So könnte das Neubaugebiet einmal aussehen
Die Pläne nehmen immer mehr Gestalt an. Die Ergebnisse aus dem Moro-Projekt werden im Gemeinderat dargestellt.

Von Annette Steininger
Hirschberg. Jetzt wird es in Sachen Neubaugebiet konkreter: In der Gemeinderatssitzung am kommenden Dienstag, 25. März, ab 17.30 Uhr (!) im Rathaus werden die Ergebnisse aus dem Moro-Projekt vorgestellt. Zudem soll der Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan "Rennäcker" gefasst werden.
> Das Moro-Projekt: Bei "Moro" handelt es sich um ein Modellvorhaben der Raumordnung, in dessen Zuge ein städtebaulicher Entwurf für die Fläche "Rennäcker", die sich östlich des Sportzentrums befindet, erstellt worden ist.

Dieser Entwurf wurde in zwei Sitzungen des "Beirats für flächensparendes Bauen" im Dialog zwischen drei Experten des Städtebaus und der Landschaftsarchitektur – Prof. Undine Giseke, Prof. Elisabeth Merk und Prof. Stefan Rettich – sowie Vertretern des Gemeinderats und der Verwaltung, dem Bürgermeister und Vertretern des Nachbarschaftsverbandes und des Regionalverbandes entwickelt.
Die Gemeinde hat in Zusammenarbeit mit dem Nachbarschaftsverband Heidelberg-Mannheim und dem Verband Region Rhein-Neckar an dem durch Bundesmittel geförderten Modellprojekt für eine flächensparende Siedlungsentwicklung (Moro) teilgenommen. In Hirschberg wurden in diesem Kontext städtebauliche Entwürfe für die Fläche "Rennäcker" erstellt und diskutiert.
Auch interessant
In der ersten Beiratssitzung im April 2024 ging es laut Sitzungsvorlage im Wesentlichen um die Frage, welchen grundlegenden Charakter das Gebiet haben könnte. Nach einer Ortsbesichtigung wurden drei städtebauliche Varianten entworfen. Wesentliche Gemeinsamkeit war, dass ein gemischtes Wohnquartier mit Mehrfamilienhäusern und Reihenhäusern entstehen soll.
Die bestehenden Grünstrukturen im Osten sollen erhalten und zu einer öffentlichen Grünfläche werden. Von besonderer Bedeutung war, einen sensiblen Übergang zur angrenzenden Nachbarschaft auszugestalten und das Gebiet mit dem umgebenden Landschaftsraum zu vernetzen. Im Detail würden sich die drei städtebaulichen Konzeptionen im Hinblick auf ihre Bautypologien sowie die Lage und Anordnung der Baukörper unterscheiden, heißt es in der Sitzungsvorlage.
> Die städtebaulichen Entwürfe: Auf Basis der Skizzen und Empfehlungen aus der ersten Beiratssitzung erstellte das Büro MESS Stadtplaner drei städtebauliche Entwürfe, die in der zweiten Beiratssitzung am 20. Januar dieses Jahres vorgestellt und diskutiert wurden. Die Teilnehmenden verständigten sich darauf, Variante 3 auf Basis der Empfehlungen des Beirats weiterzuentwickeln. Die Anregungen wurden durch MESS Stadtplaner eingearbeitet.
Nach dem Entwurf ist am nordwestlichen Ortsrand von Leutershausen ein gemischtes Wohnquartier geplant. Das Gebiet gliedert sich in drei Bauabschnitte: Für den Westen plant man eine "aufgebrochene Blockstruktur" mit Geschosswohnungsbau und Reihenhäusern, die sich jeweils um gemeinsame Freiräume gruppieren. Im Osten ist eine öffentliche Grünfläche vorgesehen – der vorhandene Streuobstwiesenbestand soll erhalten bleiben – , an die Mehrfamilien- und Reihenhäuser grenzen.
Auf dem nördlichen Baufeld bilden mehrere Gebäudegruppen den neuen Ortsrand. Durch die Gebäudeanordnung entstehen Grünflächen, die den Blick und Wege in die Landschaft ermöglichen. Die Gebäudehöhe liegt im gesamten Quartier überwiegend bei drei Vollgeschossen. Im Übergang zur Bestandsbebauung ist die Geschossanzahl mit Rücksicht auf die Nachbarschaft reduziert. Laut Entwurf sind bis zu 70 Wohneinheiten pro Hektar denkbar.
Die verkehrliche Erschließung erfolgt primär über die Görlitzer Straße und die Galgenstraße. Der Entwurf sieht eine zentrale Quartiersgarage und kleinere Tiefgaragen in allen Bauabschnitten vor. Alternativ sind auch mehrere Quartiersgaragen anstelle von Tiefgaragen oder ausschließlich Tiefgaragenlösungen denkbar.
> Was der Gemeinderat beschließt: Der Gemeinderat wird am Dienstag diesen städtebaulichen Entwurf zur Kenntnis nehmen. Er soll in den weiteren Planungsprozess für ein mögliches Neubaugebiet integriert werden. In einem weiteren Schritt soll der Gemeinderat am Dienstag den Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan "Rennäcker" fassen. Bekanntermaßen sind alle Fraktionen bis auf die Grüne Liste Hirschberg (GLH) grundsätzlich für ein Neubaugebiet.
> Warum nur die "Rennäcker"?: Etwas erstaunlich ist, dass von den beiden anderen potenziellen Standorten für ein Neubaugebiet an der Ladenburger und der Mannheimer Straße nicht mehr die Rede ist und keine Standortentscheidung vor dem Aufstellungsbeschluss erfolgt. Die RNZ fragte bei der Gemeinde nach, warum das so ist.
"Der Gemeinderat hat sich bei der Priorisierung der im Flächennutzungsplan zur Verfügung stehenden Flächen zunächst für die Rennäcker als Nummer eins entschieden", antwortete Hauptamtsleiter Frank Besendorfer. In diesem Gebiet gebe es 50 Grundstückseigentümer, teilte er auf Nachfrage mit. Die Gemeinde selbst habe dort nur ein Grundstück.
Ob die Gemeinde dort Grundstücke kauft oder ob dort überhaupt eine Erschließung stattfindet, hänge ganz entscheidend davon ab, wie sich die Eigentümer positionieren. "Sofern keine umfassende Mitwirkungsbereitschaft der Eigentümer vorhanden ist, kann die Priorisierung durchaus angepasst werden", erläuterte der Hauptamtsleiter. Also das Neubaugebiet durchaus an anderer Stelle entstehen.
> Die Aufstellung des Bebauungsplans: Mit dem Bebauungsplan werden folgende Ziele verfolgt: Schaffung von Wohnraum zur Deckung des "nachgewiesenen Wohnraumbedarfs", Berücksichtigung eines Anteils geförderten Wohnraums, flächensparende Siedlungsentwicklung sowie Schaffung und Erhalt von Grünflächen im Viertel.
Die für die Entwicklung vorgesehene Fläche "Rennäcker" hat eigentlich eine Größe von rund fünf Hektar. Die Außenbereichsfläche bildet einen Lückenschluss zwischen der bestehenden Wohnbebauung im Anschluss an die Königsberger Straße und Weinheimer Straße sowie den Sportflächen und dem Hilfeleistungszentrum im Westen.
Südlich grenzt die Wohnbebauung der Heddesheimer und Görlitzer Straße an, nördlich befinden sich landwirtschaftliche Flächen. Ergänzt wird das Gebiet um zwei Flurstücke am nordwestlichen Ende der Heddesheimer Straße, wodurch der Bereich eine Gesamtfläche von gut 6,1 Hektar umfasst. Weil das Areal im Norden leicht über die im Flächennutzungsplan des Nachbarschaftsverbandes Heidelberg-Mannheim vorgesehene Entwicklungsfläche hinausragt, wird eine Änderung des Plans erforderlich.
> Gibt es ein Bürgerbegehren?: Man darf gespannt sein, ob es in Folge des Aufstellungsbeschlusses zu einem Bürgerentscheid kommt. Dafür wäre ein Bürgerbegehren notwendig. Die RNZ hakte bei der Bürgerinitiative "Hirschberg gegen den Flächenverbrauch" nach, ob sie ein solches initiieren werde. Das müssten sie intern besprechen, teilte Thilo Sekol von der Bürgerinitiative mit.