Kramer-Mühle in St.Leon-Rot

Ein neuer Mittelpunkt des Gemeindelebens

Gemeinde stellte das Nutzungskonzept für die einstige Ölmühle vor - "Tag der Städtebauförderung" des Landes

06.05.2018 UPDATE: 07.05.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 44 Sekunden

Wie die Kramerschen Mühle mit Leben gefüllt werden soll, legt ein gemeinsam mit den Bürgern entwickeltes Nutzungskonzept dar, das nun detailliert vorgestellt wurde. Foto: Lerche

St. Leon-Rot. (seb) Dank der regen Bürgerbeteiligung herrscht kein Mangel an Ideen zur Nutzung der Kramerschen Mühle in St. Leon. Und weil darin so viel Platz ist, können die drängendsten Wünsche der Bevölkerung auch verwirklicht werden. Wenn auch durchaus noch Herausforderungen auf die Verantwortlichen warten und die Kontroverse um die angedachte Bibliothek gründlich ausdiskutiert werden muss, bis das vorgestellte Konzept schließlich dem Gemeinderat zur endgültigen Entscheidung vorgelegt wird. Das wurde am "Tag der Städtebauförderung" am Samstag deutlich, als die Gemeinde St. Leon-Rot über ihre Ortskernsanierungen informierte, in deren Rahmen auch die Mühle umgestaltet wird. Das Besucherinteresse war groß.

"Ein Nutzungskonzept auf breiter Basis, damit sich möglichst viele damit identifizieren können": Das erreicht zu haben, sei "etwas Wertvolles", so Bürgermeister Alexander Eger, der in seinen Grußworten allen Mitwirkenden dankte. Diskussionen gehörten freilich dazu, ihm war da besonders die Frage des Standorts der neuen, zentralen Bibliothek für St. Leon-Rot präsent.

Hintergrund

Die Kramersche Mühle befindet sich in einem von zwei Ortskernsanierungsgebieten St. Leon-Rots. Darüber informierten Marie-Luise Bischof von der Stadtentwicklungsfirma STEG und St. Leon-Rots Bauamtsleiter Werner Kleiber. Die "Ortsmitte IV" in Rot misst 14,81

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Die Kramersche Mühle befindet sich in einem von zwei Ortskernsanierungsgebieten St. Leon-Rots. Darüber informierten Marie-Luise Bischof von der Stadtentwicklungsfirma STEG und St. Leon-Rots Bauamtsleiter Werner Kleiber. Die "Ortsmitte IV" in Rot misst 14,81 Hektar und die "Ortsmitte III" in St. Leon 8,52 Hektar, beide Gebiete erstrecken sich grob entlang der Ortsdurchfahrten und sind für eine Kommune wie St. Leon-Rot ungewöhnlich groß, so Bischof. Der Förderrahmen beläuft sich auf gut 7,3 Millionen, der Gemeindeanteil auf knapp drei Millionen. 4,5 Millionen Euro wurden seit dem Start anno 2011 bereits ausgezahlt.

"Die Eigentümer sind unheimlich aktiv", zeigte sich Marie-Luise Bischof erfreut: Über 50 Privathäuser wurden modernisiert, aufgewertet und umgestaltet, hinzu kommen mehr als 20 Abrisse durch Bürger, etwa von alten Scheunen, die dann meist durch Neubauten ersetzt wurden, wodurch dringend benötigter Wohnraum entstand. Modernisierungen werden mit 30 Prozent, Abrisse mit bis zu 100 Prozent - aber jeweils maximal 30.000 Euro - gefördert.

Die Gemeindemaßnahmen mit einem Volumen von bisher mehr als 2,5 Millionen Euro beinhalten vor allem Sanierungsmaßnahmen im öffentlichen Raum, etwa in der Walldorfer Straße, die Beruhigung und Aufwertung der Roter Ortsdurchfahrt und die Steigerung der Aufenthaltsqualität in den Ortskernen, etwa durch die ansprechende Gestaltung von Plätzen wie dem Amselplatz in St. Leon.

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Das Wichtigste sei, so Eger zur Investition ins historische Gebäudeensemble, dass "die Menschen sich wohlfühlen", ein neuer "Mittelpunkt des Gemeindelebens" entstehe mit Angeboten, die die Bürger bisher vermisst hätten - und dass die Mühle mit Leben gefüllt werde. Sie sei "etwas Einmaliges", von ihrer über 500-jährigen Geschichte, von ihrer Lage und Gestaltung her und weil sie die "tolle Gelegenheit" biete, die Lebensqualität in der Gemeinde zu steigern und das Bewusstsein für die Heimatgeschichte - "die man hier sehen, anfassen, erleben kann" - zu stärken. Zwar liege die verbindliche Entscheidung beim Gemeinderat, doch sei ein möglichst vollständiges Meinungsbild der Bürgerschaft essenziell, daher Egers Appell: "Bringen Sie sich ein!"

Dass das bereits auf vielfältige Weise geschehen ist, machten die Projektmoderatoren Frieder Hartung, selbstständiger Städteplaner, und Jens Ridderbusch vom Statistischen Landesamt deutlich. Im Rahmen eines Förderprogramms des Landes arbeiten sie mit der Gemeinde zusammen - und vor allem mit den Bürgern. Wie gut das funktioniere, "ist nicht selbstverständlich", so Ridderbusch. Die "Fülle an Ideen" und konkreten, machbaren Vorschlägen hat Frieder Hartung beeindruckt, der auf die erfolgreiche "Bürgerwerkstatt" im Harres mit über 100 Teilnehmern zurückblickte.

An sieben Stationen auf dem Mühlenareal wurde das inoffizielle Leitbild eines Zentrums für Begegnung, Kultur und Vereinsleben von Bürgern für Bürger offenbar. Hauptamtsleiterin Anette Reich gab gemeinsam mit Peter Kramer von der früheren Eigentümerfamilie und Vertretern der Mühlen-Projektgruppe Auskunft. Im zentral gelegenen Wohnhaus sollen einmal standesamtliche Trauungen stattfinden. Direkt nebenan gibt es mit dem früheren Mehllager (über 140 Quadratmeter) Potenzial für einen Saal für große Hochzeitsgesellschaften. Das Haupthaus bietet außerdem mehrere Zimmer, in denen Gruppen und Vereine Veranstaltungen durchführen könnten.

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In den beiden Geschossen über dem Mehllager soll die Bibliothek für Bücher und vor allem digitale Medien ihren Platz finden, so der Wille der Mehrheit der an der Bürgerwerkstatt Beteiligten. Andere Stimmen ziehen einen Neubau näher am Rathaus, in der Gemeindemitte, vor.

Die einstige Ölmühle jenseits des Kraichbachs ist für eine Gaststätte mit bodenständiger Küche gedacht, die keine Konkurrenz für Harres oder andere Restaurants darstellt. Bloß: Wo soll die Küche selbst hin? Im Lauf der Zeit gab es mit der Anlieferstelle oder dem Weinkeller verschiedene Anbauten, sodass die Ölmühle verwinkelt ist, aber keine praktikable Stelle dafür bietet. Der offene Übergang über den Bach jedenfalls muss unverändert bleiben, meinten zahlreiche Besucher, er bietet einen idyllischen Blick, der nicht verstellt werden soll.

Ein weiterer großer Festsaal (gut 200 Quadratmeter) und ein kleinerer Saal könnten in der großen, zweistöckigen Scheune (vom Hofeingang gesehen links) eingerichtet werden, wo einst Ställe und Lager waren. Hier ist auch ein Atelier angedacht, in dem zum einen die Künstlergruppe St. Leon-Rot arbeiten kann, ohne ständig ihre Sachen wegräumen zu müssen. Zum andern möchten die Künstler Workshops anbieten und alle Interessierten einladen, selbst kreativ zu werden. Den kleinen Durchgang zur Mühlenwiese dahinter gilt es eventuell etwas aufzuweiten, damit eine engere Vernetzung möglich wird. Die Wiese soll vor allem für Feste genutzt werden.

Laut Bauamtsleiter Werner Kleiber ist die Bausubstanz gut und bisher mussten nur kleine Summen in den Erhalt investiert werden. Ein Lift und weitere Maßnahmen für Barrierefreiheit und Sicherheit sowie die energetische Modernisierung dürften aber aufwendig werden, weswegen die Landesfördermittel mehr als willkommen sind.

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