ich mir noch gar keine großen Gedanken gemacht", sagt Gertrud Elbe, die mit Benz-Urenkel Dieter Elbe verheiratet war. "Bertha Benz hat in der Benzvilla gewohnt und im dortigen Umfeld hätte man auch eine Straße nach ihr benennen können." Sie wolle das Thema aber nicht zu hoch hängen, sagt Elbe.

Der Besitzer des Automuseums Dr.-Carl-Benz, Winfried A. Seidel, hat an der Sackgasse nichts auszusetzen. "Sicher, der Bertha-Benz-Weg ist klein, aber er liegt am alten Fabrikgelände von Benz&Söhne, sodass dies für mich logisch erscheint", sagt Seidel. Er sieht durch den Bertha-Benz-Weg das ganze Areal sogar "zusätzlich aufgewertet".

Bertha Benz. Foto: Sturm

Für die neuen Ladenburger Wohngebiete sind die Straßennamen bereits vergeben. Frauen wurden nicht berücksichtigt. Geplant war hingegen, einen Platz in der neuen Nordstadt nach Elisabeth Trippmacher zu benennen, die sich im Zweiten Weltkrieg in ihrer Tätigkeit beim Deutschen Roten Kreuz um Gefangene, Vermisste und Kriegerwitwen gekümmert hatte. 1958 wurde sie Ehrenbürgerin von Ladenburg. Ihr Verhältnis zum Naziregime wurde in der Öffentlichkeit aber immer wieder diskutiert, sodass der Gemeinderat von einer Platzbenennung in der Nordstadt absah.

Wer die Ladenburger Straßen durchgeht, findet also fast nur Männernamen: In der Südstadt wurden römische Persönlichkeiten wie Trajan, Hadrian, Domitian und Vespasian gewürdigt. Unternehmer wie Gottlieb Daimler und Albert Reimann wurden ebenso berücksichtigt wie die Dichtergilde Goethe, Schiller und Heine.

Auch Kommunalpolitiker wie Willy Kress, Karl Schlegel, Fritz Würzburger, Adam Herdt oder Reinhold Schulz haben eine eigene Straße, ebenso Pfarrer Otto Häußler und der Sozialreformator Adolph Kolping. Auch der Stadtbildpfleger Berndmark Heukemes hat sich die Benennung des Platzes vor dem Lobdengaumuseum verdient. Das träfe aber durchaus auch auf einige Frauen zu.

Dr. Maria Triebskorn (1908-1986) und Anna Hauber (1901-1968) haben ihr gesamtes Vermögen dem Heimatbund und der Kirche für die Unterstützung der Stadt überlassen. Die Niederbronner Schwester Hildegard Rupp begleitete als Schwester Eurosia mehrere Generationen fürsorglich durch ihre Kindergartenzeit. Annemarie Zimmermann-Serr, die Tochter des Heimatdichters Cornel Serr, nach dem ein Platz benannt wurde, war eine engagierte Kommunalpolitikerin. Auch die Hebamme Hildegard Schmitt hat viel geleistet, führte sie doch von 1939 bis 1969 die Wöchnerinnen-Station.

Von der Kindergärtnerin bis zur Prinzessin

Wer weitere Namen wissen möchte, sollte sich an die überaus herzliche Kindergärtnerin "Tante Ruth" (Ruth Geier) erinnern, aber auch an die Kunstmalerin Meta Hoffmeister-Prey und die Dichterin und Journalistin Nanette Köhler. Elisabeth Scharnberger (1892-1973) stieg sogar in Adelskreise auf, denn sie heiratete den Prinzen von Thailand. Eine würdevolle Geste wäre es zudem, die beiden in die USA immigrierten jüdischen Ladenburgerinnen Ruth Steinfeld und Lea Weems (verstorben 2008) mit einer Straßen- oder Platzbetitelung zu gedenken.

Ort des Geschehens

Die Liste bedeutender Frauen ließe sich fortsetzen. Daran kann es also nicht liegen, dass Ladenburg nur zwei Frauen gefunden hat, die mit einem Straßennamen geehrt wurden.

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