Hochwasser in der Region

Das Rauschen riss die Anwohner aus dem Schlaf (plus Video und Fotogalerie)

Neckargemünd kam gerade noch mit einem blauen Auge davon - Hochwasser lockte Schaulustige an

14.01.2019 UPDATE: 15.01.2019 06:00 Uhr 2 Minuten

Wegen des Hochwassers waren die Parkplätze in direkter Ufernähe gesperrt. Foto: Alex

Von Nicolas Lewe und Christoph Moll

Neckargemünd. Von der Friedensbrücke bietet sich am Montagnachmittag ein beeindruckendes Bild: Der Neckar, der in der Nacht zum Montag zu beiden Seiten über seine Ufer getreten ist, fließt monströs dahin und hat durch die vielen zusätzlichen Wassermassen deutlich an Geschwindigkeit gewonnen. "So ein Hochwasser habe ich noch nie gesehen", staunt der sechsjährige Oliver. Der Erstklässler ist gerade auf dem Heimweg von seiner Schule in der Altstadt in Richtung Kleingemünd. Fasziniert beobachtet der Knirps das Naturspektakel unter sich, von dem er sich nur schwer loseisen kann.

Und da ist er nicht allein. Auch am überschwemmten Parkplatz in der Schiffsgasse, die vom Hanfmarkt hinab zum Neckar führt, haben sich einige Hochwasser-Schaulustige eingefunden. Mohammad Yosuf Ashori kommt ursprünglich aus Afghanistan und wohnt seit Kurzem in Neckargemünd. Gemeinsam mit zwei afghanischen Freunden steht er am Ufer und macht Fotos.

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Die Fraktionen zeigten sich insgesamt sehr zufrieden mit der Haushaltslage - und gaben sich mit dem positiven Gesamtbild dennoch nicht vollständig zufrieden. Alle signalisierten, dass dies kein Grund sei, die Hände in den Schoß zu legen.

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Die Fraktionen zeigten sich insgesamt sehr zufrieden mit der Haushaltslage - und gaben sich mit dem positiven Gesamtbild dennoch nicht vollständig zufrieden. Alle signalisierten, dass dies kein Grund sei, die Hände in den Schoß zu legen. Einige, darunter etwa die Freien Wähler (FW), erinnerten daran, dass es der guten Konjunktur und damit den Einnahmen aus der Einkommensteuer zu verdanken sei, dass die Gemeinde mit Rekordergebnissen wie "der höchsten Investitionsrate aller Zeiten" aufwarte. "Maßgebend dafür ist die derzeitige gute Konjunktur", war sich auch Hermann Fischer (FDP) der Abhängigkeit der kommunalen Finanzen von der allgemeinen Situation der Wirtschaft bewusst.

Friedeger Stierle (Grüne) gab sich besonders kritisch, als er sagte: "Um Vorbildgemeinde zu werden, müssen wir uns noch richtig strecken." Da mag auch schon ein bisschen Wahlkampfwind durch den Rathaussaal geweht haben, als er etwa Transparenz und Bürgerbeteiligung in kommunalpolitischen Entscheidungen oder eine "systematische Planung" anmahnte. Außerdem forderte er einen "Masterplan für Dossenheim". Stierle bemühte mehrfach das aus der Zukunftswerkstatt heraus entstandene Leitbild.

Zentrales Thema aller Fraktionen war das Wohnen. Die Erschließung eines Neubaugebiets sei "aktuell überhaupt kein Thema", sagte Hans-Peter Stöhr (CDU). Ähnlich auch Carlo Bonifer (SPD), der davon sprach, dass keiner die Absicht habe, die im Flächennutzungsplan ausgewiesene Baureserve in absehbarer Zeit zu bebauen. Gleichzeitig lenkte Stöhr den Blick auf mögliche Folgen: verstärkte Nachverdichtung im Inneren des Ortes. Er bat die Eigentümer leer stehender Immobilien, diese dem Wohnungsmarkt zur Verfügung zu stellen. Jule Gramlich (FW) erwähnte die Vorhaben am Raiffeisenplatz und in der Schwabenheimer Straße. Fischer und Stöhr gingen auf das leer stehende Gebäude am Kronenburger Hof ein. Die Ideen der Nutzungsmöglichkeiten variierten. Generell strebt man eine Belebung des Platzes an.

Wichtig war außerdem das Thema Verkehr in all seinen Varianten. Bonifer forderte wie Stöhr und Stierle die Umsetzung des sogenannten Tögel-Plans. Dabei handelt es sich um das schon vor geraumer Zeit vom Verkehrsplaner Hans-Jürgen Tögel erarbeitete "Verkehrskonzept mit Schwerpunkt im Fußgänger- und Radverkehr". Im Jahr 2019 soll immerhin die Radwegführung über die Kreisstraßen umgesetzt werden. Die SPD kämpft weiterhin um einen erleichterten Überweg über die Querspange auf Höhe der Boschstraße. Dabei geht allerdings ohne Heidelberg nichts: Der Kreuzungsbereich befindet sich auf Gemarkung der großen Nachbarstadt.

Mehrfach wurde von Gemeinderäten auch das Mobilitätskonzept angesprochen und eine Umsetzung eingefordert. Dieses Konzept war aus der Zukunftswerkstatt in enger Zusammenarbeit mit dem Seniorenforum entstanden. Stierle brachte den Lärmaktionsplan ins Spiel und erinnerte an die Möglichkeit, geringere Grenzwerte festzulegen. Stöhr sprach außerdem noch die mit Fahrzeugen und Wohnmobilen zugeparkten Straßen an. (dw)

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Kathrin Reimer hat gerade ihre Tochter von der Musikschule abgeholt. "Wir parken sonst hier", sagt sie und zeigt auf das Parkplatzschild, das in einigen Metern Entfernung aus dem Wasser ragt. Wegen des Hochwassers habe sie nun eben einen etwas weiteren Fußweg, sie nimmt die Situation gelassen.

"Für diejenigen, die nichts damit zu tun haben, ist es interessant anzuschauen", bemerkt Julius Keller. Er und seine Frau Edith kommen aus Mühlhausen und sind zum Essen nach Neckargemünd gefahren. Nach dem Besuch eines Lokals in der Bahnhofstraße wollen sie einen Verdauungsspaziergang am Neckar machen. Das Problem: Der Fußweg führt direkt in die Fluten. Resigniert tritt das Ehepaar den Rückzug an. "Das ist dann eben höhere Gewalt", meint Edith Keller. Ihr Mann ergänzt: "Im Vergleich zu manchen Hochwassern der Vergangenheit ist das hier aber noch harmlos."

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Das zeigt sich auch einige Hundert Meter weiter an der vom Neckar abzweigenden Elsenz. Zwar kommt diese ebenfalls deutlich voluminöser daher als noch vor wenigen Tagen, doch zumindest bleibt der Fluss gestern in seinem Bett. Für den dortigen Kinderspielplatz ist das eine gute Nachricht, denn dieser wäre sonst eines der ersten Opfer, wenn die Elsenz über die Ufer tritt. Anwohnerin Corinn Anyanwu berichtet: "Ich bin heute Nacht aufgestanden, weil ich das Wasser rauschen gehört habe." Entspannt habe sie sich wieder hingelegt, als sie gesehen habe, dass die Gefahr einer Überschwemmung nicht bestand.

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Region Heidelberg. (bmi) Nicht nur am Neckar herrschte Hochwasser, auch die anderen Bäche und Flüsse der Region rund um Heidelberg hielten die Feuerwehren auf Trab. Die RNZ gibt eine Übersicht.

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Schönau: Um 13.30 Uhr war es vorbei mit der Sonntagsruhe für Hans-Peter Wey. Von da an war der Kommandant der Schönauer Feuerwehr mit seinen Kameraden bis in den frühen Montagmorgen fast pausenlos im Klosterstädtchen unterwegs. Die Bilanz: mehrere vollgelaufene Keller, überflutete Straßen, 300 Sandsäcke und rund 40 Feuerwehrleute bei 25 Einsätzen - aber vor allem keine größeren Schäden. "Die haben wir zum Glück vermeiden können, weil wir früh begonnen haben und die Abstimmung perfekt geklappt hat", lobte Wey. Das Team sei an seine Grenzen gegangen und habe mit Unterstützung des Bauhofs die vielen Einsatzstellen routiniert abgearbeitet. Schwerpunkte lagen dabei im Ortsteil Lindenbach, am Erdbeerbuckelweg und Ostheimergrund sowie am Hasselbacher Hof. Am Ortseingang Altneudorf war die L 535 am Sonntagabend überflutet.

Neckarsteinach: Hier trat die Steinach am späten Sonntagabend aus ihrem Bett und überflutete den Bachweg. Mehrere Fahrzeughalter wurden festgestellt, zwei Autos mussten abgeschleppt werden: ein Fahrzeug aus der Slowakei sowie ein Leihwagen. Zuvor hatte die Feuerwehr in Darsberg mit überfluteten Straßen und Kellern zu kämpfen.

Neckargemünd-Mückenloch: Die K 4101 oberhalb Mückenlochs stand unter Wasser, das sich auf der Straße seinen Weg in den Ort bahnte. Zusammen mit der Straßenmeisterei befreite die Feuerwehr mit knapp 20 Einsatzkräften am Sonntagabend über drei Stunden lang einen rund 200 Meter langen Erdkanal von stauenden Steinen und Gestrüpp. So blieb es bei nur einem vollgelaufenen Keller.

Meckesheim: Auch hier wurde so mancher Feuerwehrmann am Sonntagabend um kurz vor 22 Uhr aus dem Bett geklingelt. Die Elsenz und vor allem der Lobbach waren an einigen Stellen kurz vor dem Überschwappen. Die Feuerwehr brachte Sperren an, öffnete und säuberte das Stauwehr an der Elsenz. "Die Maßnahmen haben gewirkt, Gott sei dank hat es dann auch zu regnen aufgehört", berichtete Kommandant René Faul.

Lobbach: Über die Landesstraße 595 zwischen Waldwimmersbach und Haag führte am Sonntagabend zwischenzeitlich ein drei Meter breiter Strom. Die Lobbacher Feuerwehr bereinigte die verstopften Einlaufschächte und machte die Straße wieder vollends befahrbar.

Bammental: Um kurz vor 2 Uhr berieten sich Kommandant Timo Winkelbauer, Bürgermeister Holger Karl und Bauhofleiter Bernhard Diehm im Feuerwehrhaus - so sieht es die zweite Alarmstufe des Hochwasserplanes für die Elsenz vor. Nach einer Stunde Kontrollfahrten kam dann die Entwarnung: Zwei Radwege wurden gesperrt, ansonsten waren keine Maßnahmen mehr nötig.

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Und dabei sollte es Petra Polte zufolge auch bleiben. Wie die Stadtsprecherin erklärt, hat das Hochwasser in Neckargemünd seinen Höhepunkt gestern gegen 16 Uhr erreicht. Bis dahin standen die Parkplätze am Neckarlauer, unter der Friedensbrücke, am "Schwanen" in Kleingemünd und an der früheren Gaststätte im Ortsteil Rainbach unter Wasser. Die Stadt hatte die Halter der geparkten Autos am Sonntag informiert - zwei Wagen mussten abgeschleppt werden. Der Fährbetrieb im Neckarhäuserhof wurde eingestellt. Die Kreisstraße zwischen Neckargemünd und Rainbach blieb ebenso verschont wie der Lohplatz, der Hanfmarkt und die Mühlgasse.

"Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen", meint Stadtsprecherin Polte. So bald wie möglich sollen die Parkplätze gereinigt und wieder freigegeben werden. "Sonst wird der Schlamm hart wie Beton", weiß Polte, der eine Sache aber Sorgen bereitet: "Es heißt ja: Wenn auf Hochwasser Sonne scheint, kommt bald das nächste." Und gestern schien in Neckargemünd die Sonne.

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