Olympia-Kino zeigte Film "Die göttliche Ordnung"
Gleichstellungsbeauftragte des Rhein-Neckar-Kreises stellte ihre Arbeit vor

Jede und jeder sollte vorhandene Angebote zum Thema Gleichstellung nutzen, machte die Gleichstellungsbeauftragte des Rhein-Neckar-Kreises, Susanne Vierling, auf ihre Arbeit aufmerksam. Mit dabei hatte sie die Porträts historisch bedeutender Vorkämpferinnen. Foto: Dorn
Von Nicoline Pilz
Hirschberg-Leutershausen. 1971 hat das kleine Dorf im Schweizer Appenzellerland noch keine einzige der sozialen Umbrüche erreicht, die durch die 68er-Bewegung ins Rollen gebracht wurden. "Die göttliche Ordnung", so betont der Dorfpfarrer bei einer Trauerfeier, weise der Frau eine dienende Rolle zu. Emanzipation hingegen sei schlicht wider die Natur. Ihm widerspricht die junge Nora. In ihrer Ansprache würdigt sie die Lebensleistung der verstorbenen Vroni als Kämpferin und betont: "Meiner Ansicht nach sieht der ‚göttliche Plan‘ vor, dass alle Menschen gleichberechtigt sind. Männer und Frauen."
Ein starkes Statement zu dieser Zeit, in der Schweizer Frauen gegen viel Widerstand das Wahlrecht für ihr Geschlecht durchboxten. Petra Volpe hat aus diesen Ereignissen das Schweizer Drama "Die göttliche Ordnung" gedreht - ein Film, den das Olympia-Kino am Weltfrauentag zeigte. "Ein tolles und ein interessantes Datum", sagte eingangs Wiebke Dau-Schmidt, die Vorsitzende des Kino-Förderkreises.
100 Jahre Frauenwahlrecht in Deutschland habe man nicht einfach so vorbeiziehen lassen wollen. Und es war ja nicht überall in Europa gleich. Gerade die Schweiz sperrte sich bei diesem Thema. Länder wie Mexiko, Griechenland, Argentinien oder Tunesien, denen man das angesichts patriarchalischer Verhältnisse eher nicht zugetraut hätte, waren viel früher dran. Bis 1990 blieb den Frauen in einigen Kantonen in Appenzell das Wahlrecht für die regionalen Volksvertretungen verwehrt.
Aber auch hierzulande bedeutet das Wahlrecht keine gleichberechtigte (politische) Teilhabe von Frauen. Von Clara Zetkins Ausspruch "gleicher Lohn für gleiche Arbeit", als eine der Wegbereiterinnen fürs Frauenwahlrecht, ist auch Deutschland meilenweit entfernt.
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"Menschen sind unterschiedlich, jede Person ist einzigartig, und alle haben das Grundrecht auf Chancengleichheit, Gleichberechtigung und Schutz vor Diskriminierung", sagt Susanne Vierling, die Gleichstellungsbeauftragte des Rhein-Neckar-Kreises, die sich am Filmabend dem anwesenden Publikum vorstellte.
Kernaufgabe der Gleichstellungsbeauftragten sei es, so Vierling, die Gleichstellung von Frauen und Männern sowohl innerhalb der Kreisverwaltung als auch für die Einwohnerinnen und Einwohner des Rhein-Neckar-Kreises weiter voranzutreiben. Des Weiteren plant sie, in den großen Außenstellen der Kreisverwaltung in Sinsheim, Weinheim und Wiesloch Sprechstunden nach Voranmeldung für die Kreiseinwohnerinnen und Kreiseinwohner anzubieten.
Auf der Homepage des Rhein-Neckar-Kreises und in der Tagespresse werden diese Sprechstunden angekündigt. "Mich interessiert, was sie bewegt", betonte sie. Und bat: "Nutzen Sie dieses Angebot." Ein kleines Geschenk hatte sie dabei, ein Postkartenset, das die Landeszentrale für politische Bildung zusammengestellt hat. Es porträtiert acht Frauen aus Baden und Württemberg, Wegbereiterinnen der Demokratie wie Clara Zetkin oder Helene Weber, die sagte: "Der reine Männerstaat ist das Verderben der Völker."
Welchen Mut und welche Beharrlichkeit es braucht, um sich als Frau Freiheiten zu erkämpfen, schilderte "Die göttliche Ordnung" sehr authentisch. Und auf 100 Jahre Frauenwahlrecht in Deutschland stieß man im Olympia-Kino mit einem Gläschen "Schriesecco" gerne an.



