Karlheinz Gaiser geht

Der Pfarrer kehrt zurück nach Hause

Die zunehmende Verwaltung führte zu dem Entschluss.

23.07.2023 UPDATE: 23.07.2023 06:00 Uhr 2 Minuten, 14 Sekunden
Dekan Alexander Czech (l.) verabschiedete Karlheinz Gaiser in Heiligkreuzsteinach. Foto: Alex

Von Thomas Seiler

Heiligkreuzsteinach. Ein Vierteljahrhundert wirkte der katholische Geistliche Karlheinz Gaiser in der Kirchengemeinde St. Hildegund im Steinachtal. Diese umfasst die Pfarrkuratien Heiligkreuz in Heiligkreuzsteinach, St. Bonifatius in Wilhelmsfeld und St. Michael in Schönau. Ende August ist nun endgültig Schluss für den beliebten 66-Jährigen. Es zieht ihn nach seiner Pensionierung zu seinen Wurzeln nach Mannheim zurück. Er lebt dann in einer Wohnung im Stadtteil Neckarau.

"Ich bin nicht priestermüde, aber die immer mehr zunehmende Verwaltungsarbeit macht einfach keinen Spaß mehr", begründet Gaiser im Gespräch mit der RNZ diesen Schritt. Und etwas dürfte wohl auch seinen Entschluss mitgeprägt haben: "In drei Jahren greift die Kirchenentwicklung auch bei uns", sagt er. Und spätestens ab 2030 gibt es "nur noch 36 Pfarreien im Bistum" und St. Hildegund im Steinachtal gehöre dann schon einige Zeit zur neuen Großpfarrei Weinheim-Bergstraße.

Als Pfarrer bliebe ihm neben dem leitenden Pfarrer der Gemeinde lediglich eine Stelle als "Kooperator". Für Gaiser ist dies "ein Kaplan mit Pfarrerbezügen". Das sei mit seiner eigenen Maxime nicht vereinbar, da der Beruf als Pfarrer "Liebe bedeutet und man damit den inneren Frieden sowie die Erfüllung findet". Deshalb entspreche der Übergang in eine Großpfarrei nicht seinen Vorstellungen.

Da er eine "besondere Beziehung zu Jesus" pflege, fühlt sich der Pensionär deshalb aber nicht auf dem Abstellgleis. "Ich werde wieder in Mannheim gefragt und helfe gerne aus", sieht er beruhigt seiner Zukunft entgegen. Auf seinen Werdegang angesprochen, kommen die Antworten wie aus der Pistole geschossen aus dem Mund des gebürtigen Mannheimers. Nach dem Abitur in der Quadratestadt Theologiestudium in Freiburg und Lyon, Diakonzeit in Karlsruhe und 1983 schließlich Priesterweihe. Danach absolvierte Gaiser eine dreijährige Phase als Kaplan in einer Pfarrei in der Oststadt von Karlsruhe, bevor er zwölf Jahre lang den gymnasialen Schuldienst in der Klosterschule "Unserer Lieben Frau" in Offenburg versah und dort katholische Religion unterrichtete.

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"Ein reines Mädchengymnasium mit vielen hübschen Schülerinnen", meinte Gaiser, als er dabei auch auf den Zölibat hinwies, der auf der frei gewählten Lebensform der Ehelosigkeit "um des Himmelsreichs willen" hindeute, von der Jesus Christus spreche. Der Zölibat werde als ungeteilte Nachfolge Christi und Zeichen für das endzeitliche Heil verstanden – Gaisers Ansicht nach ein "Opfer, das gelebt werden muss". Deshalb sieht er sich auch als "Hausmann ohne Haushälterin". Zudem "kriege ich immer was zum Kochen hin", sagt er. Jetzt in Neckarau kann er auch mal zur Versorgung seine beiden Schwestern oder die Mutter Gerda aufsuchen. Da ihn sein mittlerweile verstorbener Vater Heinz als kleines Kind schon nach Heiligkreuzsteinach mitnahm, fiel Gaiser 1998 der Weg in den Erholungsort nicht schwer, zumal die Urgroßmutter aus Schönau stammte. Er genoss dabei auch immer eine "freie Erziehung und eine hohe Akzeptanz für meinen Weg".

Der führte ihn am Ende in eine Situation, in der es um die Vernetzung von Menschen geht. Daher hielt Gaiser die Kommunikation – sei es in der Predigt, in Gesprächskreisen und bei den vielen Fahrten mit der Gemeinde ins Ausland – für sehr wichtig. Darüber hinaus legte der noch im Heiligkreuzsteinacher Pfarrhaus Wohnende auf den Religionsunterricht in den Grundschulen sehr viel Wert, ebenso auch auf den Kontakt mit den vielen Ministranten und den Kindern, "über die man an die Eltern kommt".

Letztlich wollte Gaiser ebenfalls die segensreiche Arbeit mit den Kirchenchören in Heiligkreuzsteinach und der ehemaligen Klosterstadt nicht missen. In Schönau findet am Sonntag, 23. Juli, um 10.30 Uhr mit dem Chor ein Festgottesdienst zur Verabschiedung statt, der danach in einen Empfang und ein Kirchencafé mündet. In Wilhelmsfeld und mit Dekan Alexander Czech in Heiligkreuzsteinach gab es diese Abschiedstour mit Empfängen bereits.

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