Gutperles haben selbst Krieg und Flucht erlebt
Die Unternehmerfamilie spendete 100.000 Euro für Flüchtlinge.

Hirschberg/Viernheim. (keke) "Der Krieg in der Ukraine stellt eine seit mehr als 75 Jahren nicht mehr gekannte humanitäre Katastrophe dar." Man sieht es Werner und René Gutperle an, wie sehr auch sie der durch Russlands Kreml-Chef Wladimir Putin ausgelöste Angriffskrieg mit-nimmt. Hunderttausende Menschen, überwiegend Frauen und Kinder, haben mittlerweile Schutz in den Nachbarstaaten gesucht. "Familien wurden auseinandergerissen, weil viele Ehemänner, Väter und Söhne ihr Heimatland verteidigen", so Vater und Sohn Gutperle. "Diejenigen, die in den umkämpften Städten geblieben sind, erleben Bombardierungen, Zerstörung, Leid und Tod."
Für den in Hirschberg wohnhaften Unternehmer Werner Gutperle und seine Familie gab es vor diesem Hintergrund keinen Grund, lange zu zögern. "Wir müssen etwas für die vom Krieg betroffenen Flüchtlinge tun", war man sich schnell einig: "Am besten können wir das mit einer finanziellen Unterstützung."
In der aus der Ukraine stammenden Lehrerin Larysa Kay-Kulakowski vom "Lernmobil Viernheim", die in der Erwachsenenbildung tätig ist, sowie der Sprachwissenschaftlerin Oxana Berduta von der Deutsch-Ukrainischen Gesellschaft Rhein-Neckar fanden die Gutperles geeignete Ansprechpartner für ihr Vorhaben, aus der Ukraine nach Deutschland geflüchteten Menschen mit 100.000 Euro finanzielle Hilfe und Unterstützung zu leisten.
Nicht nur er habe Not, Entbehrung, Leid und das Ende des Zweiten Weltkriegs sowie die schlimme Zeit danach am eigenen Leib erlebt, so der 82-jährige Immobilien-Investor bei der kürzlich erfolgten Scheckübergabe in der Firmenzentrale des Unternehmens in der Viernheimer Industriestraße. Auch Werner Gutperles Ende des Zweiten Weltkriegs aus dem Sudetenland vertriebene Ehefrau Gerdi Gutperle, die im Alter von zwei Jahren nach Viernheim kam, kann auf schreckliche Kindheitserinnerungen zurückblicken: "Meine Eltern und ich wurden verjagt und kamen mit kaum mehr als unseren Kleidern am Leib nach Deutschland." Da wisse man nur zu gut, was Menschen auf ihrer Flucht und ihren Ängsten vor Bomben und Zerstörung mitmachen.
Das Geld helfe in hervorragender Weise, vor Ort gezielt Hilfe zu leisten, so Kay-Kulakowski und Oxana Berduta. Die Unterstützung der Menschen in der Ukraine sei zwar nicht weniger wichtig, weil dort die Not am größten ist. Auf der anderen Seite gehe es aber darum, den Flüchtlingen vor Ort zu helfen, die hier in der Region zu Hunderten eintreffen, so Kay-Kulakowski und Berduta mit Blick auf die baden-württembergische Sammelunterkunft in Heidelberg. Auch das "Lernmobil Viernheim" bringt sich im Rahmen seiner Möglichkeiten in die aktuellen Hilfsmaßnahmen mit ein.
Die soziale Ader und Einstellung des im Jahr 2009 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichneten Ehepaars Werner und Gerdi Gutperle ist den Menschen weit über die Region hinaus bekannt. So be-treibt die Gerdi-Gutperle-Stiftung ein im Jahr 2008 eingeweihtes, 15 Millionen teures Kinderkrankenhaus im Bundesstaat Tamil Nadu in Südindien, das seit seinem Bestehen fast eine Million vorwiegend aus der ärmlichen Bevölkerung kommender kleiner Patienten ärztlich versorgt hat.
Im Zuge des verheerenden Tsunamis im Jahr 2004 hatten die Gutperles in einer anderen persönlichen Hilfsaktion zuvor innerhalb kürzester Zeit 40 Häuser als neue Unterkünfte für die ihr Hab und Gut verlorene Bevölkerung errichten lassen. "Andere Investoren übernahmen unsere Pläne, sodass in der Folge dort mehr als 900 Häuser in der gleichen Bauart entstanden sind", so Werner Gutperle.
Und nun die Großspende an die Deutsch-Ukrainische Gesellschaft Rhein-Neckar. Diese wurde 1992 vor dem Hintergrund der Tschernobyl-Katastrophe von Ernst Lüdemann ins Leben gerufen. Aufgabe der Gruppe war es, den Opfern des Atomunfalls humanitäre und medizinische Hilfe zu leisten. In den darauffolgenden Jahren organisierte der Verein zahlreiche Sommeraufenthalte für Kinder und Jugendliche aus der Region um Kiew. "Aktuell umfasst die Gesellschaft 123 deutsche und ukrainische Mitglieder", so Werner Gutperle. Deren Hauptaufgabe bestehe in der Verbreitung von Informationen unter der deutschen Bevölkerung über die ukrainische Kultur, Geschichte und Lebensweise.