Hirschberg

Sanierung der Sachsenhalle - "Viele Köche verderben den Brei"

Der Rat war sich uneins, ob man das Architekturbüro Kopp und Sättele mit der Sanierung der Sachsenhallen beauftragen sollte.

28.07.2022 UPDATE: 28.07.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 55 Sekunden
Der Gemeinderat beschloss am Dienstag bei sechs Enthaltungen, das Büro Kopp und Sättele für die Grundsanierung der Sachsenhalle zu beauftragen. Foto: Dorn

Von Annette Steininger

Hirschberg. In der letzten Sitzung vor der Sommerpause am Dienstag zeigte sich der Gemeinderat weitestgehend einig, nur bei der Beauftragung des Architekturbüros Kopp und Sättele für die Grundsanierung der Sachsenhalle gab es seitens der GLH und der SPD Diskussionsbedarf.

Auch sahen es beide Fraktionen kritisch, jetzt schon Fachplaner mit der Erstellung eines Nahwärme-Konzepts für die Hallensanierung sowie den Schulanbau zu beauftragen, "ohne sich vorher über die Ziele abgestimmt zu haben", wie Monika Maul Vogt (GLH) und Thomas Scholz (SPD) monierten.

Nahwärmekonzept wird erstellt

Einig war man sich hingegen, dass Kopp und Sättele den Auftrag für den Anbau an die Grundschule Großsachsen erhalten, um die Ganztagesbetreuung zu erweitern. Und so stimmte das Gremium letztgenanntem Punkt einmütig zu, während sich bei den beiden erstgenannten sechs Mitglieder – die komplette GLH-Fraktion und Scholz (SPD) – enthielten.

Architekt Bernd Kopp, Gemeinderat der Freien Wähler, hatte sich für befangen erklärt und hörte der Diskussion außerhalb des Ratstischs zu. Bürgermeister Ralf Gänshirt erläuterte kurz, dass man ein Nahwärmekonzept benötige, weil die bestehende Heizzentrale künftig für den kompletten Gebäudebestand nicht mehr ausreichen würde.

Auch erklärte er, warum die Verwaltung nun ein anderes Vorgehen bei der Beauftragung des Architekten für die Sachsenhalle empfahl. Das Büro Kopp und Sättele hatte bereits ein zeitliches und inhaltliches Konzept zur Sachsenhallen-Sanierung erarbeitet. Bei der Sanierung an sich wollte man ursprünglich ausschreiben und ein weiteres Planungsbüro ins Boot holen. Darin sah aber die Verwaltung nun eine Gefahr: nämlich die Schwierigkeit, Absprachen zu treffen und die Schnittstellen der einzelnen Leistungen der Büros klar abzugrenzen.

Immerhin würde mit dem Sieger des Architektenwettbewerbs für den Sachsenhallen-Anbau noch ein drittes Planungsbüro ins Spiel kommen. Gänshirt sprach sich dafür aus, "gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Situation die Vorgehensweise nicht weiter zu verkomplizieren". Dabei ging es ihm vor allem um die Organisation, das Abstimmen verschiedener Gewerke, Architekten und Planer, Lieferketten und Verfügbarkeit der Handwerker. "Da kann es schon Reibungsverluste geben."

Damit konnte er GLH-Fraktionsvorsitzende Maul-Vogt nicht überzeugen. "Die Argumente reichen uns nicht aus." Die Leistungen seien definiert worden, man könne sie klar voneinander abgrenzen. "Wir halten eine öffentliche Ausschreibung, so wie sie vorgesehen war, für den richtigen Weg", betonte Maul-Vogt. Dies im Sinne eines echten Wettbewerbsverfahrens und von Transparenz. Auch störte sie sich am Vorgehen bezüglich der Fachplaner für ein Nahwärmekonzept. "Wir müssen uns doch vorher Gedanken machen, wie wir uns zukunftsorientiert aufstellen wollen." Zwar teilte Gänshirt letztere Argumentation "inhaltlich, aber nicht chronologisch". "Wir brauchen zunächst die fachliche Expertise."

In Bezug auf die Architektenbeauftragung verwies er auf die Synergien, die man sich zunutze machen könne. Und auf den schon vom Architekturbüro gesammelten Wissensschatz. Die Erfahrung habe gezeigt: "Je mehr Fachplaner am Werk sind, desto komplizierter wird es."

Christian Würz (CDU) teilte die Verwaltungsmeinung. Würde man mehrere Planungsbüros beauftragen, könnte es zu Zeitverzug kommen, befürchtete er. Kopp und Sättele sei "ein hervorragendes Büro", auch monetär sei das tragbar. Hinsichtlich der Fachplaner fürs Nahwärmekonzept hielt er es für sinnvoll, wenn diese zwei, drei Konzepte vorstellen "Wir im Gremium sind doch keine Fachleute."

Dem pflichtete Werner Volk (FW) bei. Hinsichtlich der Architekten-Entscheidung machte er deutlich, dass die Ausgangslage vor über einem Jahr noch eine andere war. "Wir haben jetzt schwierige Zeiten." Und: "Viele Köche verderben bekanntermaßen den Brei. Wenn wir schon einen guten Koch vom Ort haben, warum sollten wir das nicht nutzen?"

Scholz (SPD) überzeugte dies nicht; er sah auch "keine Veränderung gegenüber dem Sachverhalt" vor einem Jahr. Das sei auch nicht gegen Bernd Kopp gerichtet, er könne sich problemlos einem Wettbewerb stellen. Hinsichtlich des Nahwärmekonzepts fehlte es ihm auch an einer Zielrichtung mit Kriterien.

Und da setzte auch ein Antrag der GLH-Fraktion an, den Claudia Helmes am Ende der Sitzung vortrug. Die Grüne Liste beantragte für die Gebäudeteile Sachsenhalle, Anbau Sachsenhalle und Grundschule Großsachsen inklusive Erweiterung zur Ganztagesbetreuung "in der Gesamtsumme Klimaneutralität als Ziel vorzugeben" und diese Vorgabe im entsprechenden Energie- und Nahwärmekonzept für Energie-, Wärme- und Kälteversorgung zu berücksichtigen.

Helmes ging auf den Klimawandel als "eine der größten Herausforderungen unserer Zeit" ein und auf die Anstrengungen, die bereits auf Bundes- und Landesebene unternommen werden. "Leider zeigt der jährliche Klimabericht, dass unsere Gemeinde in den letzten Jahren nur wenige Erfolge erzielt hat", kritisierte Helmes. Die CO2-Emissionen seien weitgehend konstant geblieben. Entscheidende Schritte seien daher auch in Hirschberg unumgänglich und notwendig. "Es ist bereits 5 nach 12, da darf nicht weiterhin nur auf einen künftigen Klimamanager und sein Konzept verwiesen werden", fand Helmes deutliche Worte.

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