Interesse an Draußenschule ist groß
Wo das Eichhörnchen im Klassenzimmer sitzt: Der Tag der offenen Tür war gut besucht.

Von Silke Beckmann
Ladenburg. Von Anfang an war die "Draußenschule" auf breites Interesse gestoßen. Im September 2018 hatten Carolin Rückert und Hanna Fuchs-Brecht das Projekt an einem Stand auf dem Kurpfälzer Regionalmarkt vorgestellt. Damals war noch völlig offen, ob und wo es sich realisieren lässt. Im vergangenen September wurde im umfassend renovierten Schulhaus samt neuem Anbau im Waldpark mit 26 Kindern der Betrieb aufgenommen. Ein Jahr später ist das Interesse ungebrochen. Dutzende Familien nutzten den Tag der offenen Tür, um das Konzept kennenzulernen.
"Jetzt sind die Kinder hier, die im nächsten Jahr eingeschult werden, also 2023", erklärte Martin Ziegler, Vorsitzender des Trägervereins Draußen Lernen, der von Anfang an Feuer und Flamme für die Draußenschule war. Er betonte mit Blick auf die Besucher: "Es ist schön, zu sehen, dass das, was man mit aufgebaut hat, so gut funktioniert." Einige Eltern würden sogar längere Anfahrten in Kauf nehmen, damit ihre Kinder zur Draußenschule gehen können.
Um den Gästen möglichst authentische Einblicke in das Schulkonzept und seine Umsetzung zu geben, startete die Veranstaltung an einem Schulvormittag, an dem die 26 Draußenschüler Unterricht hatten. So ließ sich hautnah miterleben, wie Lernen im Freien vonstattengeht. "Unterrichtet wird nach Bildungsplan, aber hier wird thematisch sortiert", informierte Ziegler. So dreht sich aktuell alles um "Türme, Brücken und Mauern" – ein Thema, das zeitgleich in verschiedenen Fächern behandelt wird. Und so konnten die vier- bis fünfjährigen potenziell künftigen Schüler an den vier über das Gelände verteilten Stationen für Sachunterricht, Kunst, Mathe und Deutsch interaktiv mit einsteigen.
Unterrichten im Freien sei "schon eine Herausforderung", sagte etwa Pädagoge Robert Kramer, der gerade mit seiner Gruppe aus dem BUND-Garten kam. Da gebe es mehr Ablenkung, seien es benachbarte Bauarbeiten oder ein vorbeihuschendes Eichhörnchen. Aber Faktoren wie diese würden integriert. "Ich merke, dass die Kinder Lust haben auf Entdecken." Ihm als Lehrer sage besonders zu, "dass man nicht darum kämpfen muss, dass Draußen-Unterricht gut ist". Denn der entspreche hier dem Leitbild.
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Schulleiterin Carolin Rückert war erfreut, dass am Nachmittag, als vorrangig ehrenamtliche Mitarbeiter und kooperierende Vereine eingeladen waren, nochmals Familien mit deutlich jüngeren Kindern dazustießen: "Es ist schön, zu sehen, wie es angenommen wird. Das bestätigt einen natürlich auch." Positiv fiel auch ihr Gesamtresümee des ersten Schuljahres aus, das sich langsam dem Ende nähert. Wenngleich ihre Doppelbelastung, die Schule zu leiten und gleichzeitig zu unterrichten, "natürlich schon anspruchsvoll" war. Zum nächsten Schuljahr, wenn dann die Schülerzahl auf knapp mehr als 30 wächst, werde es aber Verstärkung im pädagogischen Team geben.
Auch baulich hat sich nach Betriebsstart noch einmal einiges verändert – vor allem durch den Balkon, der mittlerweile das stimmige Gesamtbild komplettiert. Gut angelassen habe sich die nachmittags stattfindende Generationenwerkstatt, davon zeugen etwa die bepflanzten Hochbeete der Garten-AG unter Leitung von Werner Molitor und Andreas Huben. Außerdem gibt es eine Kooperation mit dem Budo-Club, und weitere AGs drehen sich etwa um das Zurechtfinden in der Wildnis, Theater und Kultur oder Achtsamkeit. Und es wird experimentiert. Letzteres unter Leitung zweier Eltern, die beide Chemiker sind.
Überhaupt ist "die Mitarbeit der Eltern ein ganz zentraler Punkt", führte Rückert aus. Immer wieder stünden Aufgaben an, die nur in der Gemeinschaft bewältigt werden können. Und zu dieser Gemeinschaft trage auch die engagierte Elternschaft bei.