Vom Reparatur-Café bis zur Abwrackprämie
Beim hybriden Klima-Workshop trugen die Hirschberger zahlreiche Ideen vor. Es wurde eine Sperrung der Oberen Bergstraße angeregt.

Von Stefan Zeeh
Hirschberg. Ideen waren am Dienstag, 25. April, beim hybriden Klima-Workshop gefragt, um das Klimaschutzkonzept, das die Gemeinde in den kommenden Monaten erstellen will, voranzubringen. "Wir wollen das Konzept mit Leben füllen", hatte der online zugeschaltete Bürgermeister Ralf Gänshirt den Workshop-Teilnehmern die Beteiligung der Öffentlichkeit an diesem Prozess erklärt. Und an Ideen zum Klimaschutz auf lokaler Ebene mangelte es den 14 im Bürgersaal des Rathauses anwesenden sowie den knapp 30 über das Internet zugeschalteten Teilnehmern keineswegs.
Bevor diese allerdings zu Papier gebracht wurden, blickte Jan Mücke vom Beratungsunternehmen "Energielenker Projects GmbH" aus Greven auf die von dem Unternehmen im Vorfeld erstellte Potenzialanalyse zurück, die er bereits vor einigen Tagen bei der Sitzung des Ausschusses für Technik und Umwelt ausführlich vorgestellt hatte. Danach produziert jeder Einwohner Hirschbergs 7,2 Tonnen CO2 jährlich. "Das ist etwas besser als der Landesdurchschnitt", erläuterte Mücke. Um den Ausstoß an Treibhausgasen bis zum Jahr 2040 auf nahezu Null zu senken, müssten jedoch einige Anstrengungen unternommen werden.
So sah Mücke etwa bei der Stromproduktion durch Photovoltaik (PV) im Gemeindegebiet einen großen Nachholbedarf. Allein auf den Dachflächen könnten Photovoltaikanlagen für 17 Megawattpeak (MWp) installiert werden, und auf Freiflächen wären es 19 MWp. Größte Bedeutung käme jedoch der Agri-PV zu, bei der landwirtschaftliche Flächen gleichzeitig für die Nahrungsmittelproduktion und die PV-Stromerzeugung genutzt werden. Hier könnten Anlagen für 120 MWp entstehen. Genügend Fläche dafür sei vorhanden, da bereits viele Areale mit Fruchtarten belegt wären, die für Agri-PV geeignet seien. Genau das hatte Gemeinderat Werner Volk (FW), selbst Obstbaumeister, allerdings für unrealistisch erachtet (die RNZ berichtete).
Bei dem Klimaschutzkonzept geht es aber nicht nur darum, Strom aus erneuerbaren Energiequellen zu produzieren. Es gilt genauso, Energie einzusparen. Einsparpotenzial sahen die Teilnehmer etwa im Verkehrssektor. Durch Geschwindigkeitsbegrenzungen, Reduzierung der Parkplätze oder den Ersatz von Ampeln durch Verkehrskreisel sowie den weiteren Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs könnte das Verkehrsaufkommen beziehungsweise der Ausstoß von Treibhausgasen verringert werden. GLH-Altgemeinderat Jürgen Glökler griff einen Vorschlag auf, der bereits vor einigen Jahrzehnten entstanden war. Danach könnte die Obere Bergstraße für den Autoverkehr gesperrt werden, sodass diese nur noch "Fußgänger, Fahrradfahrer und Reiter", so Glökler, benutzen dürften.
Als es zum nächsten Thema ging, gab es im Rathaussaal eine Unterbrechung der Internetverbindung. Nach gut zehn Minuten war man aber wieder online. "Wir hatten ein Problem mit dem Laptop", erklärte Klimaschutzmanager Merten Kuhl. In der Zwischenzeit wurden online weitere Ideen zum Thema "Reduktion des Energiebedarfs" gesammelt. Hier reichten die Vorschläge von der Sanierung kommunaler Liegenschaften über Internetfasten bis hin zu einer Abwrackprämie für Kühl- und Gefriergeräte. Erneuerbare Energien könnten dagegen durch die Schaffung von PV-Anlagen über Parkplätzen oder Radwegen erzeugt werden. Dazu wären unabhängige Beratungsangebote für Privatleute sinnvoll, ganz gleich, ob es um die Reduzierung des Energiebedarfs oder die Produktion von grünem Strom geht.
"Schöne Idee", lobte Mücke immer wieder einzelne Vorschläge, so auch zum Themenbereich "Klimaschutz im Alltag". Hier umfasste die Ideenpalette die Stärkung der lokalen Landwirtschaft, das Anbieten von Kleidertauschpartys oder Reparatur-Cafés sowie vegetarischer Menüs in Kantinen.
An die veränderten Klimabedingungen muss man sich ebenso anpassen. Deshalb sollte auf weitere Flächenversiegelungen verzichtet und Flächen entsiegelt werden. Gleichzeitig wären insektenfreundliche Pflanzungen wichtig. Gewässer, wie etwa der Apfelbach, könnten renaturiert und die Lichtverschmutzung reduziert werden. "Keine Gemeinde in der Umgebung pflanzt so wenig Bäume wie Hirschberg", kritisierte Glökler. Er forderte dementsprechend, mehr junge Bäume im Gemeindegebiet einzusetzen.
"Wir sind gerade in der Beteiligungsphase", erläuterte abschließend Kuhl die weiteren Schritte zum Klimaschutzkonzept. Als Nächstes würden die Ergebnisse der Beteiligungsphase zusammengefasst, woraufhin in Gesprächen mit der Politik eine Priorisierung erfolge und schließlich ein Maßnahmenkatalog erstellt werde.